Liebling verzweifelt gesucht
Internet die Telefonnummer des Bürgermeisterbüros in Jouyen-Josas heraus. Da ich selbst kein Französisch spreche, wandte ich mich an eine Kollegin im Tierheim. Sie war bereit, die Telefonate nach Frankreich für mich zu führen. Als sie im Büro des Bürgermeisters anrief, erklärte ihr seine Sekretärin, man sei bereits informiert. Mehrere Tierfreunde aus dem größeren Einzugsbereich von Jouy-en-Josas hatten den Suchaufruf im Internet gelesen und den Bürgermeister von sich aus angerufen. Außerdem sagte die Sekretärin, im Bürgermeisterbüro habe man zwar sehr viel zu tun, aber man wolle trotzdem helfen, um die Besitzer der Katze ausfindig zu machen.
Mittlerweile hatten einige Tierfreunde im größeren Einzugsbereich von Jouy-en-Josas bereits französische Plakate mit dem Foto der kleinen Katze aufgehängt, das ich ihnen zugemailt hatte. Die ganze Umgebung war in heller Aufregung. Überall klebten die Plakate wie bei einer Präsidentenwahl. Wir hofften alle sehr, dass es nun nicht mehr lange dauern würde, bis wir erfuhren, wo die Katze hingehörte.
Circa eine Woche, nachdem Queensy bei uns eingeliefert worden war, rief mich morgens die deutsche Auswanderin Frau M. an. Sie wohnte gut 20 Kilometer von Jouy-en-Josas entfernt. Sie hatte sich das Foto der Katze aus dem Internet ausgedruckt und wollte nun zu der Straße fahren, aus der das Ehepaar H. weggezogen war. Dort würde sie versuchen, die Besitzer ausfindig zu machen. Ich setzte große Hoffnungen auf diese hilfsbereite Frau und wartete den ganzen Vormittag auf eine hoffentlich erfreuliche Nachricht. Endlich kam der ersehnte Anruf.
Queensy mit glücklichem Herrchen
»Frau Kosenbach, ich habe die Besitzer der Katze tatsächlich gefunden«, sagte Frau M. „Sie wohnen schräg gegenüber von dem ehemaligen Haus der H.s und haben Queensy schon schmerzlich vermisst. Ihre zwei kleinen Kinder, vier und sechs Jahre alt, haben viel um sie geweint. Die Familie A. war sehr angetan davon, mit welchem Einsatz fremde Leute – sogar im Ausland – für ihre Katze aktiv geworden sind. Von der großflächigen Plakataktion in ihrer Gemeinde hatten sie bisher nichts mitbekommen, weil sie etwas außerhalb wohnen. Besonders nett war eine Bemerkung des sechsjährigen Sohnes. Er wollte am liebsten gleich in einem Umzugskarton nach München reisen, um die Katze abzuholen.«
Ich bedankte mich sehr herzlich bei Frau M. Dank ihres tatkräftigen Engagements wussten wir endlich, wo Queensy hingehörte. Ich schnappte mir wieder meine Französisch sprechende Kollegin und bat sie, die Familie A. anzurufen. Madame A. erklärte ihr, sie müssten erst noch einen Weg finden, um nach München zukommen. Sie würde sich wieder melden, sobald sie wisse, wie sie es organisieren könnten. Auf ein paar Tage mehr oder weniger kam es jetzt auch nicht mehr an. Ich freute mich einfach riesig, dass Queensy bald wieder zu Hause sein würde.
Am nächsten Vormittag kam eine meiner Kolleginnen ganz aufregt zu mir gerannt. Sie sagte: »Evi, der Franzose ist da! Der Franzose ist da!« Ich konnte es kaum glauben und lief rasch zur Zentrale. Dort wartete tatsächlich der sympathische Monsieur A. Er hatte sich tags zuvor gleich nach der Arbeit ins Auto gesetzt und war die ganze Nacht durchgefahren, damit er Queensy möglichst schnell nach Hause bringen konnte. Ich strahlte über das ganze Gesicht. Diese Leute mussten ihre Katze wirklich über alles lieben. Ich ging mit Monsieur A. zu dem Zimmer im Katzenbau, wo Queensy untergebracht war. Als sie ihn sah, rannte sie auf ihn zu, strich um seine Beine und blickte liebevoll zu ihm auf. Monsieur A. nahm sie in die Arme. Auch ihm sah man an, wie glücklich er war, sie wiederzuhaben.
Für die Rückreise hatte der fürsorgliche Mann eine äußerst komfortable Transportbox mitgebracht. Sie war innen ringsum weich gepolstert und hatte einen eingehängten Futter- und Wassernapf. Ich war begeistert. Eine solch komfortable Transportbox hatte ich noch nie gesehen. Queensy würde im Gegensatz zu ihrer unfreiwilligen Hinreise im Möbeltransporter während der Rückfahrt bestens versorgt sein. Es war eine wahre Freude, Herrchen und Katze wieder vereint zu sehen.
Monsieur A. bedankte sich sehr herzlich bei mir und meinen Kollegen und sagte, es sei ihm völlig neu,dass sich Menschen so für Tiere einsetzten, und er habe eine große Hochachtung vor dem, was wir leisteten. Ich wünschte der Katze und ihrem Herrchen eine gute Heimreise und verabschiedete mich von beiden. Der
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