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Liebster Mitbewohner

Liebster Mitbewohner

Titel: Liebster Mitbewohner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fiona Winter
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man sich während des Schlafens überhaupt Sachen einbilden?“
    „Verstehe ich das richtig: Du hast geschlafen, bist aufgewacht und dachtest, es hätte geklingelt? Und du dachtest, ich wäre es gewesen?“
    „Äh… das hört sich komisch an, wenn du es so sagst. Eigentlich… also….“
    Ein breites Grinsen erschien auf Felix‘ Gesicht. In Verbindung mit den glasigen Augen, den ungekämmten Haaren und dem unrasierten Kinn wirkte es beinahe manisch Ich trat vorsichtshalber einen Schritt zurück, auch wenn ich mir sicher war, dass er diesmal kein Buch in Reichweite hatte.
    „Du hast dir auch Sorgen um mich g emacht.“ Keine Frage. Eine Feststellung.
    Ich tat, als hätte ich ihn nicht verstanden. „Was?“ Zum Glück gab die Bahn, die in diesem Moment losfuhr, meiner Lüge Deckung.
    „Ich hab gesagt: Du hast dir Sorgen um mich gemacht!“, schrie Felix.
    Ich schüttelte entschuldigend den Kopf. „Tut mir leid. Viel zu laut hier.“ Doch ich musste grinsen.
    Felix grinste zurück.
    Als die Bahn weg und wieder Stille eingekehrt war, sahen wir uns schweigend an.
    „Und? Kommst du mit?“, fragte ich schließlich.
    Felix antwortete nicht.
    Ich warf verzweifelt die Arme in die Luft. „Was ist denn noch? Du benimmst dich wie ein dreijähriges Kind – allerhöchstens - ich hoffe, das weißt du. Wegen eines harmlosen Streits die ganze Nacht in einer versifften U-Bahn-Station zu verbringen. Ach, was sage ich! Eine kleine Streitigkeit, mehr war es nicht. Eine winzige Meinungsverschiedenheit! Aber von mir aus! Dann bleib halt hier. Ich werde mir sicher keine Sorgen mehr machen. Heute Nacht schlaf ich wie ein Baby. Sogar in die Uni bin ich deinetwegen gegangen. Oder eher, weil Dani mich mit seiner Paranoia sonst in den Wahnsinn getrieben hätte. Aber auch damit ist jetzt Schluss!“ Ich machte kehrt und stapfte auf die Rolltreppe zu. Als ich die B-Ebene erreichte, hörte ich plötzlich klappernden Lärm hinter mir. Ich drehte mich um. Felix kam hinter mir die Rolltreppe hochgehetzt. „Du warst in der Uni?“
    Ich starrte ihn an. „Ja. Warum?“
    „Ich dachte, du wolltest dein Studium an den Nagel hängen und irgendwas mit Kunst anfangen.“ Der Satz klang neutral, ohne irgendeine Wertung. Doch Felix‘ Gesicht war deutlich anzusehen, dass genau das ihn einige Mühe gekostet hatte.
    „Sieh an, wer will jetzt wen verarschen? Tu doch nicht so, als hättest du nicht eine klare Meinung zu dem Thema.“ Dann fiel mir etwas anderes auf. „Woher weißt du das alles? Dass ich mein Studium aufgeben und Kunst studieren will habe ich dir nicht erzählt.“
    „Soll ich dir was sagen? Ich denke, ich habe mir tatsächlich eine Erkältung e ingefangen. Wir sollten gehen, ich gehöre ins Bett.“ Zielstrebig steuerte auf die Rolltreppe zu, die ganz nach oben führte.
    Ich holte mühelos zu ihm auf und warf ihm einen mitleidigen Blick zu. „Raus mit der Sprache.“
    „Dann beantworte du zuerst meine Frage.“
    „Du hast nicht mal eine Frage gestellt, du Genie!“
    „Wollte ich aber, bevor du dieses vollkommen irrelevante Thema angeschnitten hast. Also?“
    Oben wurden wir von einer eiskalten Windböe empfangen. Felix fröstelte und vergrub seine Hände tief in den Manteltaschen.
    „Du wirst deine Frage schon verbalisieren müssen, damit ich sie beantworten kann.“
    „Wie war es in der Uni?“
    „Echt jetzt? So eine Standardfrage, und deswegen machst du hier so ein Fass auf? Also bitte: Es war okay.“
    Felix stöhnte genervt. „Du machst das schon wieder extra, oder? Ich meinte die Frage natürlich in Bezug auf deine Entscheidung, das Studium abzubrechen. Du bist trotzdem hingegangen. Hat dich das in deiner Entscheidung bestärkt oder dich an ihr zweifeln lassen?“
    Ich starrte ihn überrascht an. Doch Felix sah stur geradeaus, so dass ich nur sein Profil mustern konnte. Seine Frage war alles andere als dumm. Im Gegenteil: Sie zeugte sogar von einem gewissen Einfühlungsvermögen.
    „Es war… anders. Ganz anders als sonst.“
    Zu meiner Überraschung kommentierte Felix mein Gestammel nicht. Er sagte gar nichts. Ich hatte das Gefühl, als würde er darauf warten, dass ich fortfuhr. Mir kam es komisch vor, gerade ihm davon zu erzählen. Aber als wir minutenlang nebeneinander her trotteten und mir das Schweigen zu unangenehm wurde, gab ich nach. „Es war Strafrecht. Die Vorlesung, meine ich.“ Ich erzählte ihm, wie überraschend interessant es gewesen war und was Selina danach zu mir gesagt hatte. „Gerade aus ihrem

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