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Life - Richards, K: Life - Life

Titel: Life - Richards, K: Life - Life Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Richards
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oder hätten ohne Feuer dagestanden. Damals wären wir fast von einer Sturzflut weggeschwemmt worden - mit anderen Worten: die üblichen Sachen, die auf Campingausflügen eben so passieren. Man hat mich nirgendwo erkannt, weil ich dauernd pudelnass war. Meine Pfadfinderausbildung kam ihnen da schon sehr zustatten. »Hackt Holz! Haut die Zeltpflöcke rein!« Ich bin ein großer Lagerfeuerbauer, kein Brandstifter, aber ein Pyromane.
     
     
    Eintrag in mein Notizbuch, 2006:
    Ich bin mit einer wahren Schönheit verheiratet. Elegant, anmutig und so bodenständig, wie man nur sein kann. Intelligent, praktisch, fürsorglich, rücksichtsvoll und in der Horizontalen eine sehr scharfe Angelegenheit. Ich nehme an, dass ich eine Menge Glück gehabt habe. Sie versteht meinen ausschweifenden Lebensstil, deshalb verwirrt mich ihr Sinn für das Praktische und Logische. Was manchmal meinem nomadischen Wesen zuwiderläuft. Dinge mit Logik anzupacken geht mir gegen den Strich, und doch weiß ich es sehr zu schätzen. Ich verneige mich voller Respekt.
    In Südafrika unternahmen wir mit den Kindern eine denkwürdige Safari, bei der mir ein Krokodil fast die Hand abgebissen hätte - haarscharf am vorzeitigen Ruhestand vorbei. Wir waren zwei oder drei Tage dort, während der Voodoo-Lounge-Tour. Bernard Fowler und Lisa Fischer waren auch mit von der Partie. Wir wohnten in einem Safaripark, in dem alle Angestellten ehemalige weiße Gefängniswärter waren - und offensichtlich waren die meisten ihrer Gefangenen Schwarze gewesen. Man sah es am
Gesicht des Barmixers, wenn Bernard oder Lisa einen doppelten Glenfiddich bestellte. Keine sehr gastfreundliche Atmosphäre. Mandela war fünf Jahre zuvor aus dem Gefängnis freigelassen worden. Lisa und Bernard gingen aus, um sich ein bisschen auf dem Kontinent ihrer Vorfahren umzuschauen. Als sie zurückkehrten, waren sie stocksauer. Überall hieß es: »Schwarze nicht erwünscht«. An der alten Apartheid-Einstellung schien sich nichts geändert zu haben.
    Eines Morgens, ich hatte nach einer langen Nacht vielleicht eine Stunde geschlafen und war nicht gerade fit, holten mich die anderen aus dem Bett und verfrachteten mich in einen offenen Geländewagen. Ich ließ mich auf der Rückbank durchschütteln, meine Laune war im Keller. Keine Anwandlungen von wegen »O mein Gott, das ist Afrika!« Ich dachte bloß: Sträucher und Büsche, na und. An einer kleinen Abzweigung blieb der Wagen plötzlich stehen. Warum halten wir jetzt an? Ich schaue auf ein paar Felsen und einen Höhleneingang. Und im nächsten Augenblick taucht aus dem Loch etwas auf, das genau so aussieht, wie ich mir Mrs. Gott vorstelle - ein Warzenschwein. Es schnaubt Dampf in meine Richtung und mustert mich aus seinem schlammverkrusteten Gesicht mit kleinen roten Augen. Und dann diese Hauer - das hat mir gerade noch gefehlt. Es war eines der hässlichsten Tiere, die mir je begegnet sind, besonders um diese Tageszeit. Tja, soviel zu meiner ersten Begegnung mit der wilden Tierwelt Afrikas. Mrs. Gott , die wollte man nun nicht gerade treffen.’tschuldigung, ist Mr. Gott zu Hause? Nein? Darf ich dann morgen noch mal vorbeischauen? Apropos zu Hause, plötzlich hatte ich ein Nudelholz, Lockenwickler und einen altmodischen Morgenmantel vor Augen. Vor Energie strotzen und gleichzeitig Gift und Galle spucken. Ein schöner Anblick, allerdings nicht, wenn man nur eine Stunde geschlafen und einen Mordskater hat.

    Wir rumpeln also weiter über den holprigen Weg. Ein freundlicher Bursche, ein Schwarzer namens Richard, hockt hinten auf dem Land Rover und erklärt uns alles. Plötzlich zeigt er auf einen riesengroßen Haufen aus … irgendwas. Da, sagt Richard, schaut euch das an. Er kappt die Spitze von dem Haufen, und eine weiße Taube flattert heraus. Es war Elefantenkot! Die weißen Tauben folgen den Elefanten und picken die unverdauten Samen aus den Exkrementen. Ihre Federn sind mit einer öligen Schicht überzogen, so dass sie nicht in dem Dung kleben bleiben. Sie können im Innern des Haufens stundenlang atmen und fressen sich praktisch ihren Weg ins Freie. Das ist ein reiner, jungfräulicher Augenblick, wenn die Taube aus der Scheiße emporsteigt, makellos wie eine Friedenstaube. Dann biegen wir um eine Kurve und sehen direkt vor uns am Straßenrand einen großen Elefantenbullen. Er ist gerade damit beschäftigt, zwei etwa zehn Meter hohe Bäume niederzureißen. Sein Rüssel umfasst beide Stämme auf einmal. Als wir anhalten, wirft er einen Blick

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