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Liebling, Ich Kann Auch Anders

Liebling, Ich Kann Auch Anders

Titel: Liebling, Ich Kann Auch Anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Kast-Riedlinger
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verrucht vor. Ich genoss das, machte die Augen zu – und hielt die Impression, diesen Augenblick, für alle Zeiten im Kopfalbum meiner Erinnerungen fest.

     
    Mit der U-Bahn fuhren wir nach Harlem und betraten den legendären ›Cotton Club‹ wo Oliver und Jörg schon auf uns warteten. Die beiden hatten auf verschlungenen Wegen übers Internet einen billigen Flug von Salzburg über London ergattert und waren schon länger als dreißig Stunden auf den Beinen, dafür jedoch in wirklich hervorragender Stimmung.
    Da sie recht knapp bei Kasse waren, gestalteten sie ihr Programm vorwiegend nach dem Motto ›New York umsonst‹. Den Jazz/Blues-Club hatten sie deshalb ausgewählt, weil sie ja schließlich auch essen mussten und hier im Eintrittspreis ein Dinner-Buffet inbegriffen war. Ein Argument, das auch bei Beni gut ankam. Nur leider hatten sie nicht damit gerechnet, dass die Preise für Getränke gepfeffert waren. Ich erwartete, dass Beni die beiden einladen würde, nachdem er schon mit dem Zimmer seinen Reibach gemacht hatte, doch er dachte nicht daran.
    Trotz aller anfänglichen Skepsis genoss ich den Abend. Das Programm war gut, das Buffet passabel und Benis Kumpel himmelten mich an, als hätten sie seit Monaten keine Frau mehr aus der Nähe gesehen. Er schien davon nichts mitzubekommen. Erst später, als ich von einem Abstecher zum Lady’s Room zurückkehrte, schenkte auch er mir anerkennende Blicke und raunte mir ins Ohr, ich sähe klasse aus und er würde mich am liebsten auf der Stelle vernaschen.
    Damit brauchte er nicht mehr allzu lange zu warten, denn die beiden Freunde spürten allmählich die Müdigkeit und wir kehrten alle im selben Taxi zum Hotel zurück. Dort wartete der Portier mit der enttäuschenden Nachricht auf, dass für die Broadway-Stücke, die mich interessiert hätten, keine erschwinglichen Karten mehr zu bekommen seien. Doch Jörg und Oliver wussten Rat. Im Central Park gab’s gratis Theater, Opern- und Konzertaufführungen. Wir mussten eben beizeiten dort sein, aber es sei absolut üblich, während der Veranstaltungen zu picknicken.
    Ich verstand den Wink mit dem Zaunpfahl und versprach, wir würden für die Verpflegung sorgen. Sie wollten im Gegenzug Decken organisieren.
    Obwohl ich darauf erpicht war, möglichst viel von der Stadt zu sehen, verlangte auch die Zeitverschiebung einen kleinen Tribut. Nach ausgedehnter Nacht mit kopulativen Aktivitäten und gelegentlichen Schlafpausen standen wir recht spät auf.
    Wir unternahmen eine Stadtrundfahrt, die jedoch nicht allzu ergiebig war, weil wir vom Bus aus nur sehr wenig sahen. Die Busse ohne Verdeck waren alle ausgebucht und unserer hatte kein gläsernes Dach, durch das wir die Sehenswürdigkeiten, die vor allem in der Höhe angesiedelt waren, erblicken konnten. Auch klappte die Abstimmung zwischen Haltestellen und Tonband-Text ziemlich schlecht.
    Anschließend begleitete mich Beni zum Guggenheim-Museum, wo er mich zu seinem persönlichen Nachteil allein ließ. Rasch lief ich die Wendelrampe hoch, wandelte sie gemächlich und völlig verzückt wieder hinab und verweilte vor den Meisterwerken europäischer Maler des Zwanzigsten Jahrhunderts. Und wie immer, wenn ich fantastische Kunstwerke im Original sehe, die mich schon in Bildbänden beeindruckt haben, war ich begeistert und fühlte mich richtig entrückt. Zwei Stunden später holte mich Beni leider schon wieder ab. Er hatte für eine Reihe Leute alles mögliche Zeug aus diversen Drugstores besorgt, um vermutlich ordentlich Gewinn zu machen.
    In aller Eile kauften wir eine wilde Mischung an Lebensmitteln und Getränken fürs Picknick ein und trafen uns mit den beiden Freunden im Park. Sie hatten tatsächlich Decken organisiert. Das heißt, sie hatten einfach die aus dem Hotel in Isolierfolie gepackt, was sich – von meinen moralischen Bedenken abgesehen – als ausgesprochen gute Lösung erwies.
    Ein buntes Völkchen hatte sich bereits vor der Open-Air-Bühne des Rumsey Playfield niedergelassen und fast alle waren dabei, ihr Abendessen zu verzehren. Wir taten es ihnen gleich, denn wir waren alle hungrig und durstig. Und dann durften wir unter freiem Himmel bei ringsum rauschenden Bäumen und zwitschernden Vögeln im Herzen der Weltstadt und inmitten dieser fröhlichen Menschengruppen eine fantastische Aufführung der New York Grand Opera erleben: Verdis Luisa Miller. Oliver flüsterte mir ins Ohr, er habe bei einer Theateraufführung von Kabale und Liebe an der Uni mal den Rudolf

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