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Liebster Mitbewohner

Liebster Mitbewohner

Titel: Liebster Mitbewohner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fiona Winter
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so lustig?“
    „Schau mal auf die Uhr.“
    „Kann ich nicht. Mein Handy ist meine einzige Zeitanzeige und auf dem telefonier ich gerade.“
    „Es ist fünf nach halb.“
    Ich fluchte. Meine Mittagspause war seit fünf Minuten vorbei. „Und deshalb lachst du?“ Ich machte kehrt und rannte in Richtung des Buchladens.
    „Tut mir leid. Wenn es mir schlecht geht, neige ich zur Schadenfreude.“
    „Psycho.“
    Sie lachte noch mehr.
    „Ich rufe dich nach der Arbeit noch mal an“, keuchte ich und legte auf. Schon von Weitem sah ich Frau Schneider mit verschränkten Armen im Eingang des Buchladens auf mich warten.
     
    Der Rest der Schicht wurde besonders unangenehm, da Frau Schneider Zuspätkommer mit Kindergartenmethoden zu bestrafen pflegte: Man bekam Strafarbeiten zugeteilt, die dann wahlweise Regaleputzen oder die Beratung von besonders schwierigen Kunden umfassen konnten.
    Als ich um drei völlig erledigt die Buchhandlung verließ, rief ich wie versprochen Elena an und gab ihrer Schadenfreude neue Nahrung. Dann diskutierten wir weiter über die Frage, wie es mit ihrer Wohnsituation weitergehen sollte, doch kamen zu keinem Ergebnis. Wir legten gerade auf, als ich zur Haustür der WG einbog. Ich blickte hoch und mir fiel das Handy aus der Hand. Stöhnend bückte ich mich nach dem Telefon um zu überprüfen, ob ich gerade das zweite Handy innerhalb von vier Tagen vernichtet hatte. Zum Glück schien dieses uralte Modell härter im Nehmen zu sein als mein vorheriges.
    „Alles okay? Zeig mal her, ich kenn mich damit aus“, sagte der Mann, dessen Anwesenheit mich so überrascht hatte, und stand auf.
    „Nicht nötig. Es funktioniert noch.“ Hastig steckte ich das Handy in meine Tasche.
    Der Mann zuckte mit den Achseln.
    Ich musterte ihn. Es war schon länger her, seit ich ihn das letzte Mal gesehen hatte. Die rotbraunen Locken waren so kurz, dass sie sich gerade so um seinen Kopf schmiegten. Der durchtrainierte Körper steckte in einer verwaschenen Jeans und einer Windjacke.
    Mein Blick kehrte zu seinen Augen zurück, die diesem Mann das gewisse Etwas gaben. Sie waren von tief dunkelblauer Farbe, mit hellen Sprenkeln dazwischen.
    „Du kannst dir wahrscheinlich denken, wieso ich hier bin?“, fragte er.
    „Ja. Aber ich kann mir nicht erklären, woher du überhaupt weißt, wo ich jetzt wohne.“
    Er versenkte seine Hände in den Jackentaschen. „Ich bin dahin, wo du früher gewohnt hast und dein Ex hat mir deine neue Adresse verraten. Kein Problem.“
    Ich schwieg.
    „Ist sie hier?“
    „Steffen.“
    „Natürlich ist sie das. Wo sollte sie sonst hin? Sie kann nur bei dir sein.“
    „Sie ist nicht hier. Komm schon, du kennst sie besser. Wie lange würde sie es deiner Meinung nach in einer WG aushalten?“
    Steffen kniff die Augen zusammen. „Guter Punkt. Wo ist sie dann? In einem Hotel?“
    Ich schwieg.
    Er lachte freudlos auf. „Sag nicht, sie hat schon eine neue Wohnung.“
    Ich seufzte. „Warum ziehst du mich da mit rein? Frag sie doch selbst.“
    „Was glaubst du, wie oft ich sie in den letzten Tagen angerufen habe? Sie geht nicht ans Handy.“
    „Dann will sie offensichtlich nicht mit dir reden.“
    „Ist mir klar. Was ich nicht verstehe ist, wieso.“
    „Im Ernst?“
    „Sie hat gesagt, sie hält mein Verhalte n nicht mehr aus. Aber das kann nicht der Grund sein.“
    Ich trat von einem Fuß auf den anderen. Ich wollte dieses Gespräch nicht führen.
    „Ich weiß, dass sie mich für egozentrisch hält und mein Verhalten ihr oft gegen den Strich geht. Aber das ist schon lange so. Es war nie ein potenzieller Trennungsgrund.“
    „Vielleicht war es das wohl und sie hat dir nur nichts davon erzählt.“
    Steffen trat einen Schritt auf mich zu. Ich hatte das Gefühl, dass er kurz davor war, mich zu packen und die Wahrheit aus mir herauszuschütteln. Er ballte die Hände zu Fäusten. „Kannst du Elena was von mir ausrichten?“, presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
    „ Wie gesagt: Ich will da wirklich nicht mit rein gezogen werden. Schreib ihr doch einfach eine SMS.“
    „Ach? Super Idee. Da bin ich noch gar nicht drauf gekommen.“
    Ich verdrehte die Augen.
    „Wahrscheinlich löscht sie die SMSen einfach, ohne sie zu lesen.“
    „Könnte sein“, gab ich zu.
    „Kannst du ihr nun bitte etwas von mir ausrichten, wenn du mir schon nicht verraten willst, wo sie steckt?“
    Ich seufzte. „Na gut. Aber mach dir keine allzu großen Hoffn ungen, dass-“
    „ Ich würde mich für sie

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