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Lied der Wale

Lied der Wale

Titel: Lied der Wale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Thomas
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ganze Horde Anwälte auf den Fall angesetzt. Uns ging es dabei, wie Sie sich sicher denken können, nicht ums Geld. Wir wollten ein Exempel statuieren. Wir sind keine Verbrecher, und wir lassen uns nicht einfach so bedrohen.«
    »Warum werden Sie eigentlich angegriffen, wenn Sie mit Walfang nichts am Hut haben?«
    Kazuki zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es nicht, Ms Cullin. Keine Ahnung, was die von uns wollen. Mir ist nicht bekannt, dass Thunfisch eine vom Aussterben bedrohte Tierart wäre. Allerdings, worüber sich auch die Leute von Greenpeace aufregen, sind die Treibnetze, die man auch zum Thunfischfang einsetzen kann.«
    »Und? Setzen Sie sie ein?«
    »Ja«, antwortete Kazuki zu Leahs Erstaunen. »Aber die Netze, die wir verwenden, sind kurze Netze, die den internationalen Statuten entsprechen, und nicht diese illegalen kilometerlangen Dinger. Außerdem gibt es bei uns kaum Beifang.«
    Kazuki merkte, dass Leah nicht verstand, und führte etwas weiter aus: »Unter Beifang versteht man, was Sie in Ihrem Garten als Unkraut bezeichnen. Sie säen Radieschen, und wenn Sie sie ernten, finden Sie dort auch Löwenzahn. So wie bei Ihnen der Löwenzahn nicht ins Beet gehört, bleibt in den Netzen manchmal auch etwas anderes hängen als Thunfisch. Und das schmeißen wir dann wieder zurück ins Meer. Egal, ob es nun ein Kanister oder ein Fisch ist, den wir nicht gebrauchen können.«
    »Und worüber kann man sich da aufregen?«
    Kazuki war ganz ihrer Meinung. »Wenn Sie mich fragen und Sie dürfen mich gerne zitieren: Ich habe manchmal den Eindruck, solche Organisationen suchen sich Themen heraus, um Spendengelder lockerzumachen. Da hat mal ein Fotograf ein Bild von einem Netz geschossen, das sich versehentlich vom Fangschiff gelöst hat und im Meer trieb, und schon wird wieder Öl ins Feuer gegossen. Klar, dass sich darin auch mal Seevögel verfangen und verenden. Nur finden Sie in einem Netz, das ausgeworfen und kurz darauf wieder eingezogen wird, selten einen Seevogel, weil die meisten sich hüten, in der Nähe von Schiffen zu wassern – klingt logisch, nicht wahr? Die Ökos haben sich besonders darüber aufgeregt – damals zu Recht – dass Delfine, die sich oft in der Nähe von Thunfischschwärmen aufhalten, in den Netzen umkommen. So was ist heutzutage allerdings verboten.«
    Kazuki gönnte sich noch einen Schluck Tee.
    »Doch jetzt habe ich so viel erzählt. Vielleicht darf ich Ihnen eine Frage stellen: Was interessiert Sie an einem völlig nebensächlichen Prozess? Spinner oder zumindest fehlgeleitete Idealisten gibt es doch zuhauf.«
    Leah zögerte, konkreter zu werden. Kazuki wirkte zwar sympathisch, und seine Offenheit gefiel ihr – besonders, da er ihr sogar die Akte kopiert hatte. Sie war schon darauf eingerichtet gewesen, sich mit dem Gericht auseinanderzusetzen, um an das Material zu gelangen.
    Leah räusperte sich. »Sie haben es selbst angesprochen. Wie sieht es mit den Spenden aus? Es gibt Quellen, die behaupten, dass hier Gelder in privaten Taschen versickern. Große Summen.«
    »Und wie gedenken Sie das anzugehen? Sie werden sich sicher nicht mit ein paar drittklassigen Informationen aus dem Internetzufriedengeben.« Etwas in Kazukis Tonfall hatte sich verändert. Als ob das Wetter umgeschlagen wäre und man die Elektrizität eines bevorstehenden Gewitters in der Luft spüren könnte. Kazuki schien angespannt. Und sie konnte sich auf einmal denken, worauf er hinauswollte.
    »Nein, allerdings nicht.«
    »Gehe ich dann recht in der Annahme, dass Sie Recherchen vor Ort planen?«
    Leah konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Sie hatte Kazuki unterschätzt.
    »In der Tat würde ich denen gern einen Besuch abstatten. Falls wir herausbekommen sollten, wo sie sich derzeit aufhalten.«
    »Wir haben das natürlich auch versucht, aber ich denke, Journalisten haben da vielleicht andere Möglichkeiten.«
    Möglichkeiten schon, dachte Leah, nur nicht das Budget dazu.
    »Ms Cullin, wenn ich das richtig sehe, dann haben wir beide in gewisser Weise dieselben Interessen. Wir möchten beide McGregors Machenschaften aufdecken. Ich könnte mir vorstellen, dass Sie das Know-how für diese Aufgabe haben, während wir uns eventuell finanziell beteiligen könnten.«
    Na hoppla! Leah war plötzlich ganz Ohr.
    »Lassen Sie es mich so formulieren: Sollten Sie bei Ihren Recherchen Kenntnis über die Route der ›SeaSpirit‹ erlangen, wichtiger noch, über den Hafen, den sie als Nächstes anläuft, so könnten wir

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