Liebling, Ich Kann Auch Anders
einverstanden und bugsierte mich gleich zum Queen-Size-Bett hin. Ein Griff in meine wohl präparierte Handtasche (die Zeiten unverhüllter Nähe sind passé, mein Süßer!) – und ich war mit von der Partie. Mit klammheimlicher Freude und dem animierenden Bewusstsein, dass der erste Akt unserer Abschiedstournee begonnen hatte.
… mach die Augen zu und küss ihn … Meinem Leib war er noch sehr willkommen. So schwebte ich rasch in luftigen Höhen, und Beni kündigte seinen Höhepunkt an – da klingelte sein Handy, was ihn jäh abstürzen ließ.
»Ja, ich bin gleich da«, rief er atemlos, stand auf, zog sich notdürftig an, und fluchte, weil er die andere Magnetkarte nicht fand. Sie lag unter seinem Hemd auf dem polierten Brett, das in der Zimmerbeschreibung als Schreibtisch aufgeführt war.
»Warte auf mich, ich bin gleich wieder da!«, rief er mir zu und war schon draußen.
Früher hätte ich seine Aufforderung selbstverständlich befolgt. Aber nun sah ich die Dinge anders: à la Macha: Ich war fürs Erste befriedigt, und wir waren schließlich nicht in New York, um kostbare Zeit im Bett zu vertrödeln! Ich duschte, schminkte mich ein wenig und zog ein luftiges Sommerkleid aus dem Koffer. Gerade als ich es über den Kopf warf, hörte ich Geräusche an der Tür. Dann trat Beni ein. »Hey, was ist los?«, fragte er vorwurfsvoll.
»Wir sind in New York!« Ich zog meinen Aktionsplan raus und sah nach. »Das Museum of Modern Art ist heute bis neun Uhr geöffnet und zum Empire State Building wollten wir auch am ersten Tag hochfahren.«
»Okay, und danach gehen wir in einen Club, wo es Livemusik gibt und ein Dinner-Buffet.«
»Ah ja?« Ich wunderte mich über seine Initiative.
»Ja, das haben meine beiden Kumpels vorgeschlagen, die vorhin angekommen sind.«
»Ah ja …«
Es schien ihn zu verunsichern, dass ich keine Fragen stellte, aber ich machte mir schon so meinen Reim: Der Anruf vorhin, das waren seine Kumpels. Die brauchten den Schlüssel fürs andere Zimmer. Klar! Da der Verlag zwei Zimmer bezahlte, wir beide aber nur eins belegten, hatte Herr Bauernschlau das andere unter der Hand an zwei Kumpels verhökert. War doch logisch! Entsprach voll und ganz seiner Einstellung. Ich fand’s nur nicht besonders toll, dass wir jetzt wegen der paar Dollars, die dabei zusätzlich für ihn raussprangen, unser New York Programm zu viert abspulen sollten. Aber ich schwieg und lächelte. Zum einen lieferte mir seine Entscheidung möglicherweise ein zusätzliches Argument für meine geplante Abfuhr, zum anderen warf’s vielleicht Stoff für meinen Roman ab.
Im MoMA, dem Museum of Modern Art, herrschte gigantischer Andrang, da donnerstagnachmittags ab fünf kein Eintritt mehr erhoben wird. Beni sah sich gezwungen, Vorurteile zu korrigieren. Museen waren ja nicht sein Ding, er fand sie eher langweilig. Aber die Tatsache, dass sich vor einzelnen Gemälden oder Skulpturen riesige Menschentrauben bildeten, beeindruckte ihn schon. Er drängelte sich schließlich vor und sah Werke, die er bereits in Filmen, Illustrierten, auf Kalendern oder Postkarten gesehen hatte. Und obwohl er dieses Erlebnis in manch anderem Museum auch erfahren könnte, war er richtig platt.
Im Lift zum Empire State Building und oben auf der Plattform fühlten wir uns an ›Sleepless in Seattle‹ und den darin zitierten Film ›An Affair to Remember‹ erinnert, die sich beide in Evas DVD-Sammlung befinden. Beni und ich hatten sie zur Entspannung von unserer gemeinsamen Arbeit angeschaut. Um die Träume von unserer geplanten Reise zu illustrieren …
Natürlich trieben wir es nicht ganz so toll wie damals in unserer Fantasie, aber die Worte, die wir uns zwischen den zahlreichen Küssen ins Ohr raunten, hatten es schon in sich.
Mach die Augen zu und küss mich / mach mir ruhig etwas vor …
Der Liftmann, der dergleichen Szenen gewohnt zu sein schien, hielt seine Augen weit offen – starr auf die Lift-Tür gerichtet.
Der Ausblick von der Plattform auf die Stadt war wirklich atemberaubend, zumal noch eine ganz leichte Rötung am Abendhimmel auszumachen war. Von der meiner Wangen und Ohren möchte ich hier gar nicht reden.
Beni stand hinter mir, drückte sich so fest an mich, dass ich seine Erregung spürte, legte seinen Kopf auf meine Schulter, blies mir seinen heißen Atem an den Hals und raunte mir ins Ohr, er würde es am liebsten hier mit mir treiben. Ich kicherte ein wenig, ließ mein Becken leicht vor und zurückwippen und kam mir ziemlich
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