Lied des Schicksals
hat, als Darcy geboren wurde. Sie war Kindermädchen des Zwillingspärchens dieser Leute.«
»Ãbrigens, wie gehtâs denn unseren eigenen Zwillingen?« Larry schnitt sich eine dicke Scheibe Käse ab.
»Die schlafen beide. Larry â¦Â« Agnes zögerte kurz. »Ich muss dir was sagen.«
»Was ist denn, meine Liebe?« Er legte den Käse auf das Brot.
»Ich möchte nicht noch mehr Babys. Sechs sind wirklich genug.«
Larry grinste seine Frau an. »Du kannst nicht zählen, Schatz. Wir haben sieben Kinder.«
»Ja, das weià ich, und ich hab sie alle gleich lieb, auch wenn ich Louisa nicht geboren habe. Ich war fünfmal schwanger und hab sechs Kinder bekommen, Larry. Ich will nicht so enden wie meine Mutter. Sie hat achtzehn Babys geboren, darunter zweimal Zwillinge.«
Die Hand mit dem Käsebrot verharrte irgendwo zwischen Tisch und Mund. »Ach du meine Güte. Ich wusste ja gar nicht, dass du so viele Geschwister hast.«
»Nur elf von uns sind herangewachsen. Vier sind sehr jung gestorben. Ein Zwillingspaar und ein weiteres Baby wurden tot geboren. Ma war sechsundvierzig, als ich auf die Welt kam. Im selben Jahr sind mein Pa und einer der Jungs bei einem Grubenunglück umgekommen. Ich bin froh, dass ich meinen Pa nicht gekannt hab. Er war ein brutaler Trunkenbold.« Ganz unerwartet flossen Tränen ihre Wangen hinunter. »Und Tom war letztlich sogar noch schlimmer als unser Pa.«
Agnes legte den Kopf in die Hände und schluchzte. Larry lieà Brot und Käse auf dem Teller liegen und zog sie auf seinen SchoÃ. Er hielt ihren Kopf an seine Schulter und streichelte sanft über ihr Haar.
»Tut mir leid«, sagte Agnes schniefend. »Ich weià selbst nicht, warum ich weine.«
»Du bist einfach nur übermüdet, Schatz. Ich bin ganz deiner Meinung. Nicht noch mehr Babys, wenn wir es verhindern können. Aber verflixt noch mal, Frau, du machst mich schon ganz verrückt, wenn du nur auf meinem Schoà sitzt.«
Agnes rutschte vom Schoà ihres Mannes herunter. »Benimm dich, Larry Benedict! Wir haben beide viel zu tun. Und verschwinde von hier, wenn du aufgegessen hast!«
Ihr Mann stand auf, hob sie hoch und drückte ihr einen Kuss auf die Lippen. Dann nahm er lachend sein Käsebrot, setzte seinen Hut auf den Kopf und ging zur Tür.
Agnes lieà sich auf den freien Stuhl fallen und schob die Hände zwischen die Knie. Sie wusste, dass das Gespräch über ihre Familie und das Aussprechen von Toms Namen ihre Tränen ausgelöst hatten. So viele Jahre waren inzwischen vergangen, und dennoch empfand sie immer noch den gleichen Schmerz wie damals, als sie erfahren hatte, dass der groÃe Bruder, den sie einst vergöttert hatte, zu einem abgrundtief bösen Menschen geworden war. Wie so oft rang sie mit der Frage, ob Louisa erfahren sollte, wer ihre leiblichen Eltern waren, oder nicht. Larry hatte gesagt, er würde ihr die Entscheidung überlassen. Ihr Problem war, dass sie nicht wusste, was das Beste für das Kind war, das sie im Alter von ein paar Monaten zu sich genommen und groÃgezogen hatte.
Mit solchen Gedanken quälte sie sich herum, bis die Stimmen ihrer Kinder, die zum Essen nach Hause kamen, sie in die Gegenwart zurückholten. Sie begann, Brot und Käse zu schneiden, um ihre hungrigen Mäuler zu stopfen.
Da ihr Louisas Bemerkungen am Fluss nicht aus dem Kopf gehen wollten, machte sich Etty auf die Suche nach Darcy, nachdem sie das Cottage der Benedicts verlassen hatte. Wie sie vermutet hatte, fand sie ihn ein Stück den Fluss hinauf an einer besonders tiefen Wasserstelle, wo er sich gerne aufhielt. Sein Hemd und seine Hose lagen neben seinen Socken und Stiefeln am Ufer. Darcy selbst stand bis zur Taille im Wasser und hielt einen Fischspeer in der erhobenen Hand. Er drehte Etty die Seite zu und war völlig auf das Wasser konzentriert. Etty verharrte schweigend und beobachtete bewundernd seine Aborigine-Fertigkeiten.
Plötzlich stieà Darcy den Fischspeer blitzschnell ins Wasser und zog ihn sofort wieder heraus. An der Spitze zappelte eine groÃe Brasse. Seinen Fang in die Höhe haltend, drehte er sich um, um zurück zum Ufer zu waten. Als er Etty bemerkte, blieb er stehen, das Wasser reichte ihm nur knapp bis an die Taille, und starrte sie wütend an.
»Verschwinde, Etty! Siehst du denn nicht, dass ich nackt bin?«
»Oh.« Etty spürte, wie sie
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