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Liebster Mitbewohner

Liebster Mitbewohner

Titel: Liebster Mitbewohner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fiona Winter
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abwägen?“
    „Maja.“
    „Im Ernst, das ist Erpressung.“
    „Ich weiß.“
    Ich seufzte. „Schön. Also das kleinere Übel.“
    „Ich bin nicht wie du.“
    Ich wartete, doch Felix schwieg. „Soll ich das jetzt doch kommentieren? Mir würde nämlich vieles einfallen, das ich dazu sagen könnte.“
    „Nein, du sollst einfach die Klappe halten und mich reden lassen.“
    „Dann rede.“
    „Ich sammle mich gerade.“
    „Oh... okay. Dann... sammle dich weiter.“
    Felix stöhnte genervt.
    Ich hielt brav den Mund und wartete ab.
    „Du bist relativ zufrieden mit deinem Leben. Es macht dir nichts aus, dass du nicht weißt, wie deine Zukunft aussieht. Dir macht es nichts aus, dass die Le ute über dich reden, wenn du im Alter von 27 Jahren ein neues Studium beginnst. Aber ich bin nicht die du.“
    Ich konnte mich gerade noch davon abhalten, ihn darauf hinzuweisen, dass er sich wiederholte.
    „Arzt ist nicht der ideale Job für mich. Das Studium hat mir kaum Spaß gemacht und meine Assistenzarztzeit macht mir auch nicht besonders viel Freude. Aber damit kann ich leben. Womit ich nicht leben kann ist der Gedanke, irgendwann ohne Job und Perspektive dazustehen. In Berlin habe ich alles: Ein geregeltes, sicheres Leben, ein Umfeld, eine Zukunft.“
    „Komisch, dass dir das erst einfällt, nachdem Valerie hier auftaucht und dich bequatscht.“
    „Maja-“
    „Ist doch wahr! Davor kamst du mit dieser Unsicherheit und Perspektivlosigkeit ganz gut zurecht. Dir war egal, was andere über dich denken. Du hast nur an dich gedacht und was du dir vom Leben erhoffst. Du hast dich nach Jounalistik erkundigt, weißt du nicht mehr? Wenn du sowieso nicht wüsstest, was du lieber machen würdest als Arzt zu sein, wäre ich nicht so hartnäckig. Aber du hast einen Traum. Ist der es denn nicht wert, dass du einige Zeit ein paar Ängste und Unsicherheiten bezüglich deiner Zukunft in Kauf nimmst?“
    „Du hast doch nicht die geringste Ahnung! Journalistik ist eine komplizierte Sache. Ich kann mich nicht einfach wie du für ein Studium einschreiben und dann kommt alles von allein. Es ist schwer, in diesem Bereich irgendwann eine vernünftige Stelle zu bekommen. Man braucht einen Abschluss an einer guten Journalistenschule, in die man aber nicht so einfach reinkommt. Oder ein Volontariat bei einer renommierten Zeitung. Das Risiko ist mir zu groß, dass es am Ende nicht klappt!“
    „Du hast Angst.“
    Felix lachte bitter auf. „Siehst du, jetzt diskutieren wir schon wieder. Obwohl ich klar gesagt hab, dass ich von dir keinen Kommentar hören will.“
    „Angst hat doch jeder, das ist normal. Angst, dass es nicht so läuft, wie man es sich vorstellt. Angst, dass man nichts wert ist, nur weil man sich noch mal umentscheidet und mit dreißig noch keinen sicheren Job hat. Ich verstehe das. Oder denkst du, mir fällt nicht auf, was andere über mich denken? Aber deren Meinung kann dir doch egal sein, du musst allein an dich denken!“
    „Noch ein Wort, Maja, und ich schwöre, ich lege auf.“
    „Du wirst in zehn Jahren mit Valerie in irgendeinem langweiligen Reihenhaus sitzen, todunglücklich mit deinem Leben, und dir wünschen, du hättest auf mich-“
    Tut. Tut. Tut.
    „-gehört.“
     
     
    Kapitel 10
     
    Ich nahm das Telefon vom Ohr und merkte, dass meine Hand zitterte. Was, wenn ich jetzt alles verdorben hatte? Was, wenn Felix mich nie wieder anrufen würde? Ich hatte die Chance auf eine Freundschaft gehabt – hatte ich die jetzt verspielt?
    Langsam ging ich hinaus auf den Flur und legte das Festnetztelefon zurück an seinen Platz im Schränkchen.
    „Alles okay?“ Daniel steckte den Kopf aus seinem Zimmer.
    „Glaubst du, dass man mit jemandem befreundet sein kann, der einem verbietet, die eigene Meinung zu äußern?“
    Daniel stöhnte. „Ihr habt euch wieder gestritten, oder?“
    Ich nickte.
    Daniel seufzte, verließ sein Zimmer und schloss die Tür hinter sich. „Männer sind keine Frauen, Maja. Wir reden auch mit Freunden nicht ständig über tiefgründiges Zeug. Uns reicht es oft, wenn ein Freund einfach da ist und wir Spaß mit ihm haben können. Wir wollen nicht immer alles zehn fach durchkauen und ausdiskutieren.“
    „Das kannst du doch gar nicht verallgemeinern“, sagte ich und versch ränkte die Arme vor der Brust. „Es gibt bestimmt auch Männer, die-“
    „Selbst wenn , dann gehört Felix sicher nicht dazu.“
    Ich schwieg.
    „Andererseits macht diese endlose Diskutiererei dich irgendwie aus und bis jetzt

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