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Life - Richards, K: Life - Life

Titel: Life - Richards, K: Life - Life Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Richards
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war wie eine Krankenschwester, eine Nachtschwester. Ich kann mich nicht einmal mehr erinnern, was genau ich durchgemacht habe; es war auf jeden Fall unangenehm. Vielleicht war es Paranoia - wie sie andere mit Marihuana erleben: Man verspürt heftige Angst, ohne zu wissen, wovor eigentlich. Deshalb kann man sich auch nicht dagegen wehren, doch je tiefer man da reingerät, desto schlimmer wird es. Manchmal muss man sich einfach selber eine runterhauen.
    Offensichtlich war diese Erfahrung nicht schlimm genug gewesen, denn ich nahm noch einen weiteren Trip. Die Grenze musste unbedingt überschritten werden. War natürlich viel Dummheit dabei. Beim letzten Mal lief’s nicht so gut? Dann probieren wir’s einfach gleich noch mal. Du hast doch nicht etwa Angst, oder?

    Es ging um den Acid-Test, Ken Keseys Scheißerfindung. Mit anderen Worten, wenn du das nicht erlebt hast, dann hast du gar nichts erlebt, und das wäre doch blöd. Viele fühlten sich zum Einwerfen verpflichtet, obwohl sie gar keine Lust dazu hatten, sie taten es nur, weil sie dazugehören und weiter mit den anderen herumhängen wollten. Gruppendynamik. Aber wenn du nicht vorsichtig warst, konnte es dich fertigmachen, und das passierte gar nicht so selten. Selbst wenn du es nur ein einziges Mal genommen hast, konnte es schon was bei dir anrichten. Es ist unberechenbar.
    Eine irre Geschichte aus jener Phase war die acidbefeuerte Autofahrt mit John Lennon - das war so extrem, dass ich mich an kaum mehr als ein paar Bruchstücke erinnern kann. Mir ist, als hätte uns ein Chauffeur zwei bis drei Tage durch Torquay und Lyme Regis gefahren. Johnny und ich waren so weggetreten, dass er noch Jahre später in New York manchmal fragte: »Was war auf diesem Trip eigentlich los?« Kari-Ann Moller, inzwischen Mrs. Chris Jagger, war auch dabei; ich glaube, die Hollies haben einen Song über sie geschrieben - oder doch über Marianne? Ein süßes Mädchen, sie hatte eine Bleibe am Portland Square, wo ich etwa zwei Jahre lang immer wohnte, wenn ich in der Stadt war. Ihre Erinnerungen, die ich mir für dieses Buch vor kurzem erzählen ließ, unterschieden sich gewaltig von den meinen. Aber anders als meine sind ihre wenigstens kein großes, nahezu leeres Nichts.
    Wir selbst erkannten damals natürlich nicht, dass wir völlig überarbeitet waren; erst später merkt man das: Junge, du hast dir nie eine Pause gegönnt . Wenn wir also mal drei unglaubliche Tage frei hatten, sind wir immer ein bisschen durchgedreht. In meiner Erinnerung waren wir mit Chauffeur unterwegs. Kari-Ann hingegen sagt, wir hatten keinen. Wir saßen zusammengedrängt mit einer weiteren, nicht mehr identifizierbaren Person in einem Zweitürer
- also vielleicht doch ein Chauffeur? Kari-Ann zufolge starteten wir von Dolly’s Nachtclub, dem Vorgänger des Tramp, umkreisten ein paarmal Hyde Park Corner und überlegten, wo es eigentlich hingehen sollte. Sie sagt, wir seien dann zu Johns Haus auf dem Land gefahren und hätten Cynthia begrüßt, bevor Kari-Ann beschloss, dass wir doch bei ihrer Mutter in Lyme Regis vorbeischauen könnten. Was für eine nette Überraschung für ihre Mutter - ein paar aufgedrehte Typen auf Acid, die mehrere Nächte durchgemacht haben. Kari-Anns Geschichte geht so, dass wir im Morgengrauen dort ankamen. In einer Kaffeebude wollten sie uns nicht bedienen, aber John wurde dabei erkannt. Und Kari-Ann wurde klar, dass wir ihre Mutter nicht besuchen konnten, weil wir einfach komplett neben der Spur waren. Aus demselben Grund fehlen mir danach ein paar Stunden, ich weiß nur noch, dass wir erst wieder bei Dunkelheit bei Johns Haus ankamen. Auf jeden Fall spielten Palmen eine Rolle, also sieht es so aus, als hätten wir bedröhnt in unserer eigenen kleinen Welt viele Stunden auf der palmengesäumten Promenade von Torquay gesessen. Letztlich haben wir es wieder nach Hause geschafft, also waren alle glücklich. Das war einer der Fälle, wo John unbedingt mehr Drogen einschmeißen wollte als ich. Eine große Tüte Gras, ein Batzen Haschisch und obendrauf Acid. Für Acid suchte ich mir normalerweise ganz bestimmte Orte aus; dabei herumzufahren kam normalerweise nicht infrage, wenn man es vermeiden konnte.
    Ich mochte John sehr. Er war in vielerlei Hinsicht ein komischer Typ. Ich meckerte immer an ihm herum, weil er seine Gitarre zu hoch trug. Er und die Jungs hatten sie immer vor der Brust, was die Bewegungen viel zu sehr einschränkt. Das ist, als trüge man Handschellen. »Himmel noch mal,

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