Life - Richards, K: Life - Life
Residenz eines karibischen Diktators erinnerte - überall schwer bewaffnete Wachmänner. Darauf hatten Bobby und ich keine Lust, genauso wenig auf die Touristen, die uns beim Musizieren im Playboy Mansion zuschauen wollten. So flüchteten wir uns in unser eigenes Unterhaltungsprogramm.
Der Doc war immer dabei, und wir versorgten ihn mit einem Bunny, nach dem Motto: »Du kriegst Debbie, wir dürfen dafür in deine Tasche greifen.« Ich dachte mir, okay, das Drehbuch steht, jetzt spielen wir unsere Rollen bis zum Ende. Aber diesmal gingen Bobby und ich etwas zu weit - wir setzten das Badezimmer in Brand. Das heißt, nicht wir, sondern das Dope. Wir hatten keine
Schuld. Wir saßen nur mit Dr. Bills Tasche in diesem sehr komfortablen Badezimmer auf dem Boden und ließen es uns gutgehen. »Mal gucken, was dieses Zeug so kann.« Wuuusch. Und immer so weiter, bis wir im wahrsten Sinne des Wortes vernebelt waren. »Was ist denn das für ein Rauch?«, fragt Bobby. Ich schaue ihn an, kann ihn aber überhaupt nicht mehr sehen, weil die Vorhänge vor sich hinkokeln. Dann geht es richtig los. Bald ist Bobby komplett im Nebel verschwunden. »Ja, irgendwie ist es hier drinnen ein bisschen verraucht.« Eine extrem verzögerte Reaktion unsererseits. Plötzlich poltert es an der Tür, der Feueralarm schrillt los. Piep piep piep … »Was ist denn das für ein Lärm, Bob?« - »Keine Ahnung. Sollen wir mal das Fenster aufmachen?« Irgendwer brüllt durch die Tür: »Seid ihr okay?« - »Ja, ja, alles paletti, Mann!« Der Typ draußen zieht wieder ab, während wir überlegten, was wir jetzt machen sollen. Vielleicht einfach abhauen und später stillschweigend für den Schaden aufkommen? Kurz darauf trommelt es wieder an der Tür, und wenige Sekunden später brechen Kellner und Kerle in schwarzen Anzügen mit großen Wassereimern durch. Uns sehen sie mit stecknadelkopfgroßen Pupillen auf dem Boden hocken. »Das hätten wir auch selber hingekriegt«, sage ich. »Was denkt ihr euch eigentlich, hier einfach so reinzuplatzen? Das ist eine Privatveranstaltung!« Kurze Zeit später hat Hugh seine Zelte abgebrochen und ist nach L. A. umgezogen. 2
Manche Erzählungen über meine nächtlichen Eskapaden glaube ich nur, weil es stichhaltige Beweise gibt. Kein Wunder, dass ich für meine Partyqualitäten berühmt bin! Die besten Partys sind die, an die man sich nicht erinnert; alles andere taugt nichts. Hinterher bekommst du knappe Anekdoten über deine Abenteuer zu hören: »Ach, du weißt gar nicht mehr, wie du die Pistole abgefeuert hast? Dann roll mal den Teppich hoch und schau dir die Einschusslöcher an, Kumpel.« Ein bisschen schämte ich mich schon. »Wie bitte, daran kannst du dich nicht erinnern? Dass du vom Kronleuchter gebaumelt und deinen Schwanz rausgeholt hast? Jeder durfte mal anfassen, wenn er einen Fünfer drumgewickelt hat.« Tut mir leid, aber daran kann ich mich nun wirklich nicht erinnern.
Schwer zu erklären, diese Exzesse. Wir sagten uns ja nicht einfach: Okay, heute Abend wird gefeiert. Es passierte einfach. Wahrscheinlich wollten wir vor allem eines: vergessen. Auch wenn uns das nicht bewusst war. In einer Band hockt man ständig aufeinander, und je berühmter man wird, desto enger wird die Zelle. Da nimmt man einiges auf sich, um für ein paar Stunden ein anderer Mensch zu sein.
In bewusstlosem Zustand kann ich genial improvisieren, angeblich eine meiner herausragenden Qualitäten. Ich versuche zwar immer, mit dem altbekannten Keith Richards in Kontakt zu bleiben, aber ich weiß, dass sich da noch ein anderer rumtreibt. Zumindest gelegentlich. In den besten Geschichten über mich bin ich gar nicht anwesend, zumindest nicht bewusst. Offensichtlich funktioniere ich dann trotzdem noch. Dafür gibt es einfach zu viele Zeugen. Aber besonders nach ein paar Tagen auf Koks gibt es irgendwann einen Filmriss: Ich denke, ich habe irgendwo gepennt, komplett ausgeknockt, während ich tatsächlich die wildesten Sachen angestellt habe. Die Grenzen austesten nannten wir das. Mir
hatte niemand gesagt, wo die Grenzen sein sollten. Ab einem bestimmten Punkt ist alles zu spät; du hast die Grenzen längst hinter dir gelassen, aber es macht einfach zu viel Spaß. Du schreibst Songs, die Bräute sind auch da - so ziehst du eben dieses Rock’n’Roll-Ding durch, zumal haufenweise Kumpels vorbeikommen und ständig neuen Stoff bringen. Irgendwann gehen die Lichter aus, aber davon lässt du dich nicht stoppen. Nein, du machst weiter, als
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