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Lieblingsstücke

Lieblingsstücke

Titel: Lieblingsstücke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fröhlich
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kann dann solange bei Claudia schlafen. Ist alles kein Problem. Mach ich gerne für dich.«
    »Na gut«, lenkt er gnädig ein, gerade so, als hätte ich einen Riesenfehler gemacht und er all seinen Großmut zusammengenommen und mir verziehen.
    »Willst du mir in der Zeit nicht mal erzählen, was da genau los war mit Mama und dir? Was sagt denn Mama überhaupt?«, verlange ich quasi als Gegenleistung ein wenig mehr an Information.
    »Die sagt, ich soll’s nicht persönlich nehmen«, brummt er und guckt so grimmig, dass ich das Gefühl bekomme, irgendwas sehr Schlimmes verbrochen zu haben.
    »Ich soll’s nicht persönlich nehmen. Unverschämt von der«, legt er nochmal nach.
    Er soll es nicht persönlich nehmen. Das ist wahrhaftig ziemlich frech von meiner Mutter. Vor allem, weil der Satz ein Standardsatz aus dem Repertoire meines Vaters ist. Mit den eigenen Waffen geschlagen zu werden, ist doppelt hart. Und wie bitte soll man es nicht persönlich nehmen, wenn man betrogen wird? Ich konnte den Spruch nie leiden, aber hier wird doch wirklich ganz offensichtlich, wie albern er ist. Er bedeutet ja nicht mehr als: »Ich verpasse dir einen, aber du darfst nicht mal sauer sein.« Wahrscheinlich ist der Satz sogar nett gemeint. Macht die Sache aber auch nicht besser.
    »Papa, jetzt rede nicht dauernd drumherum. Ich werde
es doch eh erfahren. Sag mir, was passiert ist, und lass diese kryptischen Andeutungen«, schlage ich einen etwas strengeren Ton an. Einen Ton, den mein Vater von meiner Mutter nach all den Jahren des Ehelebens kennen sollte und auf den so konditionierte Ehemänner im Normalfall fast in pawlowscher Manier reagieren. Es funktioniert tatsächlich.
    Mein Vater zuckt mit den Schultern und sagt: »Bitte, wie du meinst. Deine Mutter war mit Fred im Bett. Gott zieht an einer Hand, der Teufel an beiden Beinen«, beendet er seine kargen Ausführungen mit einem für ihn typischen Zitat. Wilhelm Busch. Der ist mir im Moment aber eher egal. Fred ist der Mann, um den es hier augenscheinlich geht. Jetzt habe ich zwar einen Namen, bin aber eigentlich noch immer nicht weiter. Welcher Fred? Ich kenne den engeren Freundes- und Bekanntenkreis meiner Eltern, an den Namen Fred kann ich mich aber in diesem Zusammenhang nicht erinnern. Der einzige Fred, den ich kenne, ist Fred Feuerstein. Und um den wird es wohl kaum gehen.
    »Papa, geht es auch ein bisschen ausführlicher? Fred und weiter?«
    »Der Nachname tut ja nichts zur Sache«, antwortet mein Vater, »ich habe ihn beim Rasenmähen in unserem Garten erwischt.«
    Die Geschichte wird ja immer fantastischer. Beim Rasenmähen. Dass Männer mit ihrem Rasen empfindlich sind, habe ich schon gehört, obwohl mein Mann von diesem An-meinen-Rasen-darf-nur-ich-Virus leider nicht befallen ist, aber dass, wenn ein fremder Mann den Rasen mäht, es gleich als Fremdgehen und Betrug angesehen wird, ist mir dann doch neu. Und bei aller Zuneigung zum eigenen Rasen – das ist dann doch ein wenig übertrieben.
    »Papa, es wird ein Gärtner sein. Vielleicht hat Mutter jemanden für den Garten kommen lassen.«
    So schnell kann man Missverständnisse klären. Man muss nur miteinander reden, denke ich und spüre eine gewisse Erleichterung. Mein Vater lacht kurz auf. Kein schönes, freundliches Lachen. Es klingt verächtlich.
    »Gärtner, von wegen. Der Fred ist der Chef-Greenkeeper aus dem Golfclub. Da hat ihn die Erika wohl aufgelesen.«
    Was um alles in der Welt ist denn ein Greenkeeper?
    Als könnte er meine Gedanken lesen, redet Papa weiter: »Greenkeeper sind die, die sich um das Grün auf den Golfplätzen kümmern. Damit alles schön gepflegt aussieht. Die mähen und verlegen die Löcher. Und was sie sonst noch verlegen, ist mir leider erst jetzt klar geworden.«
    Hat da mein Vater soeben eine Art schlüpfrige Bemerkung gemacht? Schlüpfrige Bemerkungen mag ich nicht besonders, wenn sie aber vom eigenen Vater kommen, sind sie jedoch noch schlimmer – nämlich hochgradig peinlich.
    »Bleib sachlich, Papa«, gebe ich Hilfestellung.
    »Bin ich doch«, verteidigt er sich direkt, »der Fred war bei uns am Mähen, und da habe ich gleich geahnt, dass da was nicht stimmt. Der mäht doch nicht aus Lust und Laune unseren Rasen. Im Leben tun die meisten nix für lau, wieso sollte Fred da eine Ausnahme sein?«
    »Vielleicht hat Mama ihn bezahlt?«, versuche ich wieder, die Lage zu entspannen.
    »Das hat sie auch. Sie war mit ihm im Bett!«, schnaubt mein Vater. »Woher willst du das denn wissen?«,

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