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LIGEIA - Ein erotischer Horrorthriller (German Edition)

LIGEIA - Ein erotischer Horrorthriller (German Edition)

Titel: LIGEIA - Ein erotischer Horrorthriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Everson
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wartete hier niemand außer Evan, der mutterseelenallein dasaß und in einer Ausgabe der Cosmopolitan blätterte. Dr. Blanchard hatte ihre Terminplanung gut im Griff, es gab keine Doppelbelegungen. Darum musste er nie lange warten. Aber vielleicht war er ja auch der Einzige, der in dieser kleinen Stadt verrückt genug war, um zum Irrenarzt zu gehen.
    Nicht dass er es freiwillig tat. Nach Joshs Tod hatte die Firma darauf bestanden, dass er seine zweiwöchentlichen Sitzungen beibehielt, wenn er seinen Job behalten wollte. Nachdem er im vergangenen Jahr ein Dutzend Mal nicht zur Arbeit erschienen war, weil er es nicht geschafft hatte, rechtzeitig aus dem Bett zu kommen, hieß es nun: zum Seelenklempner oder auf die Straße!
    Evan wünschte, er hätte Sarah ebenfalls zu einer Behandlung überreden können. Er hatte sich zwar nicht gerade zu einem glühenden Verfechter der Psychiatrie entwickelt, aber er musste zugeben, dass seine Gespräche mit Vicky ihm, als es wirklich schlimm wurde, geholfen hatten, mit dem Leben fertig zu werden.
    Eine Tür wurde geöffnet und besagte Seelenklempnerin steckte den Kopf durch die Öffnung und fragte freundlich: »Woll’n Sie nach hinten kommen?« Dr. Blanchard konnte sich keine Sprechstundenhilfe leisten, nur um die paar Patienten, die sie hin und wieder konsultierten, nach hinten in ihr Büro zu schicken, das sie ihren Chatroom nannte.
    Er folgte ihr einen kurzen Flur entlang. Der Schreibtisch der Ärztin nahm fast den gesamten Platz vor den raumhohen Fenstern ein. An den Wänden zu beiden Seiten stand jeweils eine Couch und vor dem dunklen Holz des Schreibtischs thronten zwei Ledersessel. Früher war dies wahrscheinlich das Wohnzimmer der alten Stadtvilla gewesen.
    »Sie wissen ja, wie es läuft«, sagte sie, als sie hinter ihren Schreibtisch schlüpfte. Mitunter kam Evan sich irgendwie lächerlich vor, wenn er ihr etwas erzählte; sie hätte gut und gern seine kleine Schwester sein können. Mit ihren 1,58 Metern war Dr. Blanchard nicht gerade eine imposante Erscheinung. Seiner Schätzung nach wog sie ungefähr so viel wie ein Kleiderhaken. Sie sprach mit dem leicht singenden Tonfall einer Zehntklässlerin, stets fröhlich und mit einer gewissen Überschwänglichkeit.
    Trotzdem, wenn man schon sein Herz ausschütten sollte, dann doch am besten bei einer ehemaligen Cheerleaderin. Schließlich hatte man ihr von klein auf das Aufmuntern beigebracht. Mehr als einmal hatte sich Evan bei diesem Gedanken ertappt.
    Er ließ sich in einen der Sessel plumpsen (sie bot ihm jedes Mal einen Platz auf der Couch an, aber es kam ihm nicht richtig vor, dazuliegen, während er mit ihr redete) und hob eine Augenbraue, als sie ihren vergilbten Notizblock hervorkramte.
    »Sehen Sie sich das Zeug, das Sie da aufschreiben, überhaupt jemals an, nachdem ich gegangen bin?«, wollte er wissen.
    Sie hob ihre tiefblauen Augen und erwiderte seinen Blick, als wäre sie entsetzt. Dann lachte sie. »Nein, normalerweise nicht.« Sie blinzelte und schüttelte den Kopf. »Aber darum geht es gar nicht.«
    »Ich weiß.« Er lächelte zurück. »Hier geht es um mich, nicht um Sie.«
    Lächelnd deutete sie mit einem langen, gefährlich rosafarben lackierten Fingernagel auf ihn. »Richtig. Und nun liefern Sie mir einen guten Grund, weshalb ich Sie in dieser Woche nicht einweisen lassen soll.«
    »Hm, na ja, vielleicht sollten Sie es ja tun«, begann Evan.
    »Möchten Sie das näher erklären?«
    »Ich glaube, ich habe beobachtet, wie eine Frau Selbstmord beging«, sagte er.
    »Erzählen Sie mir, was passiert ist.«
    Evan ging mit ihr die ganze Geschichte durch, wie er am Abend zuvor am Strand spazieren gegangen war und der singenden nackten Frau begegnet war. Wie sie ins Wasser hechtete und danach spurlos verschwand.
    »Wie läuft es eigentlich zwischen Sarah und Ihnen?«, wollte Dr. Blanchard wissen.
    »Das fragen Sie sozusagen ganz nebenbei?«, lachte Evan.
    »Ich bin nur neugierig … Wie steht es mit Ihnen beiden? Die letzten paar Male, als Sie hier waren, sagten Sie, dass sie deutlich mehr trinkt. Ich frage mich bloß …«
    »Sie fragen sich, ob ich Halluzinationen habe. Vielleicht habe ich mich ja gemeinsam mit ihr volllaufen lassen. Oder vielleicht liegt es daran, dass ich mir so verzweifelt wünsche, dass sie nach Hause kommt … oder gar nicht erst weggeht?«
    Ein Stirnrunzeln verdüsterte ihr Lächeln. »Ist das so offenkundig? Es kommt nicht oft vor, dass ich solche Fragen aus dem Lehrbuch stelle. Tut mir

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