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Liebling, Ich Kann Auch Anders

Liebling, Ich Kann Auch Anders

Titel: Liebling, Ich Kann Auch Anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Kast-Riedlinger
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hat er bei einer vermeintlich Unbekannten sein Eroberungsgesäusel auf ein Neues abgelassen.«
    »Ich muss dir recht geben: Ein Riesen-A.«
    »Wie wahr. Wahr und unerträglich und niederschmetternd! Obendrein auf eine dreiste Art naiv. Ich könnte ihn ja auf der Stelle hochgehen lassen. Wenn er bei Verstand wäre, würde er kapieren, dass er Interesse daran hat, mich bei Laune zu halten. Aber er geht mit der größten Selbstverständlichkeit davon aus, dass ich alles edel und vornehm toleriere.«
    »Das tun die Typen alle. Und sie sind uns nützlichen Frauen auch durchaus dankbar, falls sie überhaupt je einen Gedanken an dieses Thema verschwenden. Ist ihr Bedarf gedeckt und hat die Mohrin ihre Schuldigkeit getan, dann machen sie sich sang- und klanglos vom Acker. Da gibt’s weder blumige Worte noch Blumen zum Abschied. Deswegen bin ich der Meinung, wir müssen Politiker- oder anderen Promi-Exfrauen oder -Ex-
liebchen dankbar sein, wenn sie diese traditionelle Maulkorb-Noblesse unterwandern und an die Öffentlichkeit gehen. So was verstößt natürlich gegen den guten Ton. Und in bunten Blättern dürfen dann andere Frauen über diese betrogenen, hintergangenen und gedemütigten die Nase rümpfen und sie der Stillosigkeit bezichtigen.«
    »Mein Ding wär’s ja auch nicht unbedingt, meinen Ex öffentlich mit Dreck zu bewerfen, aber eins ist sonnenklar: Sitzengelassene Frauen, die Rabatz machen, statt jede Sauerei schweigend zu erdulden, dienen der Sache der Frau mehr als die vornehmen Stummen. Sie signalisieren den Männern nämlich, dass die Zeiten sich geändert haben. Die Knaben können nicht mehr sicher sein, dass abgelegte Frauen sich grundsätzlich nobel gebärden, wenn sie selbst sich wie Wildsäue benehmen. Auch Magnus W. ist im Irrtum, wenn er glaubt, ich löse mich diskret in Luft auf.«
    »Was hast du vor?«
    »Rache ist ein Mahl, das kalt verzehrt sein will. Ich kann warten. Der richtige Moment wird kommen!«
    »Wart’s nur ab, schöner Magnus, wart’s nur ab!«
    Eva lachte. »Genau! Er wird noch an mich denken!«
    »Recht so! Übrigens, ich fliege nächste Woche nach New York!«
    Was ich eigentlich als Sensation verkünden wollte, wäre neben Evas Schicksalsschlag fast untergegangen.
    »Wie bitte?«
    »Ja, für mich ist der richtige Moment gekommen. Maledictus lädt mich ein. Eine liebenswürdige Geste – aus Geschäftsräson.«
    »Pff! – Das verschlägt mir jetzt doch die Sprache.«

17

    Mach die Augen zu und küss mich / und dann sag, dass du mich liebst …
    Meine Auseinandersetzung mit den Dingen, die sich zwischen Männlein und Weiblein abspielen, fand bereits in meiner Jugend sehr stark über Songtexte statt. Das war sicher auch einer der Gründe, weswegen ich in Englisch brillierte. Aber ich verfolgte natürlich auch die deutsche Szene der Popmusik.
    1993 brachten die Ärzte nach längerer Abstinenz wieder ein Album heraus: ›Die Bestie in Menschengestalt‹. Ein Song darauf lautet ›Mach die Augen zu‹. Der avancierte rasch zum Ohrwurm und lief Tag und Nacht im Radio.
    Auch in Mädchengruppen spielte dieses Lied eine große Rolle, lieferte es doch reichlich Stoff für Diskussionen über die zynische Kaltherzigkeit der Männer. Da ich damals als eiserne Jungfrau noch auf keine schlechten Erfahrungen mit dem anderen Geschlecht zurückblicken konnte – ebenso wenig wie auf gute – sah ich das gelassener. Mir gefiel das Lied musikalisch – und den Text fand ich vom Poetischen her weit besser als die meisten deutschen Songtexte. Der Inhalt erschien mir eher ironisch-kurios. Für eine Frau nicht zur Umsetzung zu empfehlen.
    Ich weiß genau, es ist nicht wahr, doch ich spüre keinen Unterschied, wenn du dich mir hingibst.

    Für so was ist eine Frau nicht zu haben, dachte ich damals – wie all meine Freundinnen. Doch offenbar sah ich die Dinge inzwischen nicht mehr so streng und eng, sondern eher offen und experimentierfreudig.

     
    Neben mir im Flieger saß Maledict, den ich während unseres New-York-Trips um der Illusion willen wieder Benedict nennen wollte. Und ich machte mir selbst vor, dass wir uns noch in der Phase vor seinem widerlichen Verrat befänden.
    Wir waren glücklich, gemeinsam sein Buch in brauchbare Form gebracht zu haben, und feierten das Ende unserer Arbeit sowie unsere symbiotische Liebesbeziehung mit dieser Reise in unsere gemeinsame Traumstadt. Ich schloss die Augen und legte meine Hand auf die seinige auf meinem Schenkel …. Mach mir ruhig etwas vor / ich

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