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Lied der Wale

Lied der Wale

Titel: Lied der Wale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Thomas
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k.? Denn wenn das noch mal vorkommt, knall ich dir eine, dass du nicht mehr weißt, wie du auf dieses Schiff gekommen bist. Guter Vorschlag, oder? Kannst du nicht meckern.« Leah stand auf und sammelte ihre Unterlagen ein. »Mahlzeit.«
    »Sie ist frigide«, kommentierte Sam Leahs plötzlichen Abgang.
    Govind vertilgte den letzten Bissen. »Die ist nicht frigide, die weiß, was sie will. Und du gehörst offenbar nicht dazu.«
    »Denkst du wirklich, bei der kommst du mit so was an?«, kicherte Masao.
    Sam ging das alles langsam auf den Keks. »Das Leben ist zu kurz für langes Drumherumgerede. Du fragst die Mädels geradeheraus, ob sie vögeln wollen, ja oder nein. O. k., neun von zehn scheuern dir vielleicht eine, aber bei zehn Prozent klappt’s. Wo gibt’s sonst so ’ne Rendite?«
    Masao wechselte einen Blick mit Govind, der nur den Kopf schüttelte. Was sollte er dem Schwachkopf darauf antworten.
    L eah fand ein sonniges, windgeschütztes Plätzchen am Heck und vertiefte sich in Steves Computerausdrucke. Im Wesentlichen dokumentierten sie detailliert alle Walbegegnungen, seit Neuestem auch, wo, wann und mit welchen Hightech-Methoden sie markiert wurden, außerdem umfassten sie eine imponierende Sammlung der weltweiten Vorträge über die SeaSpirit-Organisation, Pressemitteilungen diesbezüglich, die  Standard-Informationen über Schiff und Besatzung – nur über Budget und Kostendeckung durch eingegangene Spenden, was für einen gemeinnützigen Verein Usus sein sollte, gab es keinerlei Informationen. Leah grübelte bereits, wie sie das Thema am unauffälligsten ansprechen sollte, als Steve sich wieder zu ihr gesellte.
    »Genügt es, oder brauchst du mehr?«
    »Habt ihr dieses Fischereischiff nun gerammt, ja oder nein?«
    Wenn Steve über ihre Direktheit überrascht war, so ließ er es sich zumindest nicht anmerken. »Leah, die haben mit ihrem Scheißnetz genau in dem Bereich gefischt, in dem sich eine Walschule aufgehalten hat. Zwanzig Schweinswale! Zwanzig! Und dann ein ewig langes Netz. War nur ’ne Frage der Zeit, bis dieWale sich darin verfangen hätten. Wir haben die mehrfach ersucht, das Netz einzuholen, ohne Erfolg. Also blieb uns nichts anderes übrig, als etwas zu unternehmen.«
    »Da hätten Menschen verletzt werden können«, wandte Leah ein.
    »Ist auch nicht unsere Art, andere Schiffe zu rammen. Und dass ich so was nicht billige, hab ich dir bereits gesagt.«
    »War also McGregors Entscheidung. Hast du keinen Einfluss auf so was?«
    Sie musste einen wunden Punkt getroffen haben, denn Steve beschloss, schnell das Thema zu wechseln. »Jedenfalls haben die Wale bis auf einen überlebt. Nachdem der Trawler manövrierunfähig war, haben sie das Netz eingeholt.«
    »Ich dachte, Treibnetze sind kein Problem mehr, die langen wurden doch aus dem Verkehr gezogen.«
    Steve lachte bitter auf. »Treibnetze sind sehr wohl ein Problem. Nur die Europäische Union hat sie inzwischen ganz verboten. Doch was nützt das dem Rest der Weltmeere? Ich könnte dir jetzt einen Dreistundenvortrag allein über Treibnetze halten, aber glaub mir einfach die Zusammenfassung: Treibnetze sind ein Riesenproblem. Mit ihnen werden die Ozeane leer gefischt, und das betrifft nicht nur die Arten, die auf unserer Speisekarte stehen.«
    »Du meinst Beifang – Kanister und Fische, die man eigentlich nicht fangen will.«
    »Schön gesagt. Kanister und Fische, Turnschuhe und Wale, Treibgut und Seevögel.« Steves Stimme hatte einen sarkastischen Unterton angenommen. »Bin sicher, du hast eine dieser Broschüren der Fischereiindustrie gelesen, stimmt’s?«
    Leah hatte nicht vor, Steve ihre Kontakte zu FishGoods zu offenbaren. »›National Geographic‹ verfügt über eine ziemlich große Datenbank.«
    »Na gut, dann gestatte mir eine Frage: Was meinst du, wie viele leere Kanister so auf den Weltmeeren treiben?«
    Kanister. Wie waren sie jetzt bloß auf Kanister gekommen? »Keine Ahnung.«
    »Gut, ich auch nicht. Aber selbst wenn wir schätzen, dass gerade ein Schiff untergegangen ist, das leere Kanister transportiert hat, liegen wir mit 100 000 sicher nicht zu niedrig, hab ich recht?«
    Oh Mann, das wurde ja immer schlimmer.
    »Die Ozeane bedecken mehr als 300 Millionen Quadratkilometer. Das bedeutet, dass in einem Gebiet von 3000  Quadratkilometern statistisch gesehen ein Kanister herumtreibt. Finde ihn.« Steve musste ihren verwirrten Blick als Aha-Effekt interpretiert haben. »Damit haben wir die Kanister geklärt!«
    Na, Gott sei

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