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Liebster Mitbewohner

Liebster Mitbewohner

Titel: Liebster Mitbewohner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fiona Winter
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um zu Daniel rüberzugehen und ihn zu fragen, ob er aus Felix‘ kryptischen SMSen schlau wurde. Als ich meine Hand nach der Türklinke ausstreckte klärten sich auf einen Schlag meine chaotischen Gedanken. Zurück blieb klares, befreiendes Verständnis: Felix hatte gar nicht unter einer Brücke geschlafen! Und es schien ihm gutzugehen. Zumindest so weit, dass er einigermaßen schlagfertige SMSen zustande brachte. Daniel und seine paranoiden Übertreibungen!
    Wo bist du gewesen?!
    Während ich auf eine Antwort wartete, ging ich zu Daniels Zimmer und klopfte. Die Musik lief jetzt nicht mehr ganz so laut, aber scheinbar immer noch laut genug, dass Daniel das Klopfen nicht hörte. Ich öffnete kurzerhand die Tür und spähte ins Zimmer. Mein bester Freund saß – in einer ähnlichen Haltung wie ich vor wenigen Minuten – auf dem Bett, das Handy in der Hand. Er hob den Kopf. „Ist Elena schon weg?“, fragte er gerade laut genug, dass ich ihn verstand. Noch bevor ich ihm antworten konnte, blickte er wieder auf sein Handy.
    Ich ging zu seiner Anlage und schaltete sie aus.
    „Ich will Musik hören“, maulte Daniel auch sogleich.
    „Felix ist nicht erfroren.“ Mit einem triumphierenden Grinsen drehte ich mich zu ihm um.
    Daniels Mund stand offen. Er starrte mich an. „Wie… was…?“
    „Ich habe ihn angerufen und er ist drangegangen. Wahrscheinlich, weil es eine unbekannte Nummer war. Dann hat er aufgelegt, aber wir haben SMSen geschrieben und er hat ganz sicher nicht unter einer Brücke geschlafen!“
    „Aber… wo war er dann die ganze Zeit, verdammt noch mal!“
    Das erinnerte mich an meine letzte SMS und daran, dass Felix‘ Antwort ja noch ausstand. Ich starrte auf mein Display. Keine neue Nachricht. „Jetzt antwortet er nicht mehr“, sagte ich, die Enttäuschung offen in meiner Stimme hörbar. Ich räusperte mich.
    „Wenn ich den erwische!“ Daniel war aufgestanden. Sein Handy hatte er zur Seite geworfen. „Mir so einen Schreck einzuj agen! Wenn der nach Hause kommt!“
    „Und wenn nicht?“ Wir starrten uns an.
    „Wir müssen ihn finden“, sagte Daniel schließlich. „Nur, weil er heute Nacht nicht erfroren ist, bedeutet das nicht, dass es nicht immer noch passieren kann.“
    „Fängst du schon wieder an?“
    „Sei nicht so naiv, Maja.“
    „ Ich bin naiv?“
    „Ich versuch noch mal, ihn anzurufen“, sagte Daniel, mich ignorierend, und nahm sein Handy. Ich beobachtete, wie er wählte und das Telefon dann an sein Ohr hielt. „Mailbox.“
    „Ausgeschaltet“, sagte ich.
    „Oder Akku leer.“
    „Nein, ich tippe sehr auf ausgeschaltet.“
    „Ist doch egal. Es ändert nichts daran, dass wir ihn nicht finden können.“ In diesem Moment klingelte Daniels Handy. Er starrte hoffnungsvoll auf das Display. Dann seufzte er. „Miri. Da muss ich rangehen.“
    Ich nickte und verließ das Zimmer, während Daniel das Gespräch annahm. Sein letzter Satz vor Miris Anruf spukte mir immer noch im Kopf herum. Dann wurde mir plötzlich klar, wieso. Es stimmte nicht, dass wir Felix nicht finden konnten! Es gab eine minimale Chance. Die winzigste Möglichkeit, dass ich sogar wusste, wo er sich aufhielt! Ich schnappte mir Tasche, Schlüssel und Jacke, zog meine Schuhe an und stürmte aus der Wohnung.
    Während ich die Straße entlanghetzte, rief ich mir das kurze Telefonat mit Felix ins Gedächtnis. Diese Hintergrundgeräusche… der Lärm… es hatte sich wie die Einfahrt einer Bahn angehört. Ich versuchte mich zu erinnern, ob ich auch eine Durchsage gehört hatte. Nein, ich war mir ziemlich sicher, dass da nur das Rattern der Bahn gewesen war. Natürlich hätte die Durchsage auch im Lärm untergehen können. Aber dies war mein einziger Anhaltspunkt. Eine U- oder S-Bahnstation, in der es keine automatischen Durchsagen gab. Sprich: Eine eher kleine Haltestelle. Und mir kam noch ein Gedanke: Was, wenn Felix genau dort die Nacht verbracht hatte? Es gab durchaus unterirdische Stationen, die nachts nicht abgesperrt wurden.
    Ich beschleunigte meinen Schritt. Wenn mich nicht alles täuschte, trafen auf die nächstgelegene U-Bahn-Haltestelle all diese Punkte zu. Und sie befand sich nur fünf Minuten von Daniels Wohnung entfernt.
    Als ich die Treppen zur Station hinunter hastete, wäre ich vor Eile beinahe gestürzt. Ich konnte mich gerade noch am Geländer festhalten. Auf der B-Ebene gab es einen winzigen Bäcker und zwei Fahrkartenautomaten. Ich ließ den Blick schweifen, doch fand niemanden, der Felix ähnlich

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