Liebling, vergiss die Socken nicht
wurde nicht besser. Ally, die sich nur allzu deutlich dessen bewusst war, wie viele Leute zuhörten und ihre Ungeduld zu verbergen suchten, blieb wieder stecken.
Und dann überfiel sie die Panik, kalt und grauenvoll. Sie begann ein drittes Mal, schaffte es fließend durch die ersten zwei Absätze und stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. Gott sei Dank, das waren die Stolpersteine gewesen. Dann versprach sie sich im letzten Satz.
Während sie noch gegen ihre Angst ankämpfte, wurde ihr klar, woran es lag. Jetzt war es wirklich ernst. Bei der Pilotsendung hatte sie nicht damit gerechnet, den Job zu bekommen. Außerdem war sie so maßlos wütend auf Maggy Mann gewesen, dass sie vergessen hatte, wo sie war und nur noch den Wunsch hatte, Maggy zu zeigen, dass sie es konnte. Und dank Maggys kleinem Trick hatte sie auch nicht vom Teleprompter ablesen müssen. Sie hatte alles improvisiert.
»Versuche noch mal, Herzchen, langsam.« Bill Fords Stimme klang zuckersüß, doch entging ihr der Groll dicht unter der Oberfläche keineswegs.
Dieses Mal würde sie es schaffen.
Sie nahm einen neuen Anlauf. Wie Laurence Olivier klang es zwar nicht gerade, aber zumindest kamen die Wörter diesmal in der richtigen Reihenfolge.
Sie bemerkte, wie das Studioteam einen fast hörbaren Seufzer der Erleichterung ausstieß, und vom Rand der Kulisse hielt ihr Nikki den aufgerichteten Daumen entgegen.
Doch das war nur die Probe gewesen. Wie, in aller Welt, würde es ihr ergehen, wenn es ernst wurde?
»Kann Ally jetzt gehen?« fragte der Aufnahmeleiter.
»Sicher.« Ally konnte Bill über die Gegensprechanlage hören, obwohl sie ihren Ohrstöpsel herausgenommen hatte. »Und sag ihr, dass sie es in Gottes Namen lernen soll, ja?«
Mit einem aufmunternden Lächeln kam Nikki zu ihr herüber. »Soll ich das Mädchen, das für den Teleprompter zuständig ist, fragen, ob sie während der Teepause noch einmal mit Ihnen probt? Sie ist unheimlich nett.«
»Ja, bitte«, sagte Ally dankbar. Als sie sich umdrehte, um ihren Ohrstöpsel abzulegen, begegnete sie Maggys Blick. Maggy war viel zu schlau, um offen zu grinsen, doch um ihre Lippen spielte ein unverkennbares Zucken, das Ally ihrem schwindenden Selbstvertrauen zuliebe zu ignorieren beschloss.
»Bernie, du musst uns zuhören!« Ohne dass sie es bemerkte, war Belindas Ton fordernd geworden. Bernie sah sie über seinen Schreibtisch hinweg an. In seinem Blick lag kalte Abneigung. Jetzt fing diese Kuh auch noch an, ihm Vorschriften zu machen. Bernie wusste genau, was Belinda von ihm hielt. Sie hatte es ihn mehr als deutlich spüren lassen. Sie hielt ihn für einen ausgedienten Veteranen, der verzweifelt versuchte, sich mit den Fingernägeln festzukrallen, wo er endlich loslassen und Raum für jüngere, begabtere Menschen schaffen sollte. Für Menschen wie Belinda.
Doch zu ihrem Pech entsprach das nicht ganz seinem Selbstbild. Er hatte im Laufe seiner Karriere schon einiges überstanden, und er hatte nicht die Absicht, jetzt von Bord zu gehen. Außerdem hatte er sowieso das Gefühl, dass Belinda in ihren Qualitäten als eine der jüngsten Produzentinnen aller Zeiten maßlos überschätzt wurde.
Doch wie, zum Teufel, kam Matt dazu, sie zu unterstützen? Matt und er waren von Anfang an zusammen gewesen. Matt war sein Geschöpf, seine Entdeckung. Er hatte seinen altmodischen Charme gesehen und sofort erkannt, dass es genau das war, was im Fernsehen wirken würde. Und es hatte gewirkt.
Mochte Matt in jüngster Zeit auch ein paar Zuschauer verloren haben, so gab es doch nach wie vor niemanden, der sich mit ihm messen konnte. Egal was Belinda sagte - Danny Wilde war keine ernsthafte Konkurrenz. Er war ein Naseweis. Er erschreckte die Omas in den Vorstädten zu Tode, während Matts Charme drei Generationen vereinte: Teenager, Mütter und Großmütter. Und nun schlugen er und Belinda irgendeine dämliche Neuaufmachung vor, die ebensogut ins Auge gehen und Matts Karriere ruinieren konnte.
»Okay, Matt, du möchtest also etwas anderes.« Bernie ignorierte Belinda geflissentlich und wandte sich direkt an Matt. »Warum fragen wir Stephen nicht, ob wir mit der Show nach Hollywood oder zu den Filmfestspielen nach Cannes gehen können? So könnten wir die großen Namen um uns scharen und aus dem Studio rauskommen.«
»Es geht doch nicht darum, nach Hollywood zu gehen, Bernie.« Matt wusste, dass Bernie ihn nicht verstehen wollte. »Die ganze Richtung der Show muss anders werden. Man kann nicht zehn Jahre
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