Liebling, Ich Kann Auch Anders
Farben illustrierte, zog mich Eva weiter und schalt mich für meine Bescheidenheit: »Hier musst du deine Vorstellungskraft aktivieren, im Eingangsbereich, bei den Bestsellern!«
Wir lachten und fühlten uns sehr wohl bei den Aussichten, die noch Raum für alle Hoffnungen und Wünsche bargen.
Nachdem wir die Auslagen zahlreicher Geschäfte betrachtet und kommentiert hatten, steuerte ich einen Blumenladen an.
»Du willst jetzt aber kein Bouquet für Marcel P. in Auftrag geben?«
»Gewiss nicht! – Es ist für unsere Gastgeberin.«
»Gute Idee, da bringst du mich auf was!«
Nachdem ich den wirklich schön gebundenen Strauß gut verpackt in Händen hielt, lenkte Eva unsere Schritte in die Lebensmittelabteilung des großen Kaufhauses in der Fußgängerzone. Dort erstanden wir Champagner, Weißwein, allerhand See- und Meeresspezialitäten sowie einige weitere Zutaten für einen exquisiten Schmaus.
Als wir mit unseren Trophäen in die Villa zurückkehrten, kamen uns die beiden Frauen entgegen. Francis, die weit weniger bedrückt als vor unserem Aufbruch wirkte, begleitete Sibylle zu ihrem Wagen. Die musste pünktlich zur Verabredung mit der Nietenstöckel-Dame ins Hotel zurückkehren, was sie allerdings mit Blick auf unsere Einkäufe bedauerte.
Die Kinder waren dabei, eine Gemüsequiche zu fabrizieren, nach einem Rezept, das Marie-Rose von ihrer sich ebenfalls vegetarisch ernährenden Freundin bekommen hatte, und so war es ganz praktisch, dass wir zur Zubereitung unseres Mahls die Küche nicht länger in Anspruch nehmen mussten.
Marie-Rose bemerkte pragmatisch, es sei gut, dass ihr Vater nicht da sei, denn der hätte ihr mit seinen spöttischen Kommentaren sicher den Spaß verdorben. »Und uns dann trotzdem die Hälfte weggefuttert«, ergänzte Thomas.
Bevor wir uns mit unseren voll beladenen Tabletts ins Esszimmer verabschiedeten, erkundigte sich Marie-Rose etwas schüchtern, ob wir Frauen die ganze Zeit unter uns sein wollten oder ob ich auch etwas Zeit für sie hätte.
Als ich ihr eröffnete, ich bliebe noch ein paar Tage, wirkte sie ehrlich erfreut. »Das ist prima. Ich glaube, ihr tut Mama sehr gut!«
»Das hoffe ich! Aber sie trägt auch sehr viel dazu bei, dass wir uns hier wohlfühlen.«
Schließlich gestand mir Marie-Rose, sie träume davon, eines Tages einen Roman zu schreiben. Deshalb wolle, sie sich unbedingt mit mir über das ganze Drumherum unterhalten.
»Schreibst du Tagebuch?«, wollte ich wissen.
»Na ja, sporadisch.«
»Das ist schon mal gut. Führe es fort, und bemüh dich, nicht nur um deinen Nabel zu kreisen, sondern auch Beobachtungen festzuhalten, die deine Umgebung betreffen.«
»Gute Idee, da gibt’s ja einigen Stoff!« Sie seufzte.
Allerdings, und ein Ende ist nicht abzusehen, dachte ich, riet ihr dann aber, neben dem Schreiben auch viel zu lesen. »Fang am besten mit ›Bonjour Tristesse‹ an! Françoise Sagan war in deinem Alter, als sie es schrieb. Und sie landete damit einen internationalen Bestseller.«
Bei unserem Abendessen berichtete Francis von ihrem Gespräch mit Sibylle, deren Weitblick und Raffinesse sie sehr beeindruckte.
»Ich werde also morgen das Büro von Magnus bewohnbar machen. Es befindet sich in zentraler Lage und war früher mal eine Wohnung. Das heißt Küche und ein kleines Bad sind vorhanden. Außerdem gibt’s neben dem Büroraum, in dem er hinter seinem imposanten Schreibtisch sitzend persönliche oder telefonische Gespräche mit seiner Klientel führt, noch einen Besprechungsraum. Dorthin werde ich eine schöne Couch liefern lassen, die sich mit einer Hand in ein Bett verwandeln lässt. Ich habe vorhin im Möbelhaus meines Schwagers angerufen. Dort findet gerade ein Sonderverkauf von Ausstellungsstücken statt. Die Sachen können umgehend geliefert werden. Und für den kleinen Bruder gibt’s natürlich noch Extra-Rabatt. Ich helfe Magnus doch so gut ich kann … Alles weitere Notwendige bringe ich selbst hin, damit der Herr vorübergehend dort hausen kann.« Sie lächelte verschmitzt in deutlicher Freude über den Coup, den sie mit Sibylle ausbaldowert hatte.
»Ich weiß ja nicht, was er seiner Sekretärin erzählt hat. Die kommt mittwochs und freitags am Vormittag. Aber morgen besuche ich ihn in der Klinik und werde Näheres erfahren.
Ich könnte mir vorstellen, dass ihn mein Besuch nicht ausschließlich mit Freude erfüllt. Hahaha! – Aber am Ende meiner Ausführungen wird er froh und dankbar sein, wenn ich ihm die Chance gebe,
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