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Life - Richards, K: Life - Life

Titel: Life - Richards, K: Life - Life Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Richards
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zusammen machen. Wenn wir erst mal den nächsten Entzug überstanden haben, kommen wir mit ein paar echt tollen Songs rüber. Ja, wir dachten wirklich, wir hätten alle Zeit der Welt.
    Mick mochte Gram nicht. Es dauerte ziemlich lange, bis ich merkte, dass die Leute um mich herum das viel deutlicher mitkriegten als ich. Sie erzählen Geschichten, wie er Gram das Leben schwermachte, wie er Gretchen anbaggerte, um ihn zu verletzen, wie er keinen Zweifel daran ließ, dass Gram nicht willkommen war. Stanley Booth erinnert sich, dass Mick wie eine »Tarantel« um Gram herumschlich. Auch wenn er das nie so ausdrücken würde, er betrachtete es als Verrat, dass ich mit jemand anders
Songs schrieb und spielte. Mir fiel das damals überhaupt nicht auf. Ich erweiterte ganz einfach meinen Freundeskreis. Ich trieb mich herum und lernte neue Leute kennen. Und ich stellte mich nicht zwischen Mick und Gram, ich hinderte Mick nicht daran, mit ihm zu spielen und zu singen. Wenn man mit Gram zusammen war, wollte man nur eins: einen Song spielen und dann noch einen und dann noch einen.
    Als Gram und Gretchen uns verließen, blieb ein ungutes Gefühl zurück. Grams körperliche Verfassung war wirklich nicht die allerbeste, an die genauen Umstände seiner Abreise kann ich mich nicht mehr erinnern. Ich hatte mich gegen die Dramen, die sich in unserem Riesenhaushalt abspielten, abgeschottet.
    Im Nachhinein besteht für mich kein Zweifel daran, dass Mick auf jeden meiner männlichen Freunde eifersüchtig war. Und ich bin auch überzeugt davon, dass das ein viel größeres Problem darstellte als Frauen oder sonstwas. Ich brauchte lange, bis ich erkannte, dass Mick jedem meiner männlichen Kumpel automatisch die kalte Schulter zeigte oder zumindest mit Argwohn begegnete. Jeder Mann, mit dem ich befreundet war, sagte mir früher oder später: »Ich glaube, Mick mag mich nicht.« Mick und ich waren sehr enge Freunde, und wir haben viel zusammen durchgemacht. Aber er war auf eine verquere Art besitzergreifend. Ich nahm das nur sehr vage wahr, aber andere sprachen es dafür deutlich aus. Mick wollte nicht, dass ich neben ihm noch andere Freunde hatte. Dieses Verlangen nach Ausschließlichkeit hat vielleicht was mit seiner ablehnenden Haltung zu tun. Oder vielleicht glaubt er auch, dass er mich verteidigen muss. »Was will dieses Arschloch von Keith?« Genau erklären kann ich es, ehrlich gesagt, auch nicht. Er versuchte, die Menschen auszubooten, von denen er glaubte, dass sie mir zu nahe kamen. Als wären sie Liebhaberinnen und nicht einfach nur gute Freunde.

    Fühlte Mick sich ausgeschlossen, als Gram bei uns war? Mir ist das zumindest nicht aufgefallen. Alles war in Bewegung, jeder machte neue Bekanntschaften, experimentierte herum. Ich weiß nicht mal, ob er mir in diesem Punkt zustimmen würde. Ich glaube, Mick betrachtete mich als sein Eigentum. Ich sah das anders. Es dauerte Jahre, bis ich darauf kam, über diese Möglichkeit auch nur nachzudenken. Weil ich den Burschen nämlich von Herzen liebe. Ich bin immer noch sein Kumpel. Aber er macht es einem nicht gerade leicht, sein Freund zu sein.
    Die meisten Typen, die ich kenne, sind Arschlöcher. Ich habe einige fantastische Arschlochfreunde, aber das ist nicht der Punkt. Freundschaft hat damit nichts zu tun. Der Punkt ist: Kommt man miteinander klar, kann man über alles reden, ohne dass eine Kluft aufreißt? Freundschaft bedeutet eine Verringerung der Distanz zwischen Menschen. Das ist für mich mit das Wichtigste auf der Welt. Mick will nicht jedem vertrauen. Ich hingegen vertraue jedem Menschen, bis er mir beweist, dass er mein Vertrauen nicht verdient. Vielleicht ist das der Hauptunterschied zwischen uns. Ich weiß nicht, wie ich es anders ausdrücken soll. Ich glaube, es hat was damit zu tun, Mick Jagger zu sein, die Art, wie er damit umgehen musste, Mick Jagger zu sein. Er kann ganz einfach nicht anders, als dauernd Mick Jagger zu sein. Vielleicht liegt das an seiner Mutter, die noch immer in ihm steckt.
     
    Wir hatten Bobby Keys in einer Wohnung in der Nähe von Nellcôte einquartiert. Einmal sorgte er für Unruhe, als er sein texanisches Temperament zur Schau stellte und sein Mobiliar aus dem Fenster warf. Allerdings ließ er sich schon bald von der wunderschönen Nathalie Delon zähmen und in die französischen Sitten einweisen. Sie wohnte nicht weit weg, in Biancas Haus, wo sie nach der Hochzeit eingezogen war. Ich fragte Bobby, wie er sie kennengelernt
hatte, und als er mir die

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