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Liebster Mitbewohner

Liebster Mitbewohner

Titel: Liebster Mitbewohner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fiona Winter
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kleinen Flurschränkchens auf, warf ein Telefonbuch und mehrere Bestellflyer beiseite, dann hielt er triumphierend den Hörer hoch. „Hallo?“
    Miri und ich tauschten einen Blick.
    „Woher hast du diese Nummer?“ Daniel blickte uns vollkommen perplex an. Dann schüttelte er den Kopf, bedeckte den unteren Teil des Hörers mit der Hand und flüsterte. „Er hat das Telefon und das Schreiben vom Internet-Anbieter, auf dem die Festnetz-Nummer steht, zufällig hier im Schrank gefunden. Ist das zu glauben? Was für ein Schnüffler. Wahrscheinlich hat er auch alle anderen Schränke in der Wohnung durchwühlt.“ Er schien zu horchen, dann nahm er die Hand weg und sagte laut in den Hörer. „Schon gut, ich gebe sie dir. Reg dich ab.“ Er hielt mit das Telefon hin.
    Meine komplette Magengegend begann zu flattern. Ich rührte mich nicht von der Stelle.
    Daniel seufzte, bedeckte abermals den Hörer und sagte: „Dein Freund , Maja.“ Er grinste ironisch. „Kein Grund in Schockstarre zu fallen.“ Er griff nach meiner Hand und drückte das Telefon hinein. Ich hörte, wie er mit Miri in sein Zimmer ging.
    „Maja?“, kam Felix' Stimme leicht verzerrt aus dem Hörer. Ein Fluch. Dann: „Daniel, du Idiot!“
    Ich räusperte mich und hob den Hörer langsam an mein Ohr. „Hi.“
    „Daniel, wenn du mich jetzt verarschst...“
    „Nein, ich bin es. Maja.“
    Stille. Dann: „Hi.“
    „Was gibt’s?“ Ich versuchte, meiner Stimme einen beiläufigen Klang zu geben.
    Zögern. „Nichts. Ich dachte, ich melde mich mal und frag nach, wie's dir so geht.“
    „Das ist nett. Mir geht’s gut, danke. Und wie geht’s dir?“
    „Ja, es geht. Ich gewöhn mich langsam wieder ein.“
    „Schön.“
    Schweigen. „Morgen ist mein erster Arbeitstag.“
    „Und?“
    „Na ja, nichts und.“
    „Ich meine: Was willst du damit sagen?“
    „Gar nichts will ich damit sagen.“ Plötzlich klang er gereizt. „Ich wollte einfach nur ein bisschen plaudern, okay?“
    „Okay.“ Ich ging in mein Zimmer und setzte mich aufs Sofa. „Wie kamst du darauf, auf diesem Telefon anzurufen? Ich wusste nicht mal, dass es existiert. Und Daniel hatte es verdrängt.“
    „Gegenfrage: Was ist mit deinem Handy los?“
    „Ist... mir kaputt gegangen.“
    Felix gab ein schnaubendes Geräusch von sich. „Hast du dich drauf gesetzt oder was?“
    Jetzt war es an mir zu schnauben. „Es ist m ir einfach runter gefallen. Kann jedem mal passieren, oder? Hast du versucht, mich anzurufen?“
    „Sonst hätte ich es ja wohl nicht auf dem Festnetz versucht. Schließlich weiß ich, dass das Ding seit Jahren in dem Flurschränkchen vermodert.“
    „Klingt logisch.“
    „Ist es auch.“
    Schweigen breitete sich zwischen uns aus. Ich durchforstete mein Gehirn nach irgendeinem Thema, das ich anschneiden könnte. Doch mir fiel nichts ein, was ich mit Felix besprechen wollte. Zumindest nichts, worüber er bereit war, sich zu unterhalten.
    „Vielleicht war das mit dem Smalltalk keine so gute Idee“, sagte er schließlich.
    Ich wollte ihm widersprechen, wollte ihn dazu bringen, weiter mit mir zu telefonieren, doch er hatte Recht. „Wie soll das auch gehen? Als ob wir jemals Smalltalk geführt haben.“
    „Stimmt. Wir haben immer nur über tiefgründiges Zeugs geredet . Oder gestritten.“
    „Vielleicht können wir das mit dem Smalltalk lernen. Wir brauchen nur ein bisschen Übung.“
    „Meinst du?“
    Ich seufzte. „Wahrscheinlich nicht. Wieso verbietest du uns auch die einzige Art der Kommunikation, die wir gewohnt sind?“
    „Ich habe nie gesagt, dass wir nicht mehr streiten dürfen.“
    „Ha ha.“
    Wir schwiegen wieder. Ich spürte, dass Felix kurz davor war , aufzulegen. „Du machst einen Fehler.“
    „Maja-“
    „Nein, du kannst mich nicht anrufen und verlangen, dass ich nichts zu diesem Thema sage. Du machst einen Fehler und das weißt du. Wieso sonst hättest du mich angerufen?“
    „Genau die se Frage stell ich mir auch gerade.“
    Ich ignorierte ihn. Mit Sicherheit würde er bald auflegen, weil er das, was ich zu sagen hatte, nicht hören wollte. Bis dahin musste ich meine Zeit nutzen. Ich setzte zu einem Vortrag an, doch Felix kam mir zuvor: „Okay, du hörst jetzt genau zu, Maja. Ich erkläre es dir noch ein einziges Mal – danach will ich nichts mehr darüber hören. In Ordnung?“
    „Heißt das, ich darf es nicht mal kommentieren?“
    „Nein.“
    „Aber-“
    „Entweder so oder ich lege sofort auf.“
    „Hm, darf ich meine Möglichkeiten kurz

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