Liebster Mitbewohner
hatte Felix kein Problem damit.“
„Also?“, versuchte ich ihn dazu zu bringen, endlich deutlich zu sagen, was er dachte.
„Also finde ich, dass du einfach du selbst bleiben kannst. Felix hat nicht speziell etwas gegen dich oder deine Art oder deine Meinung. Anscheinend hat er nur momentan keinen Nerv darauf. Geht mir bei dir übrigens auch manchmal so.“
„Danke. Aber es geht wieder vorbei?“
Daniel trat näher an mich heran und flüsterte: „Als ich die Sache mit Miri nicht mit dir besprechen wollte, bist du einfach hartnäckig geblieben. Es war schrecklich nervig, aber im Endeffekt hat es mir geholfen. Und jetzt hab ich die Unlust auf Gespräche mit dir überwunden.“
„Okay. Und wie kann ich das auf die Situation mit Felix übertragen?“
„Vielleicht solltest du einfach dranbleiben.“
„Tja… weißt du, ich habe ihm eben schon so ziemlich alles an den Kopf geworfen, was mir eingefallen ist. Obwohl er mich darum gebeten hat, genau das nicht zu tun. Und dann hat er aufgelegt. Ich will ihn nicht als Freund verlieren, Dani.“
„Freunde verliert man nicht so schnell. Das ist der Vorteil gegenüber Beziehungen.“ Er lächelte traurig.
Ich gab ihm einen sanften Stoß. „Du hast mich jetzt genug getröstet. Geh und verbring gefälligst eine richtig schöne Zeit mit deiner Freundin. Los!“
Am nächsten Tag war Montag und ich musste arbeiten. Elena hatte frei, deshalb rief ich sie in meiner Mittagspause von Daniels altem Handy an, das er mir geliehen hatte. Sie klang müde, so als hätte ich sie geweckt. „Sag nicht, dass du bis eben geschlafen hast.“
„Was redest du da? Hast du auf die Uhr gesehen? Es ist zwölf. Ich bin seit sieben wach.“
„Aha. Du klingst aber nicht so.“
Ich erwartete, dass Elena explodieren würde, stattdessen seufzte sie nur: „Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee war.“
„Du meinst, deine Mutter anzurufen?“
„Vor allem, mit ihr mit zu gehen. Ich habe so lange keinen engeren Kontakt zu ihr gehabt, dass ich ganz vergessen hatte, warum. Und der Grund war nicht Steffen.“
„Aber du hast gesagt...“
„Ich weiß, was ich gesagt habe! Mensch Maja, geh mir heute nicht auf die Nerven, ja?“
„Von mir aus. Dann meld‘ dich eben, wenn du wieder zu Konversation auf menschenwürdigem Niveau fähig bist.“ Ich legte auf und sah auf die Uhr. Viertel nach zwölf. Mir blieben noch fünfzehn Minuten bis ich wieder in die Höhle der Frau Schneider zurück musste. Vielleicht noch einen Frappucchino bei Starbucks kaufen? Mein Handy klingelte. Ich ging ran, ohne einen Blick aufs Display zu werfen. „Das ging aber schnell.“
„Tut mir leid“, sagte Elena. „Du kannst nichts dafür, dass ich schlecht drauf bin. Ich bin nur... ich weiß nic ht. Da hatte ich mir eingeredet, dass der Kontakt zu meiner Mutter sich wegen Steffen auf kurze Besuche einmal alle drei Monate reduziert hatte, aber eigentlich hatte ich das so gewollt. Weil sie anstrengend ist und mir ständig gute Tipps geben will, als wäre ich noch zwölf Jahre alt. Nicht, dass ich damals ihre Ratschläge nötig gehabt hätte.“
„Einen Caramel-Frappucchino bitte“, raunte ich der Frau hinter dem Starbucks-Tresen zu und legte ihr das abgezählte Geld hin.
„Kannst du dir vorstellen, wie ernüchternd das ist?“, fragte Elena. „Da lasse ich mich von meiner Mutter abholen und denke, mit ihrer Zuw endung wird es mir besser gehen, nur um zu merken, dass es mir durch sie noch schlechter geht. Und zu allem Überfluss muss ich feststellen, dass einer der Gründe, aus dem ich mich von Steffen getrennt habe, gar kein Grund ist.“
„M-hm“, machte ich, während ich den Kaffee durch meinen Strohhalm schlürfte.
„Was soll ich denn jetzt machen? Wenn ich hier bleibe, werde ich wahnsinnig. Aber wo soll ich sonst hin?“
Ich schlug ihr nicht vor, wieder zu mir und Daniel zurück zu ziehen. Wir wussten beide, dass sie darauf ähnlich wenig Lust hatte, wie bei ihrer Mutter zu bleiben.
„Früher oder später wirst du dir sowieso eine eigene Wohnung suchen müssen.“
„Ich weiß.“
„Noch zu früh?“
„Viel zu früh. Wenn ich erst eine neue Wohnung habe, ist es endgültig. Und ich muss meine Sachen von Steffen abholen.“
„Du weißt, dass ich das jederzeit für dich übernehmen würde.“
„Ich weiß. Aber die Trennung war meine Entscheidung. Da sollte ich zumindest die Courage haben, meine Sachen selbst abzuholen.“
„Ich erzähl's auch keinem.“
Elena lachte.
„Was ist
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