Liebling verzweifelt gesucht
seine Kehle war trocken, er musste trinken und etwas anderes hatte er nicht. Und das war nur der Anfang seines Martyriums.
Drei Wochen nach ihrem ersten Anruf meldete sich Frau N. mit unglaublichen Neuigkeiten bei mir. Sie hatte nicht aufgegeben, die ganze Zeit hatte sie immer wieder nach ihrem geliebten Kater gesucht. Und sie hatte ihn schließlich auch gefunden, im Waschkeller ihres Wohnhauses: halb verhungert und verdurstet, aber er lebte noch.
»Sie hatten ja so recht, Frau Kosenbach. Ich weiß nicht, warum ich nicht schon früher im Waschkeller nachgesehen habe. Überall habe ich nach Blacky gesucht, in jedem Winkel, in der gesamten Nachbarschaft. Aber der Waschkeller wird kaum noch genutzt, die Hausbewohner haben in der Regel ihre eigene Waschmaschine. Die Tür zu dem Waschkeller habe ich auch nie offen stehen sehen. Ich habe überhaupt nicht daran gedacht, dass er dort eingesperrt sein könnte. Mein armer Blacky muss eine schreckliche Zeit durchgemacht haben. Er hat sich seine Pfoten ganz blutig gescheuert. Offenbar hat er vor lauter Verzweiflung ständig an der Tür gekratzt. Er ist total abgemagert und war völligausgetrocknet. Er hat nur überlebt, weil in dem Raum ein tropfender Wasserhahn vorhanden war.«
»Das ist ja schrecklich«, sagte ich teilnahmsvoll. »Drei Wochen ohne etwas zu fressen und mit nur einem Minimum an Wasser, das ist eine sehr lange, harte Tortur. Aber was für ein Glück, dass Sie Blacky noch rechtzeitig gefunden haben.«
»Ja, ich bin sehr dankbar dafür. Ich bin gleich mit ihm in die Tierklinik gefahren. Dort ist er sofort an einen Tropf gekommen. Zum Glück war er vorher so gut genährt – er war ein richtiger kleiner Bomber –, sonst hätte er es wahrscheinlich nicht überstanden. Als ich mich dagegen entschieden habe, ihn auf Diät zu setzen, konnte ich ja nicht ahnen, dass ihm das einmal das Leben retten würde. Ich bin so froh, dass ich auf Sie gehört habe, Frau Kosenbach. Sie haben mich immer wieder darin bestärkt weiterzusuchen. Hätte ich das nicht getan, wäre Blacky tot.«
Ein paar Tage später hatte sich der Kater so weit von seiner unfreiwilligen Hungerkur erholt, dass er wieder nach Hause durfte. Natürlich bekam er dann gleich eine ordentliche Portion seines Lieblingsfutters. Auch Blacky hat eine enorme Zähigkeit und einen großen Überlebenswillen an den Tag gelegt. Es ist kaum zu glauben, dass er die drei Wochen lebend überstanden hat. Diese Geschichte zeigt wieder einmal, was für Kämpfer unsere Tiere sind und wie wichtig es auch für ihre Besitzer ist, nicht aufzugeben.
In fremden Händen
Das Telefon läutete. Am anderen Ende meldete sich eine ältere Dame. Ihr 16-jähriger Rauhaardackel Foxi war verschwunden. Sie hatte ihn zum Einkaufen mitgenommen und wie immer vor dem Supermarkt angebunden. Als sie kurze Zeit später aus dem Geschäft herauskam, war Foxi weg. Die Rentnerin bekam einen riesigen Schreck. Der Dackel war ihr Ein und Alles. Er begleitete sie überallhin und war ein treuer und braver Gefährte. Irgendjemand musste ihn vor dem Supermarkt gesehen und einfach mitgenommen haben. Frau T. war völlig verzweifelt und machte sich im Nachhinein große Vorwürfe. Aber sie hatte überhaupt nicht damit gerechnet, dass jemand auf die Idee kommen würde, ihren Hund mitzunehmen.
Ich sagte Frau T., was sie tun sollte. Zum einen sollte sie den gesamten Umkreis des Supermarkts absuchen und, falls sie ihren Hund nicht gleich fand, jeden Tag möglichst viel draußen in diesem Bereich unterwegs sein. Zumindest bestand so die Chance, Foxi vielleicht beim Gassigehen zu entdecken. Darüber hinaus war es wichtig, viele Aushänge zu machen. Ich fertigte Suchplakate für sie an, die sie in ihrem Wohnviertel und vorallem im Einzugsbereich des Supermarkts aufhängte. Wir hofften, dass irgendjemand den Rauhaardackel auf der Straße sehen und aufgrund der Suchplakate wiedererkennen würde.
Einige Tage vergingen, doch wir bekamen leider keine Meldung. Täglich rief Frau T. mich an und jedes Mal war sie noch trauriger und verzweifelter. Sie vermisste ihren kleinen Gefährten und machte sich größte Sorgen um ihn.
Dann endlich bekam ich einen Anruf von einem Mann, der an mehreren Tagen ein Wimmern und Bellen aus einer Nachbarwohnung gehört hatte. Als er mir seine Adresse gab, stellte ich gedanklich sofort eine Verbindung zum Dackel von Frau T. her. Der Anrufer wohnte nicht weit von der alten Dame entfernt. Es konnte gut sein, dass Foxi sich in der Nachbarwohnung
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