Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lied des Schicksals

Lied des Schicksals

Titel: Lied des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merice Briffa
Vom Netzwerk:
Louisa sagten unter Tränen und zahlreichen Umarmungen Lebewohl. Selbst Larry Benedict umarmte sie kurz. Nelson schüttelte ihr die Hand und wünschte ihr alles Gute. Darcy verabschiedete sich nur kurz und knapp, ohne den tadelnden Blick zu beachten, den ihm seine Mutter zuwarf.
    In Melbourne nahm Etty tränenreich Abschied von Ruan und ihrem Vater. Nun, wo der Zeitpunkt der Trennung gekommen war, fand sie die Aussicht, nach Adelaide zu ziehen, gar nicht mehr so aufregend. Die Gewissheit, jetzt endgültig ihr Zuhause und ihre Familie zu verlassen, machte ihr das Herz schwer. Etty vertraute ihrer Mutter ihre Zweifel an.
    Â»Mein Schatz, es ist niemals leicht, diejenigen zu verlassen, die man liebt. Wenn du wirklich nicht nach Adelaide möchtest, nehmen dein Vater und ich dich einfach wieder mit nach Hause.«
    Â»Es ist ja nicht so, dass ich nicht dorthin will. Ich möchte doch so gerne eine große Sängerin werden. Mir ist nur jetzt erst klar geworden, wie sehr ich euch alle vermissen werde.«
    Â»Während der ersten Monate bin ich ja bei dir. Da hast du genügend Zeit, um zu entscheiden, was du willst. Wenn du nicht glücklich bist, kannst du im April immer noch mit mir zurückfahren.«
    Sie verließen Melbourne an einem für die Jahreszeit ungewöhnlich nassen und kalten Tag. Als sie in Adelaide ankamen, war es dagegen brütend heiß, da der heiße und trockene Nordwind die Quecksilbersäule auf 38 Grad im Schatten hatte ansteigen lassen. Drei Tage lang wehte der Wind. In den Bergen brachen Buschbrände aus und hüllten die Stadt in einen rauchigen Dunst. Der Rauch und der Staub ließen Ettys Kehle trocken werden.
    Â»Wie soll man nur an so einem Ort singen können?«, fragte sie ihre Mutter.
    Â»Der heiße Wind hält nie länger als ein paar Tage an. Das Wetter wird sich bald ändern. Dann wirst du feststellen, was für eine schöne Stadt Adelaide ist. Wir werden uns zusammen die Sehenswürdigkeiten angucken, denn die Stadt ist erheblich gewachsen, seit ich das letzte Mal hier war. Damals warst du erst ein paar Monate alt.«
    Als der Wind bald darauf tatsächlich auf Süd drehte, brachte er erfrischende Regenschauer. Anschließend regnete es zwei Tage lang so heftig, dass auch die letzten Buschfeuer gelöscht wurden. Die Sonne schien von einem strahlend blauen Himmel, als eine Mietdroschke Etty und ihre Mutter vom Hotel zu Madame Marietta brachte.
    In der Straße standen viel mehr Häuser als vor sechzehn Jahren, als Meggan Madames Schülerin gewesen war. Das Cottage von Madame sah jedoch immer noch genauso aus, wie Meggan es in Erinnerung hatte. Nur der Garten war womöglich noch verwilderter. Einige Sträucher waren sowohl in die Höhe als auch in die Breite gewachsen, andere waren eingegangen, und an ihren entblätterten Zweigen wucherten Schlingpflanzen.
    Der Droschkenkutscher wollte wissen, ob die Damen ganz sicher wären, dass das die richtige Adresse sei. Als Meggan das bestätigte, fragte er, ob er warten solle. Offenbar konnte er sich nicht vorstellen, was zwei gut gekleidete Frauen in einem Cottage wie diesem wollen könnten, das unter dem verwilderten Garten fast begraben war.
    Meggan lehnte sein Angebot dankend ab. »Ich weiß nicht, wie lange wir bleiben werden. Aber wenn Sie in zwei Stunden wiederkommen könnten? Dann sind wir vermutlich fertig.«
    Â»Wie Sie wünschen, Madam. Ich bin in zwei Stunden wieder da.«
    Nachdem sie aus der Droschke ausgestiegen waren, sah Etty ihre Mutter entsetzt an. »Du hast mir zwar erzählt, dass es hier unordentlich ist, aber so habe ich mir das nicht vorgestellt. Sieht es drinnen im Cottage genauso schlimm aus wie im Garten?«
    Â»Das Haus ist mit allen möglichen Kuriositäten vollgestopft. Doch falls sich Madame nicht im Laufe der Jahre verändert hat, wird es zwischen dem ganzen Durcheinander sauber sein.«
    Â»Oh, Mama, ich bin so nervös. Ich weiß überhaupt nicht, was mich erwartet.«
    Â»Ich hab doch versucht, dich vorzubereiten, Liebes. Madame ist ziemlich fremdländisch und kümmert sich nicht darum, was die feine Gesellschaft denkt. Besser kann ich sie nicht beschreiben. Sie ist einzigartig. Nun komm, Liebes. Madame wartet sicher schon auf uns.«
    Als Madame die Tür öffnete, erlebte Meggan ein unerwartetes Déjà-vu. Die Frau, die vor ihnen stand, mochte zwar im Laufe der Jahre beträchtlich

Weitere Kostenlose Bücher