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Liebling, Ich Kann Auch Anders

Liebling, Ich Kann Auch Anders

Titel: Liebling, Ich Kann Auch Anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Kast-Riedlinger
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sagen.
    Und dann erzählte er mir begeistert, Eva habe den Bericht über die Internetstudie schon an drei Print-Organe verkauft.
    Na wunderbar! Dann begann dieser Zweig ihres Engagements endlich Früchte zu tragen. In Hinblick auf Leonardos seelische Verfassung hatte sie ja auch Großes bewirkt. Seine Internetpartner-Aktivitäten hatte er völlig eingestellt, und seit Eva ihn an David verkuppelt hatte, war er ohnehin wie ausgewechselt. Die beiden verstanden sich hervorragend und besuchten einander spätestens alle vierzehn Tage. Mal in Berlin, mal in Konstanz.
    Somit hätte Eva doch im Sinne der ausgleichenden irdischen Gerechtigkeit auch endlich mal etwas Glück verdient gehabt. Aber anscheinend war es noch nicht so weit.

     
    Sie rief mich am Abend zurück. »Du wirst es nicht glauben, Eliza! Ich glaub es ja selber kaum. Einerseits finde ich es so grotesk, dass ich brüllen könnte vor Lachen, andererseits so abgrundtief, bodenlos beleidigend und demütigend, dass ich heulen könnte. Ich schiebe eine Stinkwut auf diesen miesen Schleimbeutel, diesen lächerlichen Labersack – vor allem aber auf mich selber, weil ich auf ihn reingefallen bin und ihn so vergöttert habe!«
    »Wie? Was? – Der Reihe nach, bitte!«
    »Der großartige, wunderbare, zauberhafte Magnus W. ist ein perfektes Arschloch. Sein Anbetungsgesülze und seine Ewigkeitshudeleien – alles nur heiße Luft! Und ich war blind vor Verzückung und habe Monate gebraucht, um das zu kapieren! Ich habe mein Leben quasi um ihn herumgelebt, bin Terminen ausgewichen, um für ihn auf Abruf frei zu sein, habe Rücksicht auf seine Familie und seinen Tennisclub genommen und geduldig darauf gewartet, dass er sich von seinen Verstimmungen erholte. Ich hab mich mit ein paar Brosamen abspeisen lassen, die von seinem überreich gedeckten Tisch fielen. Mein Hirn beschäftigte sich unablässig mit ihm und ein ungeheures Maß an Energien ging für ihn drauf.«
    »Das war aber deine freie Entscheidung«, wandte ich ein. Nicht etwa, um meine Freundin zu kritisieren, sondern, weil ich mich mit ihrem Fall so sehr identifizierte, dass ich ihn schon als meinen eigenen betrachtete. Mir selbst gegenüber zwinge ich mich, gegen alle emotionalen Widerstände, grundsätzlich zu verschärfter Objektivität.
    »Klar war’s meine freie Entscheidung, aber die kam ja nur zustande, weil er mir das Gefühl gab, uns verbinde etwas ganz Einzigartiges. Bis in alle Ewigkeit!«
    »Weil er in magischen Worten all das aussprach, was wir Mädels nur zu gern hören. Und wofür wir besonders empfänglich sind, wenn es uns an Selbstwertgefühl mangelt …«
    »Ja sicher. Aber trotzdem – das lasse ich mir nicht bieten! Er wird mich kennenlernen, der unermüdliche Süßholzraspler! Ich hätte mich für ihn weiß Gott in Stücke reißen lassen. Ha! Aber ich schwör dir eins: Von nun an lautet meine Devise: Liebling, ich kann auch anders!«
    »Evaschätzchen, nun klär mich doch bitte mal auf!«
    Sie stieß ein lautes, höhnisches Gelächter aus. »Ich habe dir doch von Lola M. erzählt.«
    »Ja, klar, dein neues Internet-Pseudonym.«
    »Genau. Mit dem er so entzückend geflirtet hat, während er Ariadne im Verlies unter dem Labyrinth vermodern ließ …«
    Ich ahnte Schlimmes.
    »Und über dieses prickelnde Spiel, das uns beide so inspirierte, habe ich ja auch mit dir gesprochen.«
    »Ja, klar, ausführlich.«
    »So – und jetzt halt dich fest! Dieses Riesen-A. hat überhaupt nicht geschnallt, dass ich das war!«
    »Nein! Bist du da wirklich sicher?«
    »Zitat: Aber was reibst … äh … treibst du so, unvergleichliche, bezaubernde Unbekannte, außer arglosen Männern den Kopf zu verdrehen? Und auf welchem Erdteil? Oder bist du tatsächlich nicht von dieser Welt? Zitat Ende.«
    »Mit Ariadne war er eindeutig geistreicher.«
    »Die hat sich ja auch mehr ins Zeug gelegt. Damals war die Korrespondenz ein Fulltime-Job. Als Lola M. hingegen habe ich nur gelegentlich was aus dem linken Ärmel geschüttelt.«
    »Na ja, aber kann das Ganze nicht dennoch Teil eures amüsanten Spieles sein?«
    »Nein, er hat mich wegen meines Postfachs wiederholt als Schweizerin angesprochen und mehrmals gefragt, wo ich wohne und woher ich seine Adresse habe.«
    »Hm, vermutlich hast du recht. Unfassbar!«
    »Du musst dir das mal vorstellen: Während er mich, Eva/Ariadne, die Frau, der zu begegnen er sich nicht einmal erträumt hätte, und die er forever überwältigend fand, mit einer Ausflucht nach der anderen hinhielt,

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