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Lied der Wale

Lied der Wale

Titel: Lied der Wale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Thomas
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Dank, dachte Leah, aber Steve schien darauf bedacht zu sein, sie noch mehr durcheinanderzubringen.
    »Jetzt zu den Treibnetzen. Es wird ein bisschen makaber, aber es zeigt, was ich meine. Stell dir vor, in New York leben nur noch Hunde und Wellensittiche. Du hast die Aufgabe, in allerkürzester Zeit möglichst viele Hunde zu fangen, weil sie als Delikatesse gelten. Und wir definieren, dass Wellensittiche vom Aussterben bedroht sind, o. k.?«
    Leah lehnte sich resigniert zurück und nickte ihm zu.
    »Gut. New York. Knapp 800 Quadratkilometer. In möglichst kurzer Zeit möglichst viele Hunde. Wie gehst du vor?«
    »Keine Ahnung. Mit einer MP?«, seufzte Leah.
    Steve schüttelte den Kopf. »Schlecht, dann musst du ja jedem einzelnen Köter hinterherrennen. Mit meiner Methode bin ich unschlagbar: Ich flieg über die Stadt und sprühe, sagen wir, ein Giftgas, das für die Menschen unbedenklich ist, und sammle die toten Tiere einfach ein.«
    Die jodhaltige Meeresluft musste den Leuten hier eindeutig die Birne weichmachen, Steve war der lebende Beweis dafür.Aber der Hirni schien mit McGregor auf Kriegsfuß zu stehen, und der Feind ihres Feindes ... Leah beschloss, sein Spiel mitzuspielen.
    »Mit dem Giftgas hast du auch alle Wellensittiche umgebracht!«
    »So ist es. Aber ich habe auch alle Hunde erlegt. Und nun ersetz Hunde durch Thunfisch, Wellensittiche durch Meerestiere, die man nicht essen kann, und Giftgas durch Treibnetze. Dann hast du ungefähr das richtige Bild.«
    Ein Punkt für Steve, das musste Leah zugeben.
    »Und was die Kanister angeht, wie viele liegen jetzt nach unserem kleinen Beispiel statistisch gesehen in New York herum? Alle 3000 Quadratkilometer einer, New York hat 800 Quadratkilometer. Wenn ich also Dusel habe, stolpere ich vielleicht über einen – magst du noch Kaffee?«
    »Du willst sagen, der Trawler hat auch mit Treibnetzen gearbeitet?« Leah sah überall nur tote Hunde und Wellensittiche herumliegen, und Steve dachte an Kaffee.
    »Klar hat er.«
    »Ihr habt vorher noch ein anderes Schiff gerammt, nicht wahr?«
    »Du hast dich ja sauber auf den Trip hier vorbereitet. Die meisten wissen nicht mal, wie der Kapitän heißt, und du kennst schon unsere ganze Geschichte.« Steve grinste. »Wir haben nicht. Komm mit.«
    Leah folgte Steve nach oben aufs Brückendeck.
    »Govind kann dir zeigen, was damals passiert ist.«
    Sie betrat nach Steve den Computerraum.
    »Leah möchte mal die Bilder von der ›Shaqua Soul‹ sehen.«
    Er zog einen Stuhl heran, und sie ließ sich vor einer flackernden Wand aus acht Monitoren nieder. Govind klickte sich mit der Maus durch ein paar Verzeichnisse in die Tiefen irgendwelcherFestplatten. Dann deutete er auf den Monitor, der unmittelbar vor Leah in Augenhöhe platziert war. Der Bildschirm zeigte ein großes, schwarzes Schiff. Leah sah nicht nur die haushohen Wellen, sondern aus zwei kleinen, aber feinen Boxen konnte sie das Tosen des Sturms hören, der über den Ozean fegte.
    Als ob Steve ihre Gedanken erraten konnte, erklärte er: »Windstärke acht. Kam richtig gut.«
    Die Kamera schwenkte nun von der »Shaqua Soul« auf das  Heck der »SeaSpirit«. Leah erkannte, wie zwei Schlauchboote klargemacht wurden.
    »Masao und Govind in dem einen Boot, David und Sam in dem anderen.«
    »Und was wollen die mit den Schlauchbooten machen – ich meine, das ist doch Wahnsinn bei dem Wetter!«, sagte Leah.
    »Sie wollen die Langleine der ›Shaqua Soul‹ durchtrennen.«
    Leah kam gar nicht dazu, zu fragen, worum es sich dabei handelte.
    »Langleinenfischerei ist eine weitere Art des industriellen Fischfangs.«
    Während Leah gebannt verfolgte, wie die beiden Schlauchboote nacheinander zu Wasser gelassen wurden und über die Wellen zum Heck der »Shaqua Soul« preschten, ließ es sich Steve nicht nehmen, weiter zu ihrer Bildung beizutragen. »Die Langleinenfischerei kam nach dem Zweiten Weltkrieg auf. Eine Langleine hat nichts mehr mit einer Angelschnur zu tun. Die reißfesten Kunststoffseile sind bis 130  Kilometer lang und mit bis zu 30 000 Haken bestückt. Auf diesen Haken sitzen Köder für Thunfische oder schwarze Seehechte, doch leider hat keiner die Delfine oder Schweinswale darüber informiert. Wenn die den Köder sehen, greifen sie genauso zu und landen als Beifang im Meer. Als Müll sozusagen.«
    »Langleinen sind sicher auch verboten?«
    Steve schüttelte den Kopf. »Nein. Sind sie nicht.«
    »Kein Grund, sie nicht durchzuschneiden!«, tönte Masao, der sich zu

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