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Liebling, Ich Kann Auch Anders

Liebling, Ich Kann Auch Anders

Titel: Liebling, Ich Kann Auch Anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Kast-Riedlinger
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machen.

    »Ich hab noch keinen, aber meine Mutter hat schon welche geschenkt bekommen und sich jedes Mal darüber echauffiert.«
    »Ja, und?«
    Jetzt musste ich lachen. »Mit Sicherheit weiterverschenkt!«
    Nach diesem Diskurs de ovo kehrte Eva wieder zum zentralen Thema zurück.
    »Magnus hatte übrigens gar nicht so unrecht mit seiner panischen Angst vor Entdeckung. Konstanz ist eben doch sehr überschaubar. Frau Keller hat ihn erkannt. Das heißt, sie hat ihn identifiziert.«
    »Wie das?«
    »Kurz, nachdem er gegangen war, läutete sie an der Tür und brachte mir einen Blumenstrauß aus dem Garten. Du siehst, die ausgleichende Gerechtigkeit beschreitet ihre eigenen Wege … Sie fragte mich, ob sie richtig gesehen habe und mein Gast von vorhin vielleicht Weizenegger heiße.«
    »Kennt sie ihn?«
    »Ihn weniger, aber sie kannte seinen Vater, dem er wohl sehr ähnlich sieht.«
    »Aha?«
    »Und so wie es aussieht, muss sie ihn sehr gut gekannt haben, denn sie bekam ganz besonders strahlende Augen, als sie von ihm sprach. Dabei würde Magnus doch die Hand ins Feuer legen, dass sein Vater nie was mit anderen Frauen hatte.«
    »Das würden seine Kinder für ihn vielleicht auch tun. – Und, wirst du es ihm sagen?«
    »Natürlich nicht – bei seiner Paranoia! Zumindest nicht, solange ich Wert darauf lege, dass er mich hier besucht.«
    Das passierte in der Folgezeit öfter, doch diese Blitzbesuche konnten nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Beziehung, die so märchenhaft begonnen hatte, sich keineswegs in der von Eva erhofften Richtung entwickelte, sondern zunehmend unter Schwindsucht litt. Ihre gemeinsame Italienreise schien in unerreichbare Ferne gerückt. Dafür plante Magnus, den Sommerurlaub mit seiner Familie in Cinque Terre zu verbringen, wo seine Schwiegereltern ein Ferienhaus besaßen. Er erzählte Eva so begeistert davon, als handele es sich um ihrer beider Urlaubsdomizil. Dabei kam ihm offenbar gar nicht in den Sinn, dass Eva, die nie einen Fuß auf dieses Terrain setzen würde, von seinen Schilderungen nur schmerzlich berührt sein konnte.
    »Wenn ich es ganz realistisch betrachte, muss ich mir darüber klar sein, dass die Geschichte im Grunde gelaufen ist«, stellte sie eines Abends in einem Anfall von Melancholie fest. Doch sofort begehrte sie gegen sich selbst auf. »Aber das kann und will ich nicht zulassen! Es käme einer Bankrotterklärung gleich. Weißt du, Eliza, wenn es seine Qualitäten als Liebhaber wären, könnte ich mir das verzeihen. Guter Sex ist wie eine Droge. Du willst mehr davon und denkst, du kannst nicht ohne sein. Dabei trägst du allerdings nur bedingt die Verantwortung für dein Handeln, weil das meiste von Stammhirn aus gesteuert wird. Doch was Herr W. auf diesem Sektor zu bieten hat, ist ja nicht gerade berauschend. Was mich jedoch fast wahnsinnig macht und wofür ich mich schäme und geradezu hasse, ist, dass ich mich für ihn geöffnet habe und es ihm gelingen konnte, dieses verdammte Sehnsuchtsreservoir anzuzapfen, das in mir schlummert, wie in so vielen Frauen, die ich kenne. Diese Sehnsucht nach totaler Erfüllung an der Seite eines Mannes, der uns liebt. Kitsch hoch drei. Eine Schande! Ich hätte nie gedacht, dass ich für derartigen Schmus anfällig bin. Aber Fehlanzeige, absolute Fehlanzeige! Und er hat diese Schwäche hundertprozentig erfasst. Ob bewusst oder intuitiv. Jedenfalls hat er damit gespielt. Nun hat er sein Ziel erreicht. Ich bin für ihn da, gehe auf jeden seiner Wünsche ein und er kann sich meiner Zuneigung völlig sicher sein. Damit werde ich berechenbar und er des Spielens müde. Aber da spiele ich nicht mit! Ich lasse mich nicht zur Närrin machen. Er hat das Haus angezündet und sich am Feuer erwärmt. Doch nun steht es in hell lodernden Flammen. Wenn er meint, er könnte sich einfach so davonschleichen, ist er im Irrtum. Das lasse ich nicht zu!«
    Wenn ich mich nicht selbst gerade in einer derart revoltierenden Stimmung befunden hätte, hätte ich versucht, sie zu bremsen und zur Räson zu bringen. Aber sie sprach mir ja aus der Seele. Auch ich hatte keine Lust, Beni völlig unbehelligt aus meinem Leben schleichen zu lassen. Mein Giftzahn war randvoll und auch ich sah mit Freuden dem Augenblick entgegen, da ich triumphieren würde. Wart’s nur ab Maledictus …

15

     
    Sybille war aus Frankreich zurück. Ich hatte sie um eine Beratung gebeten und sie hatte fröhlich eingewilligt. Wir trafen uns am Nachmittag auf dem Marienplatz. Sie kam nur zehn

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