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Life - Richards, K: Life - Life

Titel: Life - Richards, K: Life - Life Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Richards
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oder zwei Ratten. Toaster, die Katze, arbeitet für ihren Lebensunterhalt. Sie jagt große Falter. Dann sind da noch die beiden durchtriebenen Barkeeper aus Java und Bali. Einheimische Seeleute sorgen für Lokalkolorit. Aber mañana geht’s zurück in den Eisschrank. Ich muss mal wieder packen. Wünscht mir Glück.
    Das habe ich Anfang Januar 2006 geschrieben, am Ende der Weihnachtsferien während der Bigger-Bang-Tour. Ich packte mein Zeug zusammen und machte mich wieder an die Arbeit: Anfang Februar stand die Halbzeit-Show des Super Bowl auf dem Programm, zwei Wochen später vor mehr als einer Million Menschen in Rio das größte Rock’n’Roll-Konzert aller Zeiten. Ein hektischer Jahresanfang. Genau ein Jahr zuvor ging ich am Strand spazieren und
krabbelte über die Felsen, als mir plötzlich Paul McCartney entgegenkam - ein paar Tage bevor er in jenem Jahr selbst die Super-Bowl-Show spielte. Das war sicher der merkwürdigste Ort, an dem wir uns nach all den Jahren wiedertreffen konnten, aber sicher auch der beste, weil wir hier Zeit zum Reden hatten, vielleicht das erste Mal überhaupt seit jenen frühen Tagen, als sie schon Songs verscheuerten, bevor wir überhaupt welche schrieben. Er tauchte einfach so auf. Er sagte, er hätte von meinem Nachbarn Bruce Willis erfahren, dass ich hier wohne. »Ich dachte, ich schau einfach mal vorbei. Entschuldige, dass ich nicht vorher angerufen habe, ich hoffe, das ist okay so.« Da ich nie ans Telefon gehe, war das sowieso die einzige Möglichkeit, mich zu treffen. Ich spürte, dass Paul eine Auszeit brauchte. Erst im Nachhinein fiel mir auf, dass schon damals irgendwas nicht stimmte. Seine Trennung von Heather Mills, die mit ihm auf den Turks und Caicos war, stand kurz bevor.
    Paul kam jeden Tag vorbei, sobald seine Tochter im Bett lag. Ich hatte Paul nie so gut gekannt. John kannte ich ziemlich gut, auch George und Ringo, aber Paul und ich hatten nie viel miteinander zu tun gehabt. Wir freuten uns wirklich über diese Begegnung und fanden sofort einen Draht zueinander, redeten über die Vergangenheit und über das Songschreiben. Wir unterhielten uns über Dinge wie den Unterschied zwischen den Beatles und den Stones. Die Beatles seien eine Gesangstruppe gewesen, weil jeder von ihnen der Leadsänger sein konnte, während wir mehr eine Musikerband gewesen seien, weil wir nur einen Frontmann hatten. Weil John Linkshänder gewesen sei, erzählte mir Paul, hätten er und John wie vor einem Spiegel Gitarre spielen und sich dabei auf die Finger schauen können. Also fingen wir an, ebenfalls auf diese Weise zu spielen. Wir haben sogar angefangen, einen Song zusammen zu schreiben, eine McCartney/Richards-Nummer, deren Text
noch viele Wochen an meiner Wand hing. Ich wollte ihn überreden, beim Super Bowl »Please Please Me« zu spielen, aber er meinte, das hätte er den Veranstaltern schon vor Wochen mitteilen müssen. Wir sangen zusammen Roy Orbisons Version von »Please Please Me«, weil mir eingefallen war, wie saukomisch Pauls Parodie auf Roy gewesen war. Wir blödelten über aufblasbare Hundehütten, die so aussehen müssten wie ihre Bewohner - zum Beispiel gefleckte für Dalmatiner. Das führte zu einem Spezialprojekt, das wir in Angriff nehmen wollten: sonnengetrocknete Promi-Scheißhaufen, aufbereitet mit Regenwasser. Promis müssten ihre Kacke spenden, die würde dann mit Schellack überzogen und von einem bedeutenden Künstler verziert. Elton John würde sicher mitmachen, er ist ein großartiger Bursche. George Michael, der wäre auch dabei. Ob Madonna sich trauen würde? Es waren herrliche Tage, wir hatten jede Menge Spaß zusammen.
    Ein Jahr später, zwei Wochen nach dem Super-Bowl-Gig, flogen wir an die Copacabana zu dem von der brasilianischen Regierung finanzierten Gratiskonzert. Extra für uns wurde eine Brücke gebaut, über die wir von unserem Hotel über die Copacabana Road zur Bühne am Strand gehen konnten. Als ich mir später das Video des Konzerts anschaute, fiel mir auf, wie konzentriert ich war. Mein Gesichtsausdruck war wirklich grimmig. Was auf jeden Fall passen musste, war der Sound. Alles andere war mir egal. Wie ein Kindermädchen wuselte ich herum und sorgte dafür, dass alles perfekt ablaufen würde. Verständlicherweise, schließlich spielten wir vor einer Million Menschen, von denen sich die Hälfte in der Nachbarbucht befand. Ich fragte mich, ob der Sound überhaupt so weit tragen oder irgendwo auf halbem Weg absaufen würde. Wir konnten von der

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