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Lied des Schicksals

Lied des Schicksals

Titel: Lied des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merice Briffa
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getragen, bevor die Ärzte feststellten, was da nicht in Ordnung war. Weder sie noch Ruan hatte gewusst, wie nah ihre Mutter damals dem Tod gewesen war. Anschließend hatte ihr Vater darauf bestanden, dass es keine weiteren Kinder geben würde.
    Â»Möchtest du viele Kinder haben, Louisa? Ich glaube, ich möchte gar keine.«
    Â»Jede Frau wünscht sich Kinder. Du wirst deine Meinung eines Tages ändern, Etty. Wart es nur ab.«
    Â»Nein, das werde ich nicht. Ich kann keine große Sängerin sein und außerdem Kinder haben. Ich hoffe sehr, dass ich bald nach Melbourne gehen kann, um mit meiner Ausbildung anzufangen. Mama sagt, sie hat bisher noch keine Lehrerin für mich gefunden.«
    Während sie beobachtete, wie Louisa die fertige Socke zur Seite legte und sich eine weitere aus dem Handarbeitskorb nahm, sann sie über ihr Leben nach. In gewisser Hinsicht beneidete sie Louisa. Wenn man von einem glühenden Wunsch besessen war so wie sie selbst, konnte das manchmal sehr qualvoll sein. Sie hasste diesen seltsamen Bruch in ihrem Leben. Wenn ihre Gesangsausbildung begann, wäre sie vielleicht in der Lage, sich endlich von ihrer Kindheit zu lösen.
    Zu Neujahr hieß es plötzlich, dass Etty nicht nach Melbourne gehen würde. Stattdessen würde ihre Mutter sie nach Adelaide bringen. Keine der Gesangslehrerinnen in Melbourne schien Meggan die notwendige Befähigung zu besitzen, Etty für eine Karriere als Opernsängerin auszubilden. Es gab nur eine Lehrerin, in die Meggan ihr Vertrauen setzte. Nach einem kurzen Briefwechsel war Madame Marietta bereit, sich Etty anzuhören. Wenn das Mädchen die Stimme ihrer Mutter hätte, würde sie sie gern als Schülerin annehmen.
    Etty war so aufgeregt darüber, dass sich ihr Leben bald verändern würde, dass sie nur noch mit sich selbst beschäftigt war und von den Gefühlen der anderen nichts mehr mitbekam. Nie kam ihr der Gedanke, dass ihre bevorstehende Abreise etwas damit zu tun haben könnte, dass Darcy immer launischer wurde.

5
    D a Ettys Garderobe bei dem Besuch in Melbourne erheblich aufgestockt worden war, waren nur wenige Vorbereitungen für ihren Umzug nach Adelaide erforderlich. Die Fahrt mit dem Küstendampfer war bereits gebucht, bevor Meggan ihre Tochter über die Einzelheiten informierte. Meggan hatte vor, im April zurückzukehren, wenn die Flussschiffe den Betrieb wieder aufnahmen. Wenn alles gut lief, würde Etty das ganze Jahr in Adelaide bleiben.
    Â»Ein ganzes Jahr!«, jammerte Louisa. »Musst du denn so lange fort? Ich werde dich sehr vermissen.«
    Â»Ich werde dich auch vermissen«, versicherte Etty und umarmte sie. »Aber ich freue mich gleichzeitig so sehr, Louisa.« Sie wirbelte im Zimmer herum, blieb dann vor dem Drehspiegel stehen und warf sich in Positur. »Ich werde die größte Opernsängerin der Welt werden. Miss Henrietta Trevannick. Wie glanzvoll sich mein richtiger Name anhört.«
    Â»Henrietta. Das hört sich gar nicht nach dir an. Für mich wirst du immer Etty bleiben.«
    Â»Das werde ich für alle hier auf Langsdale.« Etty wandte sich vom Spiegel ab und ließ sich in einen Sessel plumpsen. Ihre Begeisterung hatte plötzlich einen Dämpfer erfahren. »Darcy wird mich nicht vermissen. Er hat mir nicht mal viel Glück gewünscht.«
    Darcy hatte ihre Neuigkeiten scheinbar gleichgültig aufgenommen. »Jetzt hast du ja, was du willst« war sein einziger Kommentar gewesen, begleitet von einem Schulterzucken, als ob ihre bevorstehende Abwesenheit ihn in keiner Weise berührte.
    Â»Ich bin mir sicher, dass Darcy sich für dich freut.«
    Â»Das hat er aber nicht gesagt. Ach, was soll’s? Ich hätte Lust auszureiten, Louisa. Wenn ich erst in Adelaide bin, kann ich vermutlich höchstens mal gemächlich durch den Park reiten. Ich würde gern noch einmal so richtig schnell galoppieren.«
    Â»Du weißt doch, dass ich nicht gern im Galopp reite.«
    Â»Du kannst ja so lange auf mich warten. Wenn ich genug hab, komme ich zu dir zurück.«
    Als die Mädchen ihre Eltern um Erlaubnis fragten, sagte man ihnen, sie dürften nur in Begleitung von Darcy oder Ruan ausreiten. In den letzten Wochen waren mehrfach Wanderarbeiter zur Farm gekommen und hatten als Gegenleistung für den einen oder anderen Aushilfsjob um etwas zu essen gebeten. Die meisten dieser Leute schienen anständige Männer

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