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Liegen lernen

Liegen lernen

Titel: Liegen lernen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Goosen
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nicht gesagt, daß ich das will.«
    »Sie würden aber an die Uni passen. Hier bleiben viele hängen, die sich nicht rechtzeitig für was anderes entschieden haben. Sie entscheiden sich nicht gern, nicht wahr?«
    Darauf wußte ich nichts zu sagen.
    »Sie könnten Glück damit haben. Sie haben Talent. Das wird immer ausreichen, um Jobs anzunehmen, die man Ihnen anbietet, aber irgendwann müssen Sie sich überlegen, was Sie wirklich wollen. Über einen bestimmten Punkt kommt man nur hinaus, wenn man weiß, wo man hin will.«
    »Sie scheinen mich schon ziemlich gut zu kennen.«
    »Sie haben recht, wenn Sie sauer sind. Das alles geht mich nichts an.«
    »Ist schon gut«, sagte ich. Ich wollte mit niemandem streiten, mit dem ich in einem Fahrstuhl festsaß.
    »Ich muß jetzt wirklich dringend aufs Klo.« Lustlos hämmerte sie mit der Faust ein paarmal gegen die Fahrstuhlwand. Und plötzlich gab es einen Ruck, das Licht ging wieder an, und der Fahrstuhl setzte sich in Bewegung. »Na endlich! Die Luft wurde langsam schlecht«, sagte Roberta Appleman. Wir blieben erst mal sitzen und saßen immer noch am Boden, als der Fahrstuhl unten ankam, die Türen sich öffneten und der Hausmeister vor uns stand.
    »Stromausfall«, sagte er und schien nicht im mindesten überrascht, uns da am Boden hocken zu sehen. Wir rappelten uns auf und verließen den Fahrstuhl. Ich paßte auf ihre Sachen auf, während Roberta Appleman auf dem Klo verschwand, dann brachte ich sie zu ihrem Auto, stellte den Karton mit Büchern in ihren Kofferraum, gab ihr die Hand und blickte ihr nach, wie sie über den Parkplatz davonfuhr. 
     
    Beck hatte mittlerweile ebenfalls jemanden kennengelernt. Sie hieß Mariele Kaufmann, und »Mariele« war kein Spitzname. Sie war mir schon in der einen oder anderen Vorlesung aufgefallen, weil sie immer so gut angezogen war. Beck hatte sie in einem Seminar über die Innenpolitik der Weimarer Republik gesehen und war gleich ganz hingerissen gewesen. Zum ersten Mal seit Gabriele interessierte er sich für eine Frau. Ganz förmlich lud er sie erst zu einem Kaffee und dann zum Essen ein. Es dauerte keine ganze Woche, und die beiden waren ein Paar. Sie paßten zueinander. Sie waren die einzigen Studenten an der ganzen Fakultät, die sich ordentlich anzogen.
    Wir gingen jetzt öfter zu viert essen. Ich konnte bald keine Kellner mehr sehen, aber ich ging mit. Vier waren besser als drei.
    Am Tag, nachdem ich mit Roberta Appleman im Fahrstuhl steckengeblieben war, gingen wir in ein Restaurant, das gerade erst aufgemacht hatte. Es sei innerhalb kürzester Zeit zu einem Geheimtip avanciert, sagte Beck. Es gebe hier alles, was gut sei, sagte Mariele. Das Restaurant war nicht auf eine bestimmte Richtung oder Nationalität festgelegt.
    Ich kam aus der Uni und duschte. Gloria zog sich im Schlafzimmer an. Sie hatte sich die Haare gewaschen, und als ich aus dem Bad kam, stand sie in Slip und BH nach vorn gebeugt vor dem Spiegel, kämmte ihr Haar in einer fast kreisförmigen Bewegung vom Haaransatz im Nacken über den Hinterkopf nach vorn, der Bürste mit dem Fön folgend. Dann warf sie den Kopf ruckartig zurück und schüttelte ihn und überprüfte Sitz und Halt ihres Haars, beugte sich wieder nach vorn und arbeitete nach. Ich setzte mich auf das Bett und sah ihr zu. Dann zog ich mich an. Als sie mich sah, sagte sie: »So willst du doch wohl nicht gehen!«
    »Wie denn?«
    »Weißt du, was das für ein Restaurant ist?«
    »Ich war noch nie da.«
    »Du solltest dir schon ein bißchen was Besonderes anziehen.«
    »Das ist doch Blödsinn.«
    »Du willst doch nicht in dieser alten Jeans und diesem Sweatshirt in dieses Restaurant gehen.«
    »Naja, ich habe nichts anderes.«
    »Kannst du nicht wenigstens ein Hemd anziehen und ein Jakkett?«
    »Vielleicht habe ich dazu keine Lust.«
    »Bitte«, sagte Gloria. »Mir zuliebe.«
    Ich seufzte und zog ein Hemd an und ein Jackett. Gloria trug ein schwarzes, enges Kleid mit einem tiefen Dekolleté, schwarze Strümpfe und Schuhe und eine Perlenkette.
    »Eine Perlenkette?« sagte ich.
    »Hast du daran was auszusetzen?«
    »Nein, nein, natürlich nicht.« Ich sagte ihr nicht, daß die Perlenkette sie älter machte.
    Es klingelte. Beck und Mariele Kaufmann waren früh dran.
    Beide hatten sich Mühe gegeben, umwerfend auszusehen. Ich war das häßliche Entlein an diesem Abend. Mariele hatte leicht glänzenden Lippenstift aufgetragen. Sie trug eine durchsichtige, weiße Seidenbluse und darunter einen schwarzen

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