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Liebling, vergiss die Socken nicht

Liebling, vergiss die Socken nicht

Titel: Liebling, vergiss die Socken nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maeve Haran
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liebevoll zur Tür. »Gott weiß, wie das werden soll, wenn dir eine Show bevorsteht. Viel Spaß.«
    Er sah, wie ihr der Taxifahrer zum Einsteigen die Tür aufhielt. Sie hatte geglaubt, er hätte sie nur aufgrund seiner eigenen Vorbehalte vor dem Neid gewarnt, der ihr begegnen könnte, weil sie mit ihm verheiratet war. Aber er hatte es ehrlich gemeint. Er wusste nur zu gut, wie gehässig Fernsehleute sein konnten. Womöglich standen ihr harte Zeiten bevor.
    Doch als er ihr nachwinkte, ahnte nicht einmal Matt, wie hart sie sein würden.
    »Also, Leute, Ally Boyd muss ich euch ja nicht mehr vorstellen.« Bill Ford lächelte in die Runde der ungefähr zwanzig Leute, die im Produktionsteam von Hello mitarbeiteten.
    Es schüchterte Ally ein wenig ein, gleich so vielen Leuten auf einmal gegenüberzutreten. Manche schienen kaum älter zu sein als Janey. Einer der jüngsten, ein Zwanzigjähriger mit frischem Gesicht, sprang sofort auf und bot ihr seinen Platz an. Ally musste an den schrecklichen Zeitpunkt denken, ab dem sogar die Italiener nicht mehr ›Signorina‹ zu einem sagen. Weil ihr klar war, dass sie sich besonders darum bemühen musste, dazuzugehören, schüttelte sie lächelnd den Kopf und setzte sich auf den Boden.
    Als sie sich umsah, entdeckte sie nur wenige bekannte Gesichter. Nikki, die mollige Redakteurin, die sich bei der Pilotsendung um sie gekümmert hatte, Brian, der Regisseur, die boshafte Maggy natürlich und Moira, ihr persönlicher Wachhund. Die anderen kannte sie nicht.
    »Okay, zuerst die Redakteure - die Drohnen, Verzeihung, das Rückgrat des Teams. Wie sie Ihnen bald klarmachen werden, sind sie es, die hier die richtige Arbeit machen, wenn wir in den Groucho Club abzwitschern.«
    »Und das ohne Funktelefon«, fügte eine von ihnen hinzu.
    »Ich vergesse mein Funktelefon nie«, widersprach Bill. »Ich lasse es nur ausgeschaltet.«
    »Brian, unseren Regisseur, kennen Sie ja. Er ist dafür verantwortlich, wenn wir überziehen und uns großartige Publikumsreaktionen durch die Lappen gehen.« Die beiden Produktionsassistentinnen kicherten zustimmend. »An Maggy werden Sie sich bestimmt erinnern.« Er machte eine endlose Pause, bevor er weitersprach. »Diese beiden sind unsere verantwortlichen Produzenten, und dann sind da noch die wichtigsten Personen im Raum - unsere Produktionssekretärinnen.« Eine von ihnen zog zynisch eine Augenbraue hoch, und Ally lächelte ihr zu. Sie wusste noch gut, wie herablassend man sie damals behandelt hatte, als sie selbst am unteren Ende der Leiter stand. Warum merkten das Leute wie Bill Ford nicht?
    »Damit hätten wir wohl alle beisammen, Nichterwähnte eingeschlossen.«
    Vom Fußboden ertönte Protestgemurmel.
    »Habe ich jemanden vergessen?« Bill blickte sich um und warf sich dann von seinem Stuhl auf den Boden. »Louise! Wie konnte ich nur unsere Produktionsleiterin vergessen? Sie ist unentbehrlich. Louise zeichnet Rechnungen ab und genehmigt Taxifahrten. Ich küsse in Unterwerfung deine Gucci-Schuhe.« Und zu Allys Erstaunen tat er das wirklich.
    Fernsehleute, das wusste sie von früher, waren eben anders als andere Menschen. Langsam begann Ally sich zu entspannen und sich wohlzufühlen. Sie hatte ganz vergessen, wie sehr ein Fernsehteam einer Familie ähneln konnte. Es gab die gleichen unterschwelligen Strömungen und Rivalitäten wie in einer durchschnittlichen Kleinfamilie. Gleichzeitig gab es aber auch Begeisterung und ein Zusammengehörigkeitsgefühl nach dem Motto ›Wir gegen den Rest‹, das verblüffend stark war.
    Nachdem sie etwa eine Stunde lang die Pläne für die anstehenden Sendungen von Hello durchgesprochen hatten, erklärte Bill Ford die Sitzung für beendet. »Okay, wer hat Lust auf einen Quickie?«
    Nikki und Louise wechselten einen vielsagenden Blick. Bill war ein notorischer Schürzenjäger. Er nutzte seine Machtposition nicht nur dazu aus, Frauen ins Bett zu schleppen, sondern war zu allem Übel auch noch ein miserabler Liebhaber. »Dieser Typ«, hatte eine Produktionsassistentin nach einer vollkommen leidenschaftslosen Nacht berichtet, »glaubt anscheinend, eine Klitoris ist etwas, das man am besten an eine Südwand pflanzt.«
    »Ich drücke es mal anders aus.« Bill setzte ein wölfisches Grinsen auf. »Geht jemand mit in die Bar?«
    Ally überlegte kurz, ob sie sich ein Taxi schnappen und den großen Stapel Zuschauerpost lesen sollte, der als Reaktion auf die Zeitungsanzeigen von Hello eingetroffen war.
    »Sie kommen doch mit, Ally?«

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