Liebling, Ich Kann Auch Anders
werden diesen Ausflug unser Leben lang in bester Erinnerung behalten. Er setzt einen würdigen Schlusspunkt unter eine leider eher kurze, doch sehr intensive und kreative Liebesgeschichte.«
»Aber das kannst du doch nicht bringen!«
Der Vorwurf kommt vom Richtigen. »Sicher kann ich das, warum auch nicht?«
»Aber nach allem … – Ich habe gedacht, dass wir weiterhin …«
»Aber nein, lieber Beni, wirklich nicht. Dafür bin ich zu sehr die Tochter meiner Mutter. Ich lege Wert auf klare Verhältnisse.«
»Na, du bist vielleicht witzig!«
»Danke! – Das betrachte ich als Kompliment und Zeichen deiner Souveränität.«
»Hä?«
»Na ja, ich verstehe diese Reise als angemessenes und längst überfälliges Dankeschön für mein Engagement im Zusammenhang mit deinem Roman und allem Drum und Dran. Für mich sind wir jetzt quitt. Ich bin mit dir und mir selbst im Reinen.«
Er bekam ganz enge Augenschlitze. »Steckt da etwa der Oliver dahinter?«
»Oliver? Wie bitte? Oliver hat damit rein gar nichts zu tun!«
Aber witzig wäre die Konstellation schon: Beni verschachert aus Geldgier das zweite Zimmer an seinen Freund, der ihn daraufhin ausbootet und ihm das Ergebnis seiner Geschäftsreise vermasselt. Und das Beste daran wäre, dass er S. S. unmöglich berichten könnte, wie es dazu kam.
»Ich habe doch gesehen, wie du ihm beim Abschied deine Karte gegeben hast.«
»Die habe ich im letzten Jahr rund hundert Leuten gegeben. Und mit niemandem davon ist es zu einem intimen Kontakt gekommen. Aber ich finde Oliver tatsächlich sehr sympathisch.«
»Ich hätte dann aber schon gern eine Provision, wenn es mit euch beiden hinhaut«, bemerkte er sarkastisch.
Es steht dir zu, so zu denken, Herzchen, schließlich wurde deine Mutter deinem Vater von einem Viehhändler zugeführt.
Ich sprach den Gedanken nicht aus, denn der Seitenhieb wäre alles andere als taktvoll gewesen. Überdies hätte Beni sich vermutlich darüber schwarz geärgert, dass er mir diese reizende Familiengeschichte erzählt hatte. Andererseits lasse ich mir aber auch nicht gern unterstellen, ich flatterte schmetterlingsgleich von einem Mann zum nächsten.
Deswegen gab’s schon eine kleine Spitze: »Weißt du, der Oliver unterscheidet sich auf sehr angenehme Weise von den meisten Männern seiner Altersklasse: Er hat Manieren, ist liebenswürdig, geistreich und kulturell interessiert. Das gefällt mir an ihm und ich kann mir durchaus vorstellen, mit ihm mal in die Oper oder ins Theater zu gehen. Aber was dein Drehbuch anbelangt: Du kannst mir glauben, Beni, selbst wenn ich wollte …« Was absolut nicht der Fall ist, aber ich atme zumindest mal dramatisch durch.
»Ich habe überhaupt keine Zeit. Ich stecke gerade mitten in einer sehr anspruchsvollen Übersetzung. Und dann schreibe ich an einem Roman.«
»Wie? Du schreibst an einem Roman?«
»Ja, stell dir vor! An meinem ersten eigenen Roman. Ganz allein. Und ich bin mit Begeisterung bei der Sache.«
Maledict war, wenn überhaupt, nur mäßig beeindruckt. Klar, er hatte seinen ersten Roman ja bereits hinter sich. Was ihn nun interessierte, war sein erstes Drehbuch. Und dafür brauchte er mich. Also unternahm er noch ein paar Anläufe. Doch ich blieb hart und ruckelte mich in die richtige Position zum Einschlafen.
Ich kann jederzeit überall einschlafen, wenn mir danach ist. Und ich empfinde es als angenehmen Service, dass bei Langstreckenflügen als Blitz-Einschlafhilfe Filme gezeigt werden, die mir die Zuversicht vermitteln, ich versäumte überhaupt nichts, wenn ich sie nicht sehe. So wurde diesmal der hübsche kleine Tom Cruise zu meinem ganz persönlichen Sandmännchen.
Maledict sah sehr mitgenommen aus, als wir in München ankamen. Und dafür machte ich weder Flugkrankheit noch Jetlag noch die ausschweifende Nacht davor verantwortlich, sondern seine Sorge, wie er Frau Krieglinde vermitteln sollte, dass es ihm nicht gelungen war, mich rumzukriegen. Mein Zorn auf die beiden hatte sich übrigens deutlich gemildert. Mein Mütchen war gekühlt. Mein definitiver Ex-Geliebter hatte ein für mich sehr wichtiges Versprechen eingelöst und mich nach New York eingeladen. Außerdem hatte er mit mir die Frau betrogen, mit der er mich betrogen hatte. Das enthielt doch einen ganz entschiedenen Hauch von ausgleichender Gerechtigkeit! Jedenfalls fühlte ich mich nicht mehr als die allein Betrogene und schmähliche Verliererin auf der ganzen Ebene.
Eines Tages werde ich mich für diese Freveltat in
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