Liebling verzweifelt gesucht
Besitzer, Herrn D.,ausfindig gemacht zu haben. Sofort rief ich ihn an und erwartete natürlich, dass er angesichts dieser Neuigkeiten positiv überrascht sein würde. Als ich ihm eröffnete, dass sein Hund gefunden worden war, herrschte zunächst eine eisige Stille am Telefon. Dann sagte Herr D. fast in einem vorwurfsvollen Ton: »Sie wissen ja gar nicht, was Sie mir damit angetan haben.«
Ich erschrak. Mit einer solchen Reaktion hatte ich überhaupt nicht gerechnet. Als ich mich wieder gesammelt hatte, fragte ich Herrn D., warum ich ihm mit dieser doch eigentlich positiven Nachricht etwas angetan habe. Da erzählte er mir, wie schlimm der Verlust von Peppino für ihn gewesen sei. Herr D. hatte den Hund bereits zu sich genommen, als dieser noch ein kleiner Welpe war. Er hatte ihn großgezogen. Er war ihm stets ein toller Gefährte und Herr D. hing sehr an ihm. Eines Tages verschwand Peppino beim Gassigehen ohne Leine und tauchte nicht mehr auf.
Herr D. setzte alle Hebel in Bewegung, um seinen geliebten Hund wiederzufinden. Er meldete ihn im Tierheim als vermisst, hängte zahllose Plakate auf, sprach mit Nachbarn und Spaziergängern, suchte sogar mithilfe von Zeitungsartikeln nach Peppino. Lange Zeit gab er die Hoffnung nicht auf und glaubte fest daran, das Tier eines Tages wiederzufinden. Doch als Monate und Jahre vergingen, kam irgendwann der Punkt, an dem Herr D. sich innerlich von seinem Hund verabschiedete. Er musste die Geschichte auf irgendeine Weise für sich abschließen, denn es war zermürbend, ständig vergeblich auf die Rückkehr von Peppino zu warten.
Etwa ein Jahr, bevor ich ihn anrief, nahm Herr D.einen anderen armen Hund bei sich auf. Es handelte sich um einen Problemhund, der an einem schlechten Platz war. Seine Besitzer kamen nicht mit ihm zurecht und kümmerten sich auch zu wenig um ihn. Herr D. wollte dem Tier helfen und nahm sich seiner an. Dieser Hund vertrug sich nicht mit anderen Tieren. Daher war es ausgeschlossen, Peppino im gleichen Haushalt unterzubringen.
Herr D. befand sich in einem Dilemma. Er konnte nicht für beide Hunde sorgen. Der Hund, den er vor einem Jahr bei sich aufgenommen hatte, war kaum vermittelbar. Seine Chancen, noch einmal einen guten Platz zu finden, waren denkbar schlecht. Außerdem war es ihm kaum zuzumuten. Der Hund hatte sich bei Herrn D. sehr gut entwickelt. Es wäre grausam gewesen, ihn nun aus seinem Umfeld herauszureißen. Gleichzeitig tat es Herrn D. natürlich in der Seele weh, den lang vermissten Peppino nicht mehr aufnehmen zu können. Dass das so war, das war ihm sofort klar gewesen. Er konnte nicht beiden Hunden gerecht werden und musste sich schweren Herzens gegen seinen Peppino entscheiden. Deshalb hatte ihn die Nachricht, dass Peppino wiedergefunden worden war, im ersten Moment völlig überfordert.
Nachdem er mir all dies erzählt hatte, konnte ich mich gut in seine Lage hineinversetzen und seine erste Reaktion am Telefon besser verstehen. Ich versprach ihm, einen guten Platz für seinen Hund zu suchen. Und tatsächlich fand Peppino ein liebevolles Zuhause, wo er nun seine letzten Jahre verbringen kann. Das teilte ich seinem früheren Herrchen sofort telefonisch mit. Er war sehr erleichtert.
Da Peppino insgesamt drei Jahre lang verschwunden war, ist es so gut wie sicher, dass jemand ihn bei sich aufgenommen, aber nicht gut für ihn gesorgt hat. Jeder, der ein Tier findet, ist dazu verpflichtet, dies dem Tierheim oder der Polizei mitzuteilen. Andernfalls begeht er Fundunterschlagung, und das ist ein strafbares Delikt. Sowohl für die Besitzer, die häufig endlos ihr Tier suchen, als auch für die Tiere selbst ist dies in der Regel eine schlimme Situation. Ich kann daher nur an alle Tierfreunde appellieren: Bitte kümmern Sie sich um herrenlose Tiere, aber melden Sie diese umgehend bei der Vermisstenstelle des Tierheims, um den Besitzern und den Tieren unnötiges Leid zu ersparen.
Wiedergefunden nach 16 Jahren
Im April des Jahres 2012 brachten zwei Waldbesitzer einen rotgetigerten Kater ins Tierheim. Sie hatten ihn in einem Wald in der Nähe von Ebersberg in einem Schuppen gefunden, in dem sie Holz lagerten. Der Kater war ziemlich abgemagert und offensichtlich sehr alt. Ein weiteres auffälliges Merkmal: Ihm fehlten die Vorderzähne. Außerdem hatte er eine stark verblasste, kaum noch lesbare Tätowierung. Wie immer rätselte ich ewig herum, um aus den schwer erkennbaren Buchstaben und Zahlen eine logische Zeichenfolge herauszulesen.
Nach langem
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