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Life - Richards, K: Life - Life

Titel: Life - Richards, K: Life - Life Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Richards
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massiven Eisblock eingefroren - viele Jahre, bevor Damien Hirst auf eine ähnliche Idee kam.
    Etwa um diese Zeit fragte ich Keith, ob ich Gitarrenunterricht nehmen dürfte. »Mein Sohn wird kein Gitarrist«, sagte er. »Auf keinen Fall. Ich will, dass du Rechtsanwalt oder Steuerberater wirst.« Er machte natürlich Witze,
aber auf eine sehr trockene Art, und ich war ziemlich geschockt.
    Erstaunlich war, dass ich zur Schule in die Portledge School ging, eine vornehme Schule im Locust Valley, zu der mich Roy mit dem Wagen brachte. Allerdings - sagen wir es mal so - mit Unterbrechungen. Meine Anwesenheitsbilanz war nicht sehr gut. Unser abgeschottetes Leben störte mich nicht. Ich fühlte mich wohl, wenn ich nicht zu viele Leute um mich hatte - Anita und Keith waren schon anstrengend genug. Ich wollte einfach nur nach meinem eigenen Plan zur Schule gehen, dort so gut sein, wie ich konnte, und ein irgendwie normales Leben führen. Ich hatte das Gefühl, dass ich das alleine am besten hinbekam. Oder zumindest nur mit Roy. Schließlich warfen sie mich im Locust Valley von der Schule. Ich fehlte zu oft, und ich machte keine Hausaufgaben. Damit war das Thema Schule erst mal erledigt. Irgendwer aus Keiths Verwandtschaft erzählte ihm, ich sei ein stinkfauler Tagedieb und eine Militärakademie genau das Richtige für mich. Es gab sogar Versuche, Keith dazu zu bringen, mich nach West Point zu schicken. Ich hätte nicht mal was dagegen gehabt. Keith fragte mich, was ich tun wollte, ob ich gar nicht mehr zur Schule wollte. Nein, sagte ich, ich will eine Ausbildung, aber nicht hier in Amerika, ich will nach England. Also ging ich 1988 nach England und zog in eine Wohnung in der Tite Street in Chelsea, direkt gegenüber von Anita. Und bevor ich es vergesse: Ich schloss in vier Fächern mit der Bestnote ab.
    Seine Entscheidung, nach England zurückzugehen, war für Marlon und auch für mich ein Wendepunkt. Er sagte: Diesen
ganzen Long-Island-Scheiß will ich nicht mehr. Da zog ich den Hut vor Marlon. Er hätte schließlich auch ein Long-Island-Schnösel werden können. Aber Gott sei Dank war er schlauer, seilte sich ab und zog sein eigenes Ding durch. Vielleicht war Bert sein Anker, vielleicht war er der stabilisierende Faktor. Probieren geht über Studieren. Man hätte das sicher alles viel besser handhaben können, aber wir waren ja ständig auf der Flucht. Marlons Kindheit war ungewöhnlich. Weit entfernt von jeder Normalität. Wahrscheinlich geht er deshalb bei der Erziehung seiner eigenen Kinder auf Nummer sicher, hat ein Auge auf alles. Weil das bei ihm nie so war. Inzwischen versteht Marlon, was damals ablief. Es lag an den Zeiten, und es lag an den Umständen, dass seine Kindheit so schwierig war. Mir fiel es sehr schwer, ein Rolling Stone und gleichzeitig ein Vater für meine Kinder zu sein.
    Auch Anita hat überlebt. Sie ist jetzt die liebevolle Großmutter von Marlons drei Kindern. Sie ist immer in der Welt der Mode zu Hause, als eine Art Elder Stateswoman und Ikone, als eine Quelle der Inspiration. Und sie hat ihren »grünen Daumen« weiter kultiviert. Ich verstehe selbst einiges vom Gärtnern, aber sie kennt sich eindeutig besser aus. Sie kümmerte sich um meine Bäume in Redlands, von denen mehrere fast unter den Efeumassen erstickt wären. Ich drückte ihr eine Machete in die Hand, sie hackte den Efeu weg, und jetzt blühen die Bäume wieder. Sie fährt auch mit dem Fahrrad zu ihrem Schrebergarten in London, den sie hegt und pflegt.
     
    Im Dezember 1983 waren Patti und ich vier Jahre zusammen. Ich liebte sie, und ich wollte unser Verhältnis auf eine legale Grundlage stellen. Außerdem stand mein vierzigster Geburtstag an. Welcher Zeitpunkt hätte passender sein können? Wir hatten mit Julian Temple in Mexiko Videoclips für »Undercover of the Night«
gedreht. Er war zu jener Zeit für viele unserer Videos verantwortlich. In Mexiko drehten wir drei oder vier Clips. Als wir fertig waren, dachte ich: Endlich, eine Auszeit. Ich fuhr runter nach Cabo San Lucas, das damals noch ein kleiner Ort mit zwei Hotels am Strand war. Eins davon war das Twin Dolphin.
    Meine über den ganzen Globus verstreuten Freunde und ich halten des öfteren »Konferenzen« ab - wie Bischofskonferenzen, die jederzeit einberufen werden können. In den USA gibt es die »Eastern Conference« und die »Western Conference«, die ziemlich gesittet ablaufen. Und es gab die durchgeknallte »Southwestern Conference«, die meistens in New Mexico

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