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Lied für eine geliebte Frau

Lied für eine geliebte Frau

Titel: Lied für eine geliebte Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Orsenna
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bei einer großen, vollzähligen Familie. Jedes der vier Kinder (Yann, Adèle, Louis und Aude) nahm mich auf seine Weise in den Arm.
    Eine Auswahl von Büchern, mit dem Schwerpunkt auf Biografien, deren Lektüre beweist, dass auf Regen häufig gutes Wetter folgt: Jean-Marc, Charlotte.
    Ausflüge in die
good old days
: Christophe.
    Begegnung mit genialen kubanischen Musikern: Claudine.
    Ein großer Vorrat an neuer Freundschaft: Jacques.
    Berichte von schwindelerregenden Bergtouren im Himalaja (Angst kann manchmal die Trauer zerstreuen): Philippe.
    Lektionen der Verschwiegenheit im Wissen und der Wachsamkeit in Auseinandersetzungen: Marie Paule.
    Einladung zu extrem anstrengenden Segelregatten: Gwen, Patrick, Jimmy …
    Teilhabe am Wesentlichen, ohne etwas zu verraten: Benedict, Anne-Yvonne.
    Raffinierte Abendessen, mit dem rituellen Geschenk eines Töpfchens Milchkonfitüre für das Frühstück am nächsten Tag: Philippe, Jenny Paule.
    Heimliche Freuden: Lora.
    Einen Monat später wollte man sich wieder treffen und erörtern, objektiv erörtern, wie sich seine Traurigkeit entwickelt hatte. Je nach den Ergebnissen der Untersuchung wollte man dann über die weitere Behandlung entscheiden. Schon jetzt hatte ein Arzt, Serge G., es übernommen, die Möglichkeiten der Anwendung anderer, radikalerer Mittel zu erforschen.
    Ein einziger Vorschlag war mit großem Gelächter und spöttischen Bemerkungen quittiert und sogleich verworfen worden, ohne auch nur als diskussionswürdig erachtet zu werden.
    Â«Sieh mal, so weit ist er noch nicht.»
    Â«Das Gespenst quält ihn noch zu sehr.»
    Â«Denk mal ein wenig nach: Die arme neue Frau würde zur Schlachtbank gehen.»
    Der Schöpfer dieser Idee erhob sich mit finsterem Blick. Und verließ wütend die Versammlung, begleitet von spöttischen Bemerkungen: «Oh, was für eine Primel!» «So ein Sensibelchen!»
    Glücklicherweise kam ihm kein Mensch in die Quere, er hätte ihn zerlegt. Denn der Freund, dessen Vorschlag so lächerlich gemacht worden war, hatte früher, in seinen argentinischen Jugendjahren, jenen rauen Kämpfen zu dreißigst gefrönt, die unter Gebildeten Rugby genannt werden. Er hegte liebevolle Erinnerungen daran, die nur darauf warteten, aufgefrischt zu werden. Was daraus folgte, waren Prügeleien, die entweder auf irgendeinem Polizeirevier endeten, wo man ihn wieder rausholen musste, indem man den Beamten hoch und heilig versicherte, dass dieser Mann, der in eine Zelle eingesperrt war, trotz seines Auftretens die Ruhe und Friedfertigkeit in Person war, «man hat ihn provoziert, das ist alles, mankann doch niemandem das unveräußerliche Recht absprechen, sich Respekt zu verschaffen». Oder er saß mit zerbrochener Brille und blutiger Nase auf dem Bordstein, und seine Freunde trösteten ihn, was zugegebenermaßen immer häufiger passierte, je älter er wurde und je öfter er daher auf Menschen traf, die 1. keinerlei Respekt vor einem ehemaligen Rugby-Star hatten und 2. Faustschläge oder Karateschläge kannten, die im Handgemenge absolut verboten waren.
    Kaum wieder zu Hause, weckte der Argentinier seine Frau, um sie zu informieren. Diese hübsche Person fand aus dem tiefsten Schlaf sofort in die fröhlichste Begeisterung. Und da sie beide keine Lust mehr hatten zu schlafen und die Wut des Mannes eine Energie war, die seine Frau ausgezeichnet zu ihrem Vorteil zu nutzen verstand, liebten sie sich in dieser Nacht wie die Wilden.
    Man kann sich vorstellen, dass diese Raserei den denkwürdigen Vorschlag beflügelte, in dessen Zentrum just ein Liebesprojekt stand.
    Am nächsten Tag standen der Argentinier und seine Frau spät auf, zum großen Missfallen ihrer jeweiligen Sekretärinnen, die immer und immer wieder angerufen hatten, um sie über all die bereits verpassten Termine zu unterrichten, über all die wütenden und folglich für immer verlorenen Kunden und die vielen anderen Katastrophen, die vielleicht noch aufzuhalten waren. Und sobald sie in ihren Büros waren, beschäftigten sie sich zur noch größeren Entrüstung ihrer Sekretärinnen mit nichts anderem mehr als mit dem Vorschlag.
    Zunächst erstellten sie eine Liste mit Kriterien, anhand derer man so genau wie möglich ein Phantombild zeichnen konnte. Dann stellten sie unter Zuhilfenahmealler Mittel, altertümlicher – Mundpropaganda, Briefe

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