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Liebster Mitbewohner

Liebster Mitbewohner

Titel: Liebster Mitbewohner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fiona Winter
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Mund hätte ich so etwas nicht erwartet. Ich dachte, ihr ganzes Leben dreht sich nur um das Jurastudium. Nie wäre ich auf die Idee gekommen, dass sie auch manchmal Zweifel hat, ob sie das richtige Fach studiert.“
    Wir hatten das Wohnhaus erreicht, in dem die WG lag. Felix kramte seinen Schlüssel aus der Manteltasche und schloss auf. Das erinnerte mich daran, dass Daniel mir noch immer keinen Nachschlüssel besorgt hatte. Das war durch Felix‘ Verschwinden völlig untergegangen.
    Ich trabte hinter Felix die Treppe hoch und betrachtete nachdenklich den leicht angegrauten Stoff seines Mantels. Warum hatte er die Geschichte von meinem Unibesuch hören wollen, wenn er sowieso nichts dazu sagte? Und warum sagte er eigentlich nichts? Meine Erzählung lieferte ihm doch die ideale Vorlage für einen Das-hätte-ich-dir-gleich-sagen-können- und Dranbleiben-anstatt-gleich-aufgeben-ist-eben-das-Richtige- Vortrag.
    Felix schloss die Wohnungstür auf und wir traten ein. Es dauerte genau zwei Sekunden, bis Daniel aus seinem Zimmer geschossen kam. Sein Handy hatte er noch immer am Ohr, doch ließ es mit großen Augen sinken, als er Felix‘ sah. „Du bist wieder da“, hauchte er.
    Felix zuckte mit den Achseln und zog seinen Mantel aus.
    Ich nahm Daniel vorsichtig das Handy aus der Hand. „Miri?“, flüsterte ich hinein.
    „Maja, bist du das? Was ist passiert?“
    „Tut mir leid, das ist eine Art Ausnahmesituation. Aber nichts Schlimmes. Daniel erklärt es dir bestimmt später.“
    „In Ordnung.“ Sie legte auf.
    Genau das meinte ich. Miri war die unkomplizierteste Frau, die man sich vorstellen konnte.
    Daniels Mund stand immer noch offen.
    Felix hatte sich inzwischen die Schuhe ausgezogen und steuerte auf unser beider Zimmer zu.
    Da erwachte Daniel aus seiner Starre und hielt seinen Freund am Arm fest. „Spinnst du?“, fauchte er ihn an.
    Felix hob die Augenbrauen.
    „Erst bist du zwei Tage verschwunden und dann kommst du wieder und hältst es nicht mal für nötig, mir zu erklären, was los war?“
    „Ich wusste nicht, dass ich dir Rechenschaft über mein Kommen und Gehen schuldig bin. Steht das im Mietvertrag?“ Doch mir fiel das versöhnliche Lächeln auf, das Felix Daniel schenkte. „Hör zu, ich hab die ganze Nacht nicht geschlafen und es war übelst kalt. Ich will nur noch in mein Bett.“
    Zögernd ließ Daniel Felix‘ Arm los. „Darüber reden wir noch“, murrte er.
    „Von mir aus. Solange du mich erst mal eine Woche schlafen lässt.“ Felix schlüpfte in unser Zimmer.
    Ich drückte Daniel sein Handy in die Hand. „Was mir gerade eingefallen ist: Du musst mir noch einen Nachschlüssel machen lassen.“
    „Wo hast du ihn gefunden? Und warum ist er mitgekommen? Mit dir ?“
    Ich seufzte , als mir klar wurde, dass er mein Schlüssel-Anliegen komplett überhört hatte.
    „Hast du dich etwa entschuldigt?“
    „Natürlich nicht. Wofür auch?“
    „Warum ist er dann wieder hier?“
    Ich dachte ernsthaft über die Frage nach. „Er hat rausbekommen, dass ich mir Sorgen wegen ihm gemacht habe. Ich glaube, das hat ihn etwas besänftigt. Und ihm war kalt.“
    „Ich bin dir so dankbar.“ Er umarmte mich.
    Ich stand stocksteif da und wartete, dass er sich wieder fing.
    „Andererseits: Du warst ja auch schuld, dass er verschwunden ist. Also hast du eigentlich lediglich deinen Fehler wieder ausgebügelt.“
    Na endlich. Der alte Daniel.
    Ich schob ihn von mir. „Du solltest Miri zurückrufen. Über was habt ihr eigentlich so lange am Telefon geredet?“
    Er grummelte etwas Unverständliches, drehte sich um und verschwand in sein Zimmer.
    Ich stand allein im Flur und fragte mich einen Moment, ob ich dieses Irrenhaus nicht besser verlassen sollte, solange ich noch konnte. Dann zuckte ich mit den Achseln und betrat mein und Felix‘ Zimmer. Beinahe stolperte ich über die Kisten mit meinen Sachen. Felix war ihnen anscheinend geschickt ausgewichen. Zumindest hatte ich weder ein Poltern noch Flüche gehört.
    Felix lag, wie er angekündigt hatte, bereits im Bett, den Rücken mir zugewandt.
    So leise wie möglich setzte ich mich aufs Sofa.
    „Ich glaube nicht, dass es bei mir so wäre.“
    Ich starrte zum Bett.
    Da drehte Felix sich plötzlich um und sah mich an, einen unergründlichen Ausdruck in den blaugrünen Augen. „Angenommen, ich würde meinen Job zurückbekommen und könnte wieder als Assistenzarzt in der Klinik arbeiten. Ich glaube nicht, dass ich es interessant fände. Es würde mich genauso ankotzen

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