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Liebling, Ich Kann Auch Anders

Liebling, Ich Kann Auch Anders

Titel: Liebling, Ich Kann Auch Anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Kast-Riedlinger
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gestand ich ihr.
    »Von wegen. Natürlich musst du ran! Schließlich gilt es außer Tamara alias Giulia auch noch Silvia zu repräsentieren.«
    Das hatte ich übersehen. Da weder Eva noch Francis in Erscheinung treten können, müssen wir den Frauen zwei Personen vorstellen. Okay, ich bin von der Partie. Vermutlich ist es auch im Interesse meines Romans, dass ich nicht nur alles vom Hörensagen weiß, sondern eine so wichtige Szene persönlich miterlebe.

     
    Giulia erzählte Marcel von der großartigen Gelegenheit, sich mit ihm heimlich zu treffen und er war inzwischen so heiß auf sie, dass er versprach, er würde alles dransetzen, dass es klappe.
    In der Folgezeit liefen die Vorbereitungen auf Hochtouren. Wenn Francis und Eva schon nicht persönlich mitwirkten, so wollten sie doch dazu beitragen, dass alles perfekt vonstatten ging und der Tag für die Frauen, die sich angemeldet hatten, ausnahmslos zu einem denkwürdigen Ereignis würde.
    Sechsunddreißig hatten fest zugesagt. Mehr als die Hälfte! Eva fand, es wäre äußerst unklug, sie alle gleichzeitig auf Magnus loszulassen, denn sie erinnerte sich sehr wohl daran, was sie empfunden hatte, als sie ihn damals im Inselhotel wiedersah. Die eine oder andere könnte umkippen oder ausflippen, wenn sie nach all den erlittenen Kränkungen und Demütigungen plötzlich mit ihm konfrontiert würde. Das Ziel war schließlich klar definiert: Die geballte Wut der Frauen sollte Magnus erschüttern, aufrütteln und ihm klar machen, dass er suchtkrank war und behandelt werden musste.
    Auf dieses Ziel galt es auch die anderen einzustimmen – in einem gruppendynamischen Prozess. Dafür klügelten sie eine spezielle Dramaturgie aus und organisierten die Veranstaltung im Stil der Ausflugsfahrt einer Interessengemeinschaft, die sie ja zweifellos bildeten. Eine Leidensgemeinschaft obendrein. Der Kategorie kann selbst ich mich zurechnen, denn ich hatte unter den Schandtaten dieses Verrückten ja auch gehörig gelitten. Schließlich hat er meine beste Freundin fast in den Wahnsinn getrieben – und was fast ebenso schlimm ist: sie mir über viel zu lange Zeit entzogen.

     
    Die Geselligkeit sollte die Frauen einander etwas näherbringen und ihren Gemeinschaftssinn fördern. Die Zusammenführung bei einem Mittagessen fand in der ›Drachenburg‹ in Gottlieben statt. Nicht nur aus kulinarischen Gründen, sondern weil der Name so schön beziehungsreich war (Treffpunkt der Rachedrachen). Außerdem bildet das Hotel- und Restaurantensemble eine eindrucksvolle historische Örtlichkeit mit viel Atmosphäre, das ganz zauberhaft – mit Blick aufs Wollmatinger Ried – am Seerhein liegt.

     
    Unser Plan sah vor, dass die Gruppe um zwei vor der ›Drachenburg‹ von einem Reisebus abgeholt würde, der uns zum Schloss Arenenberg brachte, wo wir das Napoleonmuseum besichtigen wollten. Anschließend sollte uns der Chauffeur hinter Steckborn absetzen, von wo aus wir angeblich eine Wanderung unternehmen würden. Etwa zweihundertfünfzig Meter hatten wir ja tatsächlich zu gehen. Um acht Uhr abends sollte der Bus uns an derselben Stelle wieder aufnehmen. Bei schönem Wetter sahen Eva und Francis einen Sektempfang am Seeufer vor, bei schlechtem im Inneren des Ferienhauses.

     
    Giulia besäuselte Marcel mit ihrer Monica-Bellucci-Stimme, er möge doch zusehen, dass er über Nacht bleiben könnte. Das wollte er ihr zwar nicht versprechen, doch er versicherte, alles in seiner Macht Stehende zu ermöglichen.

     
    Einen Tag vor dem denkwürdigen Datum reiste ich mit Sibylle an. Sie stieg wieder in ihrem bewährten Hotel ab, und ich wohnte in der Villa Weizenegger. Sibylle brachte mich hin und war beeindruckt. Diesmal betrat ich das Anwesen offiziell und durchs Gartentor. Magnus war – wir staunten mäßig – übers Wochenende verreist. Angeblich nach Wiesbaden. Wegen einer Immobilienangelegenheit. Möglich, dass er am Freitag tatsächlich einen Termin in Wiesbaden hatte und dort auch die Nacht verbrachte. Wir wussten nur, wo er die Nacht vom Samstag zum Sonntag verbringen wollte und fragten uns, ob er nach dem Scheitern seines Rendezvous ’ heimkommen würde.

    »Dich sehe ich dann ja wohl nicht mehr«, hatte er jedenfalls Eva vor seinem Aufbruch mit düsterer Miene hingeworfen, um sie noch einmal an das Ultimatum zu erinnern.

     
    Francis gefiel uns beiden sehr gut. Die Kinder, die sich kurz blicken ließen und dann mit dem ausgesprochen reizenden Daniel zu einem Konzert aufbrachen, übrigens

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