Life - Richards, K: Life - Life
IV, wobei das IV iii-vau (wie intravenös) ausgesprochen werden muss. Das würde
passen: Aah, lass es laufen, lass es laufen. Ich hätte dann meinen eigenen Schalter, um mir das Zeug reinzupumpen.
Trotz dieser Geschichte - oder vielleicht auch wegen der entspannenden Wirkung auf Mick - war das folgende Jahr 2004 für uns das beste seit ewigen Zeiten. Mick war viel lockerer geworden, keine Ahnung, warum. Vielleicht war das einfach der Prozess des Erwachsenwerdens, der Wertschätzung dessen, was wirklich wichtig ist. Ich glaube, es hatte viel damit zu tun, was mit Charlie geschah. 2004 war ich in Micks Haus in Frankreich, weil wir zusammen Songs für ein neues Album schreiben wollten - das erste seit acht Jahren, aus dem schließlich A Bigger Bang wurde. Mick und ich saßen am ersten oder zweiten Tag meines Aufenthalts mit unseren Akustikgitarren zusammen und versuchten uns an ein paar neuen Sachen. Plötzlich sagte Mick, dass Charlie Krebs hätte. Es folgte eine bedeutungsvolle Pause, während der die unausgesprochene Frage in der Luft hing: Und, was machen wir jetzt? Der Schock hätte nicht größer sein können. Mick fragte, ob wir aufhören und abwarten sollten, was mit Charlie passierte. Ich dachte eine Minute nach und sagte: Nein, lass uns weitermachen. Wir haben gerade erst angefangen, neue Songs zu schreiben, da brauchen wir Charlie noch nicht. Außerdem wäre auch Charlie selbst ziemlich sauer, wenn wir jetzt aufhören würden, nur weil er vorübergehend außer Gefecht gesetzt ist. Charlie würde das überhaupt nichts nutzen, und wir haben einfach ein paar neue Songs zu schreiben. Los jetzt, die Bänder schicken wir Charlie, die kann er sich anhören, dann weiß er, wie weit wir sind. Und so haben wir es gemacht.
Micks Château ist sehr schön. Es liegt etwa fünf Kilometer von der Loire entfernt, mit herrlichen Weinbergen oberhalb und Gewölben unterhalb des Hauses, wo der Wein jahrein, jahraus bei
gleichbleibender Temperatur gelagert wird. Ein richtiges Kapitän-Haddock-Château, wie bei Hergé. Wir verstanden uns gut und brachten ein paar ordentliche Sachen zustande. Wir waren nicht so launisch wie früher. Wenn die Atmosphäre vom festen Willen zur Zusammenarbeit geprägt ist, dann ist das was vollkommen anderes, als wenn die Einstellung herrscht, okay, mal sehen, wie wir das jetzt hinbiegen. Ich meine, wenn man mit einem Menschen seit über vierzig Jahren zusammenarbeitet, dann läuft nicht immer alles glatt, oder? Man muss auch mal durch die Scheiße gehen, das ist wie eine Ehe.
Mein Rückzugsort außerhalb Jamaikas wurde Parrot Cay, das Papageienriff, das zu den nördlich der Dominikanischen Republik gelegenen Turks- und Caicos-Inseln gehört. Ich hatte nichts gegen Jamaika, aber nach einigen erschreckenden Vorfällen wollte meine Familie dort nicht mehr hin. Der Frieden von Parrot Cay hingegen wird nie gestört - am allerwenigsten durch Papageien. Ich habe nie einen Papagei auf Parrot Cay gesehen, anscheinend hatten nervöse Investoren in der Vergangenheit die Idee, den Namen von Pirate Cay in Parrot Cay zu ändern. Hierhin ziehe ich mich für längere Phasen zurück, hier besuchen mich regelmäßig meine Kinder und Enkel. Ich höre amerikanische Radiostationen, die auf bestimmte Musikgenres spezialisiert sind - Rock aus den Fünfzigern läuft rund um die Uhr, ab und zu steht mir der Sinn nach dem Bluegrass-Sender, der verdammt gut ist, oder nach Hip-Hop, Retro-Rock oder Alternative-Rock. Bei Stadion-Rock schalte ich aus, das erinnert mich zu sehr an unser eigenes Zeug.
Ein Eintrag aus meinem Notizbuch:
Wenn ich etwa einen Monat hier bin, nehme ich einen seltsamen Kreislauf wahr. Eine Woche lang führen Geschwader von Libellen eine Show auf, die der Flugrevue in Farnborough alle Ehre machen würde - dann verschwinden sie plötzlich. Nur wenige Tage später beginnen Schwärme von orangefarbenen Schmetterlingen die Blumen zu bestäuben. Es scheint eine Art Zeitplan zu geben. Ich lebe hier mit mehreren Spezies zusammen. Als da sind: zwei Hunde, eine Katze, Roy (Martin) mit Kyoko, seiner japanischen Freundin (oder andersrum: Kyoko mit Roy, ihrem Diamanten aus dem East End). Dann Ika, die wunderschöne (aber unantastbare) Butlerin. Ein Engel! Aus Bali! Mr. Timothy, ein liebenswürdiger Schwarzer aus dem Ort, der sich um den Garten kümmert und dem ich die Flechtwaren aus Korb und Palmwedeln abkaufe, die seine Frau herstellt. Ach ja, und zahllose Geckos (alle Größen) und wahrscheinlich ein
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