Liebling verzweifelt gesucht
Radio hörte. Sofort fuhr er so schnell wie möglich ins Tierheim.
Kater Poldi (seit 16 Jahren Burli)
Bei uns verhielt Poldi sich sehr still. Er schlief fast die ganze Zeit, rührte sich kaum und fraß so gut wie nichts. Die Pfleger waren schon etwas verzweifelt. Sie hatten ihm vier verschiedene Futtersorten hingestellt, um ihn zum Fressen zu bewegen. Aber der Kater lag die meiste Zeit nur apathisch auf seinem Platz. Er tat uns allen sehr leid. Schließlich stellten wir ihn mit seinem Katzenkorbzu mir ins Büro. So hatte er zumindest den ganzen Tag lang Gesellschaft.
Im Tierheim angekommen, rannte Herr S. aufgeregt von der Zentrale zu meinem Büro. »Mein Burli, mein Burli!«, rief er. Als Poldi alias Burli ihn sah, miaute er zum ersten Mal und streckte seinem Herrchen die Pfote aus dem Korb entgegen. Herrn S. liefen vor Rührung die Tränen über die Wangen. Er hob den Kater aus dem Korb heraus und hielt ihn zärtlich auf dem Arm. Angesichts dieser Wiedersehensfreude war auch ich sehr gerührt. Die ganze Zeit über hatte Poldi in seinem Korb vor sich dahingedämmert, aber sobald er Herrn S. sah, war seine Lebensenergie mit einem Mal zurückgekehrt. Wahrscheinlich hatte er sein Herrchen schrecklich vermisst.
Herr S. wusste aus dem Radio, dass wir die erste Besitzerin von Poldi ausfindig gemacht hatten. Ängstlich fragte er mich deshalb: »Ich bekomme meinen Burli doch wieder, nicht wahr? Ich muss ihn doch nicht etwa abgeben?«
»Nein, es ist Ihr Burli, natürlich darf er bei Ihnen bleiben«, sagte ich. Der Kater hatte bei Herrn S. eine Heimat gefunden und es wäre nicht richtig gewesen, ihn nun nach 16 Jahren aus seiner gewohnten Umgebung herauszureißen.
Ich verabschiedete mich von Burli und seinem netten Herrchen. Allerdings musste ich nun Frau K. noch eröffnen, dass der zweite Besitzer von Poldi aufgetaucht war und der Kater bei ihm bleiben sollte. Ich rief sie erst am Abend von zu Hause aus an, weil ich Zeit und Ruhe für dieses Gespräch brauchte. Sie war nun einem Wechselbad der Gefühle ausgesetzt. Das war mir klar. Zuerst hatte sie sich an den Gedanken gewöhnen müssen, dass ihr Kater wiedergefunden worden war, hatte sich darüber gefreut und sich überlegt, wie sie ihn am besten auf schonende Weise mit ihrer anderen Katze bekannt machen würde. Und nun hieß es plötzlich: »Kommando zurück! Es gibt da ein zweites Herrchen, bei dem Poldi die letzten 16 Jahre glücklich war.«
Es wurde ein langes Gespräch, das – wie erwartet – auch etwas traurig war. Aber Frau K. verstand natürlich, dass es für den Kater am besten war, die letzte Zeit seines Lebens in seinem gewohnten Umfeld zu bleiben. Ich sagte ihr, sie könne den Kater bei Herrn S. jederzeit besuchen. Das hatte er freundlicherweise angeboten. Und dieses Angebot nahm sie gerne an.
Bereits ein paar Tage später rief Herr S. mich an und berichtete mir von der Begegnung. Der Kater hatte sich von Frau K. streicheln lassen und war dann wieder auf Erkundungstour in den Garten gegangen. Frau K. konnte die Geschichte auf diese Weise gut für sich abschließen und es war ihr ein großer Trost zu wissen, wie gut ihr Poldi es all die Jahre gehabt hatte.
Unklar bleibt bei dieser Geschichte, wie der Kater vor 16 Jahren von Unterhaching, seinem Zuhause bei Frau K., ins circa 30 Kilometer entfernte Glonn gelangt war. Insgesamt, das haben unsere Recherchen ergeben, war er drei bis vier Monate verschwunden, bevor er abgemagert im Garten von Herrn S. auftauchte. Und bei seinem zweiten Verschwinden nach 16 Jahren wurde er immerhin zehn Kilometer von seinem Zuhause entferntin dem Holzlagerschuppen gefunden. Zu gerne möchte ich wissen, was die Tiere in der Zeit erlebt haben, in der sie vermisst waren. Aber meistens bleibt das ihr Geheimnis.
Happy End für Hoppel und Poppel
In den Sommerferien ist im Tierheim immer besonders viel los. Vielen Menschen sind ihre Haustiere lästig, wenn sie in den Urlaub fahren. Es kommt immer wieder vor, dass Katzen, Hunde und Kleintiere einfach ausgesetzt werden. Das ist nicht nur ethisch äußerst verwerflich, sondern gilt auch als Straftat, die mit einer Geldstrafe bis zu 25 000 Euro geahndet werden kann. Die Tiere können einem sehr leidtun. Sie verstehen die Welt nicht mehr, wenn sie auf einmal irgendwo ausgesetzt werden. Zum Glück gibt es aber auch viele aufmerksame Tierfreunde, die sich solcher Tiere annehmen und sie ins Tierheim bringen. Daher ist es in Urlaubszeiten und danach besonders voll.
Manche Leute geben ihr
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