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Lied der Wale

Lied der Wale

Titel: Lied der Wale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Thomas
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sämtliche finanziellen Belastungen übernehmen, die Ihrer Redaktion aus Ihrer Arbeit erwachsen.«
    Leah spürte, dass das noch nicht alles war.
    »Um meine Überlegung abzurunden: Die Beschlagnahmung des Schiffes würde uns gute Publicity in der Branche bringen. Wenn Sie uns dabei helfen würden, könnte dies die Grundlage für unseren neuen Marketing-Feldzug sein. Ich dachte dabei an ein Jahreskonzept, das zweimonatlich sämtliche Publikationenaus Ihrem Hause mit ganzseitigen Anzeigen berücksichtigt.«
    »Da wird sich unsere Geschäftsführung bestimmt freuen«, entfuhr es Leah.
    Kazuki hatte sich offenbar schon vor ihrem Besuch Gedanken über einen derartigen Deal gemacht. Und er hatte natürlich recht. Selbst wenn sie die »SeaSpirit« ausfindig machte, war die Wahrscheinlichkeit, dass die gerade vor der eigenen Haustür dümpelte, eher gering. Wenn das Schiff sich gerade auf der anderen Seite des Erdballs befand, ginge die Recherchearbeit für ihren Artikel nur mit einer massiven Plünderung des ohnehin äußerst niedrigen Spesenetats einher. Worüber Geoffrey verständlicherweise so begeistert wäre wie über einen Brandanschlag aufs Verlagsgebäude.
    »Nun, Ms Cullin, Sie müssen sich jetzt zu nichts verpflichten. Lassen Sie es mich einfach wissen, falls unser Angebot auf Ihr Interesse stoßen sollte.«
    Leah konnte in Kazukis Augen nichts Hinterhältiges ausmachen. Der Mann schien einfach nur eine wahnsinnige Wut auf McGregor zu haben. Das konnte sie nachvollziehen. Da waren sie schon zu zweit.
    »Ich werde darüber nachdenken.«
    Kazuki erhob sich, half ihr in die Jacke und geleitete sie persönlich zum Aufzug.
    Leah fühlte sich beschwingt, als sie das Gebäude der FishGoods Inc. verließ. Ihr Plan stand fest. Sie würde versuchen, für ein paar Tage auf die »SeaSpirit« zu gelangen, unter dem Vorwand, für deren Anliegen zu schreiben, in Wahrheit aber, um dabei festzustellen, auf welche Art und Weise McGregor es wieder mal schaffte, sich am Geld anderer zu bereichern.
    M asao, Govind und Sam verfolgten, wie Joe mit der Miniarmbrust auf den Buckelwal zuschwamm. Er hatte den Job übernommen, da David sich in seiner Kabine eingeschlossen hatte. Er fühlte sich wie ein leckgeschlagenes U-Boot auf dem Grund des Meeres. Jegliche Energie war von ihm gewichen, die Lethargie hatte einem Kraken gleich Besitz von ihm ergriffen, hielt ihn fest in seinem Klammergriff und gestattete nicht die geringste Bewegung. Die zwei Whiskeyflaschen, die neben ihm auf dem Boden rollten, waren leer, doch offenbar hatte diese Medizin nur dazu ausgereicht, das Hämmern in seinem Schädel dumpfer werden zu lassen.
    Masao klopfte. Als David nicht reagierte, öffnete er die Tür einen Spaltbreit.
    »Bist du o. k.?«
    David gab ihm mit einem kurzen Blick zu verstehen, dass er nicht die geringste Lust hatte, Fragen dieser Art zu beantworten.
    »Joe ist so weit.«
    Auch das war eine Tatsache, die David im Moment belanglos erschien.
    »Willst du nicht rauskommen und es dir ansehen?«
    David ignorierte die Frage. Nein, er wollte nicht.
    »David ... Ketan ist nicht der einzige Wal, der abgeschlachtet wurde. Was hast du uns immer gepredigt: Es gilt, nicht aufzugeben, immer weiterzumachen, egal, wie sinnlos es erscheinen mag.«
    »Da hab ich Unsinn geredet.« Davids Stimme war hart und zurückweisend.
    »Blödsinn, wer hat mich in einem Zimmer eingeschlossen, als ich an der Nadel hing? Wer hat mir gesagt, auch das geht vorüber, als ich in meinem Erbrochenen lag und nicht mal in der Lage war, einen klaren Gedanke zu fassen?«
    »Es ist sinnlos. Du hast gesehen, wie sinnlos es ist.«
    »Nicht für die zwanzig Wale, die du gerettet hast.«
    David wollte etwas sagen, ließ es aber bleiben. Klar, so gesehen, was konnte er da einwenden. So gesehen, lohnte sich jeder Einsatz, egal, wie hoch die Verluste waren. David warf dem Jungen einen prüfenden Blick zu. Nein, er durfte ihm nicht ein solches Bild von sich bieten. David war sich bewusst, dass er für Masao eine Art Idol war, dass es die Arbeit für die gute Sache war, die ihn davor schützte, rückfällig zu werden.
    Masao spürte, dass er David mit seinen Argumenten fast erreicht hatte, dass er jetzt keine Pause machen durfte. Also redete er ohne Punkt und Komma weiter: Wenigstens hatte Sam alles mitgefilmt, und anhand des Chips von Ketan konnten sie beweisen, wo genau die Japaner den Blauwal getötet hatten, womit zweimal registriert war, dass hier eine illegale Tat begangen wurde. Per E-Mail

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