Life - Richards, K: Life - Life
diesen kleinen Ring an den Finger und sechs Monate später … Na? Richtig! »Ich bin schwanger.« Die Lasterhöhle, die wir für uns geplant hatten, konnten wir damit vergessen, jetzt war ein Kinderzimmer gefragt. Also dann, die Ketten und Spiegel runter von den Wänden, rosa anstreichen und ein Kinderbettchen rein. Damals dachte ich, meine Zeugungspflichten hätte ich mit Marlon und Angela erledigt. Die beiden entwickeln sich gut und sind aus dem Gröbsten raus. Nie mehr Windeln. Aber nein! Jetzt kommt noch eine dazu. Ihr Name ist Theodora. Und ein Jahr später noch eine, Alexandra.
Little T & A. Dabei war an die beiden noch nicht mal zu denken gewesen, als ich den Song geschrieben habe.
Bild 11
© Jane Ross
KAPITEL 12
Geheime Solodeals und Tricksereien. Der dritte Weltkrieg bricht aus - zwischen den Glimmer Twins. Ich verbünde mich mit Steve Jordan und mache einen schwierigen Film mit Chuck Berry, dann lasse ich alles hinter mir und formiere die X-Pensive Winos. Versöhnung mit Mick auf Barbados; Voodoo, die gerettete Katze (links), Wiedergeburt der Stones und Beginn der Mega-Tourneen mit Steel Wheels . Bridges to Babylon und vier Songs mit doppeltem Boden.
A nfang der Achtziger wurde Mick allmählich unerträglich. Wir nannten ihn nur noch Brenda oder Her Majesty oder einfach Madam. Im November und Dezember 1982 waren wir wieder in den Pathé Marconi Studios in Paris und arbeiteten an den Songs für Undercover . Ich stöberte im WHSmith herum, dem englischen Buchladen in der Rue de Rivoli. Den Titel des Buches habe ich vergessen, aber plötzlich hatte ich es in der Hand, irgendeine Schauergeschichte einer gewissen Brenda Jagger. Jetzt hab ich dich, Kumpel! Von jetzt an heißt du Brenda, ob dir das gefällt oder nicht. Klar, dass es ihm nicht gefiel. Er brauchte eine Ewigkeit, bis er dahinterkam, woher der neue Spitzname stammte. Während er mit uns im selben Raum war, unterhielten wir uns über »diese
Zicke Brenda«, und er merkte nichts. Was nun folgte, ähnelte sehr Micks und meinem grässlichen Verhalten Brian gegenüber.
Wir befanden uns auf dem Höhepunkt einer Entwicklung, die sich schon seit mehreren Jahren immer weiter zugespitzt hatte. Das uns unmittelbar betreffende Problem war Micks unbezähmbares Verlangen, alles zu kontrollieren. Für ihn liefen wir unter der Überschrift: MICK JAGGER UND DIE ANDEREN. Das war die Haltung, die wir alle zu spüren bekamen. So sehr er es auch versuchte, er konnte einfach nicht damit aufhören, sich als die Numero uno zu inszenieren, am wenigsten vor sich selbst. Es gab Micks Welt, eine Welt der Prominenten, und es gab unsere Welt. So was ist für den Zusammenhalt oder die Zufriedenheit einer Band ganz und gar nicht förderlich. O Mann, nach all den Jahren mussten wir uns mit einem aufgeblasenen Wichtigtuer herumschlagen. Er war so aufgeblasen, dass er schon gar nicht mehr durch die Tür kam. Die Band, mich eingeschlossen, bestand im Grunde nur noch aus seinen Wasserträgern. Gegenüber Außenstehenden war das schon immer seine Einstellung gewesen, aber nie gegenüber der Band. Als das auch auf uns übergriff, war Schluss.
Ein aufgeblähtes Ego innerhalb einer Band ist immer ein Problem, vor allem wenn sie schon so lange zusammen ist und eine geschlossene Einheit bildet. Eine Band ist angewiesen auf eine gewisse Integrität, zumindest unter ihren Mitgliedern. Die Band ist ein Team. Sie ist in gewisser Weise sehr demokratisch. Alle Entscheidungen müssen zusammen getroffen werden - dies und das machen wir so, und jenes machen wir so. Wer versucht, sich über die anderen hinwegzusetzen, bringt sich selbst in Gefahr. Charlie und ich verdrehten die Augen Richtung Decke. Das meint er nicht ernst, oder? Eine Zeit lang ließen wir uns Micks Versuche, den ganzen Laden zu übernehmen, einfach gefallen. Wir waren immerhin seit fast fünfundzwanzig Jahren zusammen, als die Kacke
richtig zu dampfen anfing. Wir dachten, okay, das musste ja mal passieren. Allen Bands passiert das, das ist der Härtetest. Halten wir das aus?
Für alle, die an Undercover mitarbeiteten, müssen die Sessions ziemlich unschön gewesen sein. Es herrschte eine feindselige, unharmonische Atmosphäre. Wir sprachen kaum miteinander, und wenn, dann fuhren wir uns giftig und bösartig an. Mick pisste Ronnie an, ich verteidigte Ronnie. Um die Arbeiten an dem Album überhaupt beenden zu können, arbeiteten wir schließlich nach folgendem Zeitplan: Mick rauschte mittags ins Studio
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