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Liebling, Ich Kann Auch Anders

Liebling, Ich Kann Auch Anders

Titel: Liebling, Ich Kann Auch Anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Kast-Riedlinger
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gewünscht. Bevor sich deutsche Gerichte und internationale Sportverbände mit präparierter Zahnpasta auseinandersetzen mussten, hatte Eva die Idee, ihren despotischen Lateinlehrer mit Zahnpasta ins Jenseits zu befördern, in die sie mittels einer langen Kanüle Arsen injiziert hatte. Stundenlang hatte sie sich ausgemalt, wie sie es anstellen würde. Am Genialsten erschien ihr bei ihrem Coup, dass der Tod erst dann eintreten würde, wenn der Besuch bei ihrem Peiniger schon einige Zeit zurückläge. Mit großen Freuden hatte sie diese Fiktion ausgeschmückt. Vor allem im Unterricht des potenziellen Mordopfers.
    Also, nichts wirklich Besorgniserregendes. Makabere Pubertätsfantasien, die Erwachsene in helle Aufregung zu versetzen vermochten, ohne dass mehr dahinter steckte. – Obwohl uns die jüngste Vergangenheit auch andere Facetten gezeigt hat. Aber die Weizenegger-Sprösslinge passten eindeutig nicht ins bekannte Amokläuferprofil.
    Die Sorge, die wohlerzogenen Kinder könnten sich in ihrer Wut und Enttäuschung zu Tätlichkeiten gegenüber ihrem Vater hinreißen lassen, erwies sich denn auch als unberechtigt. Doch es ergaben sich ganz andere, allerdings nicht weniger dramatische Entwicklungen.

     

29

    Evas erster Gedanke war es, ihre Koffer zu packen und auf der Stelle abzuhauen. Trotz aller Rachegelüste, die sie gegenüber Magnus hegte, wollte sie nicht, dass seine Familie ihretwegen zerbrach. Aber sie sah sich gegenüber den Kindern in der Pflicht, und sie wusste, dass klärende Gespräche nötig waren.
    Francis berichtete ihr gleich nach Magnus’ Ausbruch von dessen unerhörter Forderung und war entschieden der Meinung, dass es fatal wäre, ihm nachzugeben.
    »Du bist mein Gast, liebe Eva und ich habe dank deiner Hilfe einiges gelernt und auch an Selbstbewusstsein gewonnen. Ich werde keinesfalls zulassen, dass hier wieder Zustände einkehren wie vor deinem Eintreffen.«
    »Und wie willst du das verhindern?«
    »Eins ist mir klar geworden: Magnus ist nicht mehr der Mann, den ich geheiratet habe. Sein Minderwertigkeitskomplex war mir bewusst. Auch seine ödipalen Probleme, aber damit kam ich bislang einigermaßen klar, denn er war immer ein amüsanter Partner und ein fantastischer Vater, was so allerhand aufwog. Doch nun ist etwas dazu gekommen, das die anderen Probleme verstärkt: Er ist ein Internetjunky. Ich habe mich informiert. Diese Sucht scheint sogar recht weit verbreitet zu sein. Es gibt jedoch allerhand Therapien und zahlreiche Selbsthilfegruppen.«
    »Ich weiß. Leonardo kooperiert auch mit so einem Projekt. Eine wirklich wichtige Einrichtung. Aber mit welchen Argumenten willst du Magnus zu einer Therapie überreden? Offiziell weißt du doch gar nichts über seine Macke.«
    »Und selbst wenn – er würde es nie zugeben, wäre für kein sachliches Argument zugänglich und würde sich schon gar nicht freiwillig therapieren lassen.«
    »Ja und?«
    »Wir müssen ihm stärkere Argumente liefern. Argumente, die unter die Haut gehen und ihn wirklich überzeugen! Ich habe schon überlegt, ob ich als Guila etwas ausrichten könnte.«
    »Ah ja, auch gut …« Eva lächelte vielsagend.
    Francis fixierte sie. »Hört sich an, als hättest du schon eine Idee.«
    »Na ja, in meiner Wut auf Magnus hab ich mal den Gedanken durchgespielt, wie es wäre, eine Annonce aufzugeben, welche all die Frauen anspräche, die mit Marcel P. Erfahrungen gesammelt haben.«
    »Interessant. Da würden sich vermutlich einige melden.«
    »Eben. Und meine Fiktion bestand darin, die alle zusammenkommen zu lassen, um ihm etwas einzuheizen.«
    »Wobei Giulia den Lockvogel spielt?«
    »Ja, sie wäre prädestiniert. – Wie weit seid ihr eigentlich mit euren Annäherungen?«
    »Es läuft ganz gut. Auch wenn Giulia bislang eher wenig zu Wort kam.« Francis lächelte. »Aber schweigen kann ja auch recht nett sein, wenn es dazu dient, einem Komplimente-Regen zu lauschen.«
    »Ich weiß, wovon du sprichst, meine Liebe …«
    »Ja, es war reizvoll, da ungewohnt. Aber im Moment fühle ich mich ziemlich abgelöscht. Nach dem Zoff mit Magnus habe ich mich von Marcel via E-Mail für eine Woche verabschiedet. Geschäftsreise. – Ich bin jetzt nicht in der Stimmung für Geturtel, muss mich erst wieder fangen. Wenn wir jedoch ein konkretes Ziel ansteuern, kann ich mich – mit Blick auf eine bessere Zukunft – ganz bestimmt zu schauspielerischen Hochleistungen aufrappeln.«
    Um das Ganze ins Rollen zu bringen, setzten die beiden umgehend eine

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