Life - Richards, K: Life - Life
er lieferte den besten Swim südlich des Rio Grande ab. Jawoll, get down! Er machte alles, was der General ihm befahl. »Und jetzt den Mashed Potato.« Wir dachten, man hätte uns hundert Jahre zurückgebeamt.
Bald darauf fuhren wir nach Urubamba, das an dem gleichnamigen Fluss liegt, nicht weit von Machu Picchu entfernt. In Urubamba war man weit ab vom Schuss. Es gab nichts. Jedenfalls kein Hotel. Der Ort stand auch auf keiner Touristenkarte. Die einzigen Weißen, die je dort gesichtet wurden, hatten sich schlicht verirrt. Viel anders erging es uns auch nicht. Schließlich fanden
wir aber doch eine Bar, wo wir ein anständiges Abendessen bekamen, Shrimps, Reis, Bohnen. Und jetzt, dachten wir, wäre ein Platz zum Schlafen recht. Erst hieß es, nein, nein, keine Chance, bis die Leute in der Bar merkten, dass wir eine Gitarre dabeihatten, und so spielten Mick und ich eine Stunde lang und gaben so ziemlich alles an alten Songs zum Besten, was uns einfiel. Ich hatte den Eindruck, als müssten wir so lange spielen, bis wir eine Mehrheit der Stimmen auf unserer Seite hatten und uns erlaubt wurde, über Nacht zu bleiben. Anita war schwanger, ich wollte unbedingt ein Bett für sie. Anscheinend machten wir unsere Sache gut. Ich spielte ein paar Takte von »Malagueña« und ein paar andere entfernt spanisch klingende Sachen, die Gus mir beigebracht hatte. Schließlich sagte der Wirt, dass wir zwei Zimmer im ersten Stock haben könnten. Das war das einzige Mal, dass Mick und ich für eine Unterkunft singen mussten.
In dieser Zeit waren wir äußerst produktiv. Wir schrieben einen Song nach dem anderen. »Honky Tonk Women«, das im Juli 1969 vor dem Album Let It Bleed als Single herauskam, war die Krönung all dessen, was wir damals am besten konnten. Der Song ist funky und dreckig. Zum ersten Mal spielte die offen gestimmte Gitarre die Hauptrolle, das Riff und die Rhythmusgitarre sorgten für die Melodie. Das Stück vereinigte alles an Blues und schwarzer Musik in sich, was wir seit den Dartford-Tagen gelernt hatten. Charlie war einfach großartig. Der Song hatte Groove, es war einer dieser Songs, bei denen man noch vor seiner Fertigstellung wusste, dass er ein Nummer-eins-Hit wird. Zu der Zeit war ich derjenige, der das Riff, den Titel und die Melodie lieferte, Mick steuerte den Rest bei. Wir dachten nicht groß darüber nach. Eine meiner typischen Textzeilen ging etwa so: »I met a fucking bitch in somewhere city.« Dann war er dran. »Los, Mick, dein Job. Ich hab dir
das Riff gegeben, Baby, jetzt mach was draus.« Währenddessen versuche ich das nächste rauszuhauen. Mick kann wirklich Songs schreiben. Liefere ihm eine Idee, und ab geht die Post. »I met a ginsoaked barroom queen in Memphis.«
Beim Komponieren benutzten wir eine Methode, die wir »Vowel Movement« nannten - sehr wichtig für Songwriter. Die Suche nach dem Wort mit dem passenden Klang. Oft ahnt man noch nicht, welches Wort an welche Stelle kommt, aber man weiß, dass es einen bestimmten Vokal mit dem passenden Klang enthalten muss. Du schreibst etwas, das auf Papier gut aussieht, aber es hat noch nicht den richtigen Klang. Dann fängst du an, um die Vokale herum die richtigen Konsonanten zusammenzubasteln. Es gibt die passende Stelle für ein ooh , und es gibt die passende Stelle für ein daah . Wenn du das verhunzt, dann klingt es beschissen. In diesem Stadium muss es sich noch nicht zwingend reimen, darum kann man sich später noch kümmern, aber dieser spezielle Vokal, der muss da sein. Der Doo-wop- Gesangsstil wird nicht von ungefähr so genannt, das ist »Vowel Movement«.
»Gimme Shelter« und »You Got the Silver« waren die ersten Stücke, die wir in den Olympic Studios für jenes Album aufnahmen, das wir dann Let It Bleed titelten. Daran arbeiteten wir im Sommer’69, dem Sommer, als Brian starb. »You Got the Silver« war zwar nicht meine erste Aufnahme als Leadsänger mit den Stones - das war »Connection« -, aber es war einer der ersten Songs, die ich ganz allein geschrieben und dann erst Mick gezeigt hatte. Ich sang es lediglich deshalb alleine, weil wir uns die Arbeit aufteilen mussten. Mehrstimmig, wie die Everlys, hatten wir schon immer gesungen, es war also nicht so, als hätte ich urplötzlich mit dem Singen angefangen. Aber wie alle meine Songs betrachtete ich auch diesen nicht als meine Schöpfung. Ich habe nur eine verdammte gute Antenne dafür, durch den Raum schwirrende Songs aufzuschnappen,
das ist alles. Woher kam »Midnight
Weitere Kostenlose Bücher