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Liebling, vergiss die Socken nicht

Liebling, vergiss die Socken nicht

Titel: Liebling, vergiss die Socken nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maeve Haran
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euch geht«, sagte Ally und reichte Matt eine Hand, während die Spannung langsam von ihr abfiel, »aber mir ist nach einem riesengroßen Drink.«
    Dieses Mal musste Ally nur achtundvierzig Stunden warten, bis sie erfuhr, ob sie den Job bekommen würde. Stephen Cartwright rief an und sagte, dass sie in der Pilotsendung brillant gewesen sei. Sie brauche nur noch ja zu sagen, dann könne sie in einem Monat anfangen. Drei Tage in der Woche müsse sie ins Studio kommen und zusätzlich noch einige Aufzeichnungen machen. Die Zahl, die er als Monatsgehalt nannte, verschlug ihr den Atem. Doch nun, da sie nur noch zugreifen musste, wurde Ally plötzlich von Zweifeln gequält.
    »Was soll das heißen, du weißt nicht, ob du das Angebot annehmen sollst?« Susie krächzte vor Entsetzen. Sie war sofort herübergekommen, als sie die Neuigkeit gehört hatte. »Sie bieten dir eine eigene Schiene im Fernsehen an, und du weißt nicht, ob du akzeptieren sollst? Du bist verrückt. Wahnsinnig. Total durchgeknallt.«
    Ally musste lachen, als sie Janeys Jeans vom Treppengeländer klaubte. Susie war sich immer so sicher. Für sie war alles im Leben entweder schwarz oder weiß - ohne Zwischentöne.
    »Ich bin nicht verrückt.« Sie legte die Jeans sorgfältig zusammen. »Ich frage mich nur, ob es nicht der Familie schaden könnte. Janey macht nächstes Jahr Abitur, und Jess hat auch bald Prüfungen. Vielleicht ist das kein besonders günstiger Zeitpunkt dafür, meinen kleinen Aufstand zu proben. Jess ist in der Pubertät. Sie hat jetzt das Recht auf Aufmerksamkeit, nicht ich. Vielleicht sollte ich mir einen Job in einer Klinik oder so etwas Ähnliches suchen.«
    »Mein Gott, Ally, bei dir würde selbst Mutter Teresa der Geduldsfaden reißen. Jeder kann in einer Klinik jobben. Du hast Talent. Das ist kein kleiner Aufstand. Du warst unglaublich gut. Jetzt kannst du nicht einfach ablehnen.«
    Susie lief ihr nach, als Ally in Janeys Zimmer ging, um die Jeans in den Schrank zu räumen. Auf der Schwelle blieb sie verdutzt stehen. Die Wände waren schwarz gestrichen und die meisten Möbel verschwunden. Der Lead-Sänger der Cure mit seiner kohlrabenschwarzen Mähne blickte in finsterer Byron-Manier auf sie herab.
    »Du lieber Himmel, was ist denn hier passiert? Ein Zimmerbrand?«
    Ally lachte. »Janey hat es neu gestrichen. Sie ist Gruftie geworden. Nur einen Sarg als Bett habe ich ihr verboten.«
    Susie rieb sich die Augen. Als sie das letzte Mal in diesem Zimmer war, war es noch voller Rüschen und Puppen gewesen.
    Mitten in dem wilden Durcheinander aus Fan-Magazinen, Silberkettchen und Tiegeln mit schauriger Schminke entdeckte Susie eine Lyrik-Anthologie.
    Sie packte das Buch und blätterte es durch. »Ich wusste gar nicht, dass Janey auf Gedichte steht.«
    »Abiturfach Englisch. T. S. Eliot.«
    Susie stieß einen Jauchzer aus, als sie fand, was sie suchte. »Da! Er wusste es! Er hat es begriffen! Willst du etwa ein Leben wie Alfred Prüfrock, wo alles an dir vorüberzieht?« Susie hielt das Buch mit ausgestrecktem Arm vor sich hin und deklamierte theatralisch:
    »Denn alle hab‘ ich schon gekannt, sie all gekannt - Der Nächte, Morgen, Nachmittage Kreis, Ich vertat mein Leben kaffeelöffelweis«
    »Willst du das etwa auch? Dein Leben kaffeelöffelweise vertun? Du hast Talent. Du bist es dir selbst schuldig!«
    »Aber was ist mit Matt? Wie wird es für ihn sein, wenn ich ständig weg bin? Er braucht seine Familie als Zufluchtsort.«
    »Ah-ha.« Susie schüttelte wissend den Kopf. »Langsam verstehe ich. Du machst dir Sorgen, wie es auf sein zartes männliches Ego wirken wird. Vergiss es, Ally. Es wird ihm ausgesprochen gut tun.« Susie legte den Gedichtband auf Janeys chaotischen Schreibtisch zurück. »Zeig ihm, dass du mehr bist als ein dämlicher Fahrdienst. Und überhaupt«, sie legte den Arm um ihre Freundin und drückte sie, »wenn du dir wegen Janey und Jess Sorgen machst, warum fragst du sie nicht einfach? Teenager können erstaunlich scharfsinnig sein. Womöglich verraten sie dir sogar, was sie wirklich denken.«
    Unten verabschiedete sich Ally mit einer weiteren Umarmung von Susie. Was würde sie nur ohne ihre Freundin machen? Manchmal taten ihr die Männer richtig leid. Bei ihrem Wettlauf nach oben entging ihnen so vieles. Sie schufteten die ganze Zeit, sahen ihre Kinder so gut wie nie und, was am schlimmsten war, sie hatten keine Freundinnen. Nein, das stimmte nicht. Freundinnen hatten sie meist schon, die Mistkerle, was sie nicht

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