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Lied der Wale

Lied der Wale

Titel: Lied der Wale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Thomas
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und dabei ein hervorragender Fischer. Vielleicht gestatten Sie mir einen kleinen Exkurs, bevor ich Ihnen weiter über den Prozess berichte?«
    Leah nickte nur, alles, was sie an Informationen bekam, konnte nützlich sein.
    »Wissen Sie, an Holbrook sieht man ziemlich gut, dass unsere Firma auf der richtigen Seite steht. Er arbeitete auf einem Walfänger, und vor fünf Jahren trafen die auf ein Schiff von Greenpeace. Klar, jeder, der auf Walfängern arbeitet, kennt die Typen. Und kennt die Bilder von den Schlauchbooten. Und wenn die rauen Seebären an Land waren, dann zogen sie gemeinsam über die blöden Ökos her und überboten sich in Gemeinheiten, was sie mit denen machen würden, wenn sie einmal vor dem eigenen Schiff auftauchen sollten. Holbrook war da immer fleißig mit von der Partie. Bis eines Tages, eben vor fünf Jahren, die Schlauchboote vor den Harpunen seines Schiffes kreuzten. Holbrook ließ die Geschosse scharfmachen und die Hochdruckwasserwerfer aufdrehen. Die gelten nicht den Walen, sind aber hervorragend dazu geeignet, die Schlauchboote aus dem Weg zu räumen.
    Holbrook gab Anweisung, mit dem Wasserstrahl auf die Leute in den Booten zu zielen. Innerhalb von zwei Minuten schossen sie zwei Männer aus den Zodiacs. Als die in der See schwammen, zielte ein Matrose weiter auf einen der Männer und versuchte, ihn unter Wasser zu drücken. Das war der Punkt, der Holbrooks Leben veränderte. Er hat mir persönlich erzählt, dass er in das Gesicht seines Matrosen geblickt und dort die pure Mordlust gesehen hat. In diesem Moment gab er die Order, die Harpune zu sichern und die Wasserwerfer abzuschalten. Und er befahl, beizudrehen und die Wale und das Greenpeace-Schiff ziehen zu lassen. Er konnte knapp eine Meuterei unterdrücken. Sein erster Steuermann übernahm das Kommando und setzte Holbrook auf dem Mutterschiff der Flotte ab. Nach diesem Erlebnis reifte in Holbrook die Erkenntnis, dass diese Menschen wirklich ihr Leben aufs Spiel setzten, um die Wale zu schützen. Und er begann sich mit dem Thema zu beschäftigen. Wenig später kündigte er, eine Woche darauf fing er bei uns an. Um nie, nie wieder Wale zu jagen, wie er selbst sagte.«
    Leah fragte sich, ob an dieser rührenden Geschichte etwas dran war oder ob man sie sich eigens ausgedacht hatte, um sie Journalisten aufzutischen. Sie notierte den Namen des Kapitäns in ihrem kleinen Notizbuch, das sie immer bei sich trug. Würde sich ja wohl nachprüfen lassen, wenn es wichtig werden sollte.
    »Nun, Holbrook stieß also auf die ›SeaSpirit‹«, nahm Kazuki den Faden wieder auf. »Sie wollten gerade die Netze auslassen, da kamen auch schon Schlauchboote von denen angeschossen. Sie umkreisten das Schiff. Dann drehte die ›SeaSpirit‹ bei und steuerte ebenfalls auf die Santo Domingo zu. McGregor forderte unsere Crew auf, den Fang einzustellen und beizudrehen, doch Holbrook sah keinen Grund dazu.
    Dann rammte die ›SeaSpirit‹ unseren Trawler. Bei einem Auto würde man von einem Totalschaden sprechen. Dementsprechend weise hat der Richter entschieden, dass McGregor Schadensersatz zu leisten hat. Und da McGregor die Reparaturkosten bis zum festgesetzten Termin nicht überwiesen hatte, bekamen wir einen Pfändungsbeschluss auf die ›SeaSpirit‹.«
    Leah stutzte: »Aber dann sind Sie der Inhaber der ›SeaSpirit‹! Heißt das, die haben kein Schiff mehr?«
    Kazuki konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen: »Das ist der feine Unterschied zwischen haben und besitzen . Wenn wir die SeaSpirit in einem Hafen zu fassen bekommen, sind wir berechtigt, sie zu beschlagnahmen. Nur wird die Erdoberfläche zu 71  Prozent von den Weltmeeren bedeckt, McGregor kann überall sein. Wir haben keine Ahnung, welchen Hafen er als Nächstes  anlaufen wird – und schon gar nicht, wann. Wie dem auch sei, ich habe Ihnen eine Kopie der Prozessakte anfertigen lassen, falls Sie sich noch tiefer mit dem Fall befassen möchten.«
    »WissenSieetwasüberdieersteRammaktionder›SeaSpirit‹?«
    »Selbstverständlich. Es war eine ähnliche Situation wie bei uns, mit zwei Unterschieden: Deren Schiff war nicht so sehr beschädigtwie das unsere, und die betreffende Firma ist viel, viel kleiner. Deshalb haben die auch keine Anklage erhoben.«
    Leah runzelte die Stirn.
    »Ganz einfach«, erklärte Kazuki, »so einen Prozess zu finanzieren geht richtig ins Geld. Die Anwaltskosten, die wir vorschießen mussten, überstiegen den Wert von McGregors Schiff bei Weitem. Trotzdem haben wir eine

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