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Lieblingslied: Roman (German Edition)

Lieblingslied: Roman (German Edition)

Titel: Lieblingslied: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K.A. Milne
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jagen, während die Mutter Mittagsschlaf hielt. Eines Nachts, als ich nicht schlafen konnte, weil mich ständig ein kleines spitzes Kinderknie in den Rücken boxte, musste ich sie schließlich daran erinnern, dass »große Mädchen« nicht im Bett der Eltern schliefen.
    Auch wenn die Launen einer Dreijährigen gelegentlich ermüdend waren, war unser Glück vollkommen. Rückblickend waren jene Jahre vielleicht die glücklichsten unseres Lebens. An den Abenden gingen wir nach Büroschluss in den Park und sahen zu, wie Hope schaukelte oder vor Freude kreischend die Rutsche hinuntersauste. Anschließend gingen wir nach Hause, sangen Lieder oder lasen Geschichten vor. An den Wochenenden fuhren wir in die Stadt, kutschierten mit Einkaufswagen durch die Geschäfte und betrachteten Schaufenster. Manchmal machten wir es uns zu Hause gemütlich und vertrieben uns die Zeit mit Spielen auf dem Wohnzimmerfußboden. Was wir auch taten oder nicht taten, das Wichtigste war, dass wir zusammen waren.
    Einfach ausgedrückt, wir hatten damals alles, was wir brauchten und genug Zeit füreinander als Familie, die wir ausgiebig genossen. Doch tief in meinem Inneren (und gelegentlich drängten sich diese Gedanken auch in den Vordergrund) hatte ich das Gefühl, nicht den Erfolg im Berufsleben zu haben, den ich mir erträumt hatte. Vor allem trieb mich die Sorge um, noch immer nicht so viel Geld zu verdienen, um meiner Familie das Leben zu bieten, das ihr zustand. Wir kamen über die Runden, mehr nicht. War unser Zuhause geräumig genug? War ein Apartment der richtige Ort, um ein Kind großzuziehen? Und was war mit Rücklagen für die Zukunft? Verdiente ich genug, um Hope eine Collegeausbildung zu finanzieren? Unser Guthaben auf dem Konto wuchs nicht schnell genug, um Ausgaben dieser Art zu decken. Und ich musste fürchten, dass das so bleiben würde.
    Zu allem Übel fühlte ich mich vor allem beim Gedanken an Stuart stets als Niete. Er hatte bereits genug Geld, um beide Söhne auf das College zu schicken. Sein Anwesen, die Autos, sein Boot, sein Campingwagen, alles war bar bezahlt. Und er »verdiente« monatlich mehr an Zinsen als ich in einem Jahr. Das, so fand ich, war eigentlich nicht fair. Es fiel mir schwer, meine Eifersucht nicht zu zeigen – besonders während unserer Besuche einmal im Monat auf ihrem Anwesen in Fresno, wo wir zum Sonntagsessen eingeladen waren. Beim Spaziergang durch den gepflegten Garten oder dem Bad in ihrem Pool musste ich erkennen, dass ich weit von einer Karriere entfernt war, die man als erfolgreich bezeichnen konnte.
    »Es geht uns gut«, erinnerte Anna mich, als ich auf der Rückfahrt vom Besuch bei ihrem Bruder über mein Gehalt jammerte. »Wir sind glücklich. Und Glück kann man mit keinem Geld der Welt kaufen.« Sie sagte das Richtige, aber ich spürte, dass sie sich dabei selbst zu überzeugen versuchte.
    »Dein Bruder ist ebenfalls glücklich. Und er schwimmt im Geld.«
    »Geld ist ihm gleichgültig. Das weißt du genau.«
    »Weil er mehr davon hat, als er je ausgeben kann. Kommt dir unsere Wohnung im Vergleich zu seiner Luxusvilla nicht auch reichlich eng vor? Wenn ich nur so viel verdienen würde, dass wir uns ein Haus leisten können! Das wäre schon ein Fortschritt. Wenn wir ein zweites Schlafzimmer hätten, könnten wir das als privates Arbeitszimmer nutzen. Außerdem kommt Hope bald in die Schule. Wäre wichtig, in einer besseren Gegend mit einer guten Schule zu wohnen.«
    Anna dachte kurz nach. »Ein Haus wäre schön.« Der Ton, in dem sie das sagte, verriet, dass ihr der Gedanke nicht neu war. Sie fügte hinzu: »Vielleicht auch ein neues Auto. Dein Wagen ist dauernd in der Werkstatt, und meiner ist ebenfalls altersschwach. Die ABS -Kontrollleuchte hat gestern wieder ständig geblinkt.«
    Das Gefühl, in keiner Weise den Anforderungen des Lebens gerecht zu werden, wurde immer deprimierender. »Hm, dann müssen wir das wieder überprüfen lassen«, murmelte ich in die Defensive gedrängt.
    »Ach, da wird schon nichts sein«, wehrte Anna ab.
    »Möglich. Trotzdem möchte ich nicht, dass du und Hope sich in ein Auto mit defekten Bremsen setzen. Nicht auszudenken, wenn euch was passiert! Aber einen neuen Wagen können wir uns nicht leisten. Ich tue, was ich kann.«
    Sie tätschelte mein Knie. »Das weiß ich doch.«
    Der Rest der Fahrt verlief schweigend. Ich dachte darüber nach, wie schwierig das Leben einer Familie mit einem Alleinverdiener war. Nach Hopes Geburt hatten Anna und ich gemeinsam

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