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Life - Richards, K: Life - Life

Titel: Life - Richards, K: Life - Life Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Richards
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nordamerikanische Städte planen - eine beachtliche Organisationsleistung unseres neuen Tourmanagers Peter Rudge, dem Vier-Sterne-General unter den Anarchisten. Es war immer knapp, aber wir verpassten keinen einzigen Gig. In fast jeder Stadt bestritt der erst 22-jährige Stevie Wonder das Vorprogramm. Ich weiß noch, was man sich auf unseren Europatourneen mit seiner großartigen Band über Stevie erzählte. »Der Hurensohn ist gar nicht blind! Neulich gehen wir in dieses nigelnagelneue Hotel, und er nimmt den Schlüssel und läuft schnurstracks zum Aufzug!« Später hab ich rausgefunden, dass er den Grundriss der Four Seasons-Hotels auswendig gelernt hatte. Fünf Schritte geradeaus, zwei Schritte zum Aufzug - kein Problem für Stevie. Und alles, um seine Kollegen zu verarschen.
    Auf dieser Tour hat die Band wirklich gerockt. Aber hören wir lieber, was ein mitreisender Autor dazu zu sagen hat. Wir hatten einen Haufen Schreiberlinge und Reporter dabei, fast schon wie ein Wahlkampftross. Irgendwann wollte unser alter Freund Stanley Booth nicht mehr; die Horden dahergelaufener Promis und berühmter Autoren widerten ihn an. Sie vergifteten die Touratmosphäre: »The ballrooms and smelly bordellos / And dressing rooms filled with parasites«. Wir spielten weiter.
    Robert Greenfield: In Norfolk und Charlotte und Knoxville hat das Set keinen einzigen Hänger, die Musiker harmonieren perfekt miteinander, das Timing stimmt, wie bei
einer Fußballmannschaft in Topform, bei der jeder Pass ankommt. Aber kaum jemand realisiert, dass hier gerade ein kleines Wunder geschieht; nur die, die wirklich hinhören, wie Ian Stewart, die Stones selbst oder die Musiker der Vorgruppen. Alle anderen grübeln entweder über logistische Fragen oder versuchen irgendwen abzuschleppen.
    Stanley erwähnte einen mitreisenden Arzt; nennen wir ihn in Burroughs’scher Tradition Dr. Bill. Dr. Bills Spezialgebiet war angeblich Notfallmedizin. Mick hatte darauf bestanden, einen Arzt mitzunehmen, und seine wachsende Besorgnis hatte durchaus ihre Gründe: Er bekam Drohungen von Freaks, die völlig auf ihn fixiert waren. Die Leute stürmten die Bühne und schlugen auf ihn ein, zudem stand er auf der Todesliste der Hells Angels. Der Arzt sollte Mick das Leben retten, falls er auf offener Bühne angeschossen werden sollte. Dem guten Dr. Bill ging es aber vor allem um die Weiber, und als junger, attraktiver Arzt bekam er eine Menge davon ab.
    Er ließ sich Visitenkarten drucken: »Arzt der Rolling Stones«. Ehe wir die Bühne betraten, begutachtete er das Publikum und verteilte zwanzig oder dreißig Karten an die hübschesten und heißesten Mädchen, egal, ob sie einen Kerl dabeihatten oder nicht. Auf die Rückseite schrieb er den Namen unseres Hotels und die Nummer seiner Suite. Sogar Mädels mit männlicher Begleitung schauten hinterher vorbei, nachdem sie erst brav nach Hause gegangen waren. Die Karte gaben sie beim Wachmann ab. Dr. Bill wusste ganz genau: Von den sechs, sieben Mädchen, die auftauchen würden, konnte er eine oder zwei abstauben, indem er ihnen ein Treffen mit den Stones in Aussicht stellte. Jeden Abend eine flachlegen, darauf stand er. Außerdem hatte Dr. Bill eine Tasche mit jedem Mittelchen dieser Welt dabei, Demerol, was auch immer. Du
brauchst ein Rezept? Kein Problem. Wir schickten immer ein paar Mädchen auf sein Zimmer, um ihm die Tasche zu stibitzen. Wenn er Demerol verteilte, neben sich eine Tüte mit gebrauchten Spritzen, standen die Leute bei ihm Schlange.
    In Chicago herrschte akuter Hotelzimmermangel, was unsere Probleme mit den Reservierungen noch verschärfte. Ein Eisenwaren-Kongress, ein McDonald’s-Kongress, ein Möbel-Kongress, jede Lobby vollgestopft mit Namensschildträgern. So kam Hugh Hefner auf die Idee, dass es doch ganz lustig wäre, einen Teil von unserer Truppe ins Playboy Mansion einzuladen. Das hat er später bereut, glaube ich. Der irre Hugh Hefner! Wir haben sie alle kennengelernt, vom miesesten kleinen Zuhälter bis zum größten überhaupt. Und egal wie groß Hefner war, ein Zuhälter war er auf jeden Fall. Er hat uns seine Tore geöffnet, wir haben eine Woche bei ihm gewohnt. Eine Woche Sauna und Bunnys im Quasi-Puff, und auf Puffs stehe ich nicht wirklich. Allerdings erinnere ich mich nur sehr, sehr undeutlich daran. Ich weiß trotzdem noch, dass wir unseren Spaß hatten. Und dass wir die Bude demoliert haben. Kurz vor unserem Besuch war auf Hefner geschossen worden, weshalb das Mansion eher an die

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