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Lied des Schicksals

Lied des Schicksals

Titel: Lied des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merice Briffa
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wenn ich erwachsen bin.«
    Darauf wusste Etty keine Antwort. Beide saßen schweigend da und hingen ihren Gedanken nach, bis Darcy erklärte, es würde Zeit, nach Hause zu gehen. Als sie aufgestanden waren, stellte sich Etty dicht vor ihn hin und sah ihm fest in die Augen.
    Â»Du wirst immer mein bester Freund sein, Darcy Winton. Wenn du dir das nächste Mal über etwas Sorgen machst, rede bitte mit mir und nicht mit Louisa. Sie ist doch noch ein Kind.« Mit diesen Worten setzte sie sich ungeniert über das Gefühl hinweg, das sie häufig beschlich, dass Louisa nämlich weiser war als sie alle.
    Etty selbst entwickelte sich langsam zur Frau. Ihre Regel hatte vor vier Monaten eingesetzt, und ihre Brüste begannen zu knospen. Ihre Mutter hatte angedeutet, dass es ihr lieber sei, wenn sie nicht mehr mit Darcy alleine wäre, weder unten am Fluss noch beim Ausreiten. Davon würde sie Darcy jedoch nichts sagen. Etty verstand die Gründe ihrer Mutter nur vage, doch sie beschloss, dass diese nicht zu wissen brauchte, dass Louisa nicht dabei gewesen war, als sie und Darcy am Fluss Fisch gegessen hatten.

3
    E tty und Louisa standen in Ballarat auf dem Bahnsteig, als der Zug aus Melbourne, schwarze Rußwolken ausstoßend, um die Kurve kam. Ein durchdringender Pfiff kündigte seine Ankunft an, als hätte nicht die gesamte Bevölkerung von Ballarat schon längst das nahende Rattern und Stampfen gehört. Fauchend hielt der Zug unter lautem Gekreische an. Die Türen gingen auf. Passagiere strömten aus dem Zug, junge Männer, die behände auf den Bahnsteig sprangen, und Damen, die sich gern beim Herabsteigen der beiden schmalen Stufen behilflich sein ließen.
    Ruan war einer der Ersten, die ausstiegen, zwei Wagen von der Stelle entfernt, an der seine Eltern mit den beiden Mädchen warteten. Sobald sie ihn sah, spürte Etty, dass sie ihren Bruder viel stärker vermisst hatte, als ihr bewusst gewesen war. Sie rief seinen Namen und winkte, um seine Aufmerksamkeit zu erregen. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht winkte er zurück. Etty wollte auf ihn zulaufen, hielt jedoch inne, als sie sah, dass ihr Bruder nicht allein war.
    Â»Wer ist dieser Mann neben Ruan?«, fragte sie ihre Eltern und runzelte verblüfft die Stirn.
    Â»Sicher jemand, mit dem er sich im Zug angefreundet hat«, antwortete ihre Mutter. »Wir werden es gleich erfahren. Ruan scheint ihn uns vorstellen zu wollen.«
    In Gegenwart des streng aussehenden Fremden mit dem grauen zottigen Haar und den wild wuchernden Augenbrauen gab Etty ihrem Bruder nur einen sittsamen Kuss auf die Wange, statt ihn herzlich zu umarmen, wie sie das andernfalls getan hätte. Ruan schüttelte seinem Vater die Hand, ließ sich von seiner Mutter umarmen und begrüßte Louisa mit einem grinsenden »Hallo«.
    Â»Mutter, Vater, ich möchte euch meinen Klassenlehrer Mr Boniface vorstellen. Mr Boniface, meine Eltern.«
    Die Männer schüttelten sich die Hände und murmelten jeder ein höfliches »Angenehm«. Zu Ruans Mutter sagte Mr Boniface: »Es ist mir eine große Freude, Ihre Bekanntschaft zu machen, Mrs Trevannick.«
    Â»Und ich freue mich, einen von Ruans Lehrern kennenzulernen«, antwortete Meggan. »Wohnen Sie in Ballarat, Mr Boniface?«
    Â»Ich habe Mr Boniface über die Ferien zu uns eingeladen«, warf Ruan rasch ein und sah seine Mutter etwas unsicher an. »Ich hoffe, du hast nichts dagegen. Die Zeit war zu knapp, um noch einen Brief zu schicken, und ich habe Mr Boniface gesagt, dass es kein Problem sein würde.«
    Wie Ruan erwartet hatte, nahm seine Mutter die Neuigkeit liebenswürdig und gelassen auf. »Gäste sind uns auf Langsdale immer willkommen, Mr Boniface. Ich hoffe, es wird Ihnen bei uns gefallen.«
    Sie folgten dem Gepäckträger, der die Koffer zum Ausgang brachte. Ruan ging neben seiner Mutter her, die unbedingt wissen wollte, wie es ihm in der Schule gefalle. Mr Boniface schritt vor ihnen und unterhielt sich mit Ruans Vater. Die Mädchen zockelten mit ein wenig Abstand hinterher.
    Â»Die Schule ist ganz in Ordnung«, beantwortete Ruan die besorgte Frage seiner Mutter. »Macht es dir wirklich nichts aus, dass ich Mr Boniface zu uns eingeladen habe, Mama?«
    Â»Natürlich macht es mir nichts aus. Ich muss allerdings zugeben, dass es mich ein wenig überrascht, dass du einen Lehrer eingeladen hast. Kann er sonst nirgends

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