Life - Richards, K: Life - Life
Houston und lebte in Kalifornien, ein Soul- und Gospelmusiker, der mit fast allen herausragenden Musikern gespielt hatte. Für die Tour hatten wir zwei Trompeter, zwei Saxofonisten und zwei Leute für die Tasteninstrumente - Billy an der Orgel und Nicky Hopkins am Klavier.
Billy schuf einen neuen Sound für uns. Wenn man sich die Aufnahmen mit Billy Preston anhört, »Melody« zum Beispiel, spürt man sofort, dass er perfekt zu uns passte. Wenn er mit uns auf der Bühne stand, drückte er allem seinen Stempel auf. Er war es gewohnt, ein Star zu sein. Einmal in Glasgow war seine Orgel so laut, dass sie den Rest der Band übertönte. Ich nahm ihn hinter der Bühne zur Seite und stauchte ihn zusammen. »Also, Bill, mein lieber William, wenn du deinen Scheißorgelkasten nicht ein bisschen runterdrehst, dann passiert was, okay? Die Band heißt nicht Billy Preston and the Rolling Stones . Du spielst Orgel für die Rolling Stones, okay?« Aber meistens kamen wir hervorragend miteinander aus. Charlie jedenfalls mochte den jazzigen Einschlag, und wir haben zusammen eine Menge guter Sachen gemacht.
Billy starb 2006, weil er die verschiedensten Dinge im Übermaß konsumierte. Sein Leben hätte nicht so enden müssen. Er hätte immer weiter aufsteigen können. Er hatte alles Talent der Welt. Seine Karriere hatte begonnen, als er noch sehr jung war. Ich glaube, dass er schon zu lange im Geschäft war. Und er war schwul zu einer Zeit, als sich noch niemand öffentlich dazu bekannte, was sein Leben nicht eben einfacher machte. Billy konnte sehr amüsant sein, aber manchmal rastete er aus. Einmal musste ich ihn in einem Fahrstuhl davon abhalten, seinen Freund zu verprügeln. »Was soll das, Billy, du hörst jetzt sofort auf, oder ich reiß dir die Perücke vom Schädel!« Er trug diese groteske Afro-Perücke. Dabei sah er darunter mit seinem Billy-Eckstine-Look großartig aus.
Bobby Keys und ich standen nach einer Show in Innsbruck nebeneinander vor der Pissrinne. Normalerweise gab Bob dabei den einen oder anderen Witz zum Besten, doch diesmal war er sehr still. »Schlechte Nachrichten, Keith. GP ist tot.« Es war, als hätte mir jemand gegen den Solarplexus getreten. Ich starrte ihn an. Gram tot? Ich hatte geglaubt, dass er clean wäre, dass es wieder bergauf ginge. »Genaueres später«, sagte Bobby. »Ich weiß nur, dass er tot ist.« O Mann. Man weiß nie, wie man auf so eine Nachricht reagieren soll, es dauert seine Zeit, bis man sie begreift. Another good-bye to another good friend .
Später erfuhren wir, dass Gram clean war, als er starb. Er hatte eine normale Dosis genommen. »Was soll’s, nur eine …« Aber der Körper hatte durch den Entzug keine Abwehrkräfte mehr. Ein tödlicher Fehler, den Junkies oft begehen. Der Körper hat durch die Entgiftung gerade erst einen Schock erlitten. Sie glauben, es ist nur ein kleiner Schuss, aber sie verpassen sich die gleiche Menge wie eine Woche vorher, als der Körper noch eine gigantische Toleranzschwelle
hatte. Deshalb ist dann auch der Absturz so verheerend. Der Körper sagt einfach: Leck mich, das war’s. Wenn man so was macht, dann sollte man sich zu erinnern versuchen, wie hoch die Dosis beim allerersten Mal war. Man muss die Sache langsam angehen. Mit einem Drittel weniger. Einer Prise.
Ich muss weg hier, um mit Grams Tod klarzukommen, sagte ich. Ich kann heute Nacht nicht in Innsbruck bleiben. Ich miete uns einen Wagen, wir fahren nach München und machen uns auf die Suche. Wir müssen eine bestimmte Frau finden. Ich hatte sie nur ein- oder zweimal getroffen, aber sie hatte mich sofort fasziniert. Ich weiß, das hört sich idiotisch an, aber wir fahren jetzt nach München. Heute Nacht noch. Wir vergessen Grams Tod und fahren los und machen was, irgendwas. Flennen und Rumjammern, ich hasse das. Es lässt sich sowieso nichts mehr ändern. Man wird bloß stocksauer auf ihn, weil er sich so früh verabschiedet hat. Also lenkt man sich ab. Ich werde mich auf die Suche nach der schönsten Frau der Welt machen. Keine Ahnung, ob ich sie finde, aber ich versuche es trotzdem. Ich habe wenigstens ein Ziel. Also mieteten Bobby und ich um ein Uhr morgens einen BMW und fuhren los.
Das Ziel hieß Uschi Obermaier. Wenn jemand mein schweres Herz besänftigen konnte, dann sie. Sie war wunderschön und ein bekanntes Fotomodell in Deutschland. Außerdem war sie eine Ikone der deutschen Studentenbewegung, die einen Generationenkonflikt angefacht hatte, der das Land zu zerreißen
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