LIGEIA - Ein erotischer Horrorthriller (German Edition)
hatte. Donato sehnte sich danach, sie zu berühren …
Einen Moment lang starrte sie ihn an, musterte ihn abschätzend. Dann sprintete sie los, den Abgang zu den Kojen hinab.
»Aufwachen!«, rief Donato, doch der Gesang der Sirene übertönte ihn. Tief und sinnlich, dann hoch und schrill drang ihr Lied aus dem Unterdeck an seine Ohren. Einer der Männer schrie, verstummte jedoch augenblicklich.
Donato schüttelte den Kopf und weinte. Er sollte die Männer schützen. Wachdienst hatte schließlich er. Aber er wusste nicht, wie. Er hatte nicht damit gerechnet, dass sie an Bord kommen würde …
Wenige Minuten später kehrte sie zu ihm zurück. Sie schritt langsam rückwärts und ruderte locker mit den Armen, als schwimme sie durch die Luft.
Benito folgte ihr. Wie im Traum, schlafwandlerisch. Er folgte ihrem Gesang und den süßen Verheißungen ihres Lächelns. Als sie den Bordrand erreichten, zog sie ihn in ihre Arme. Einen Moment lang setzte ihr Gesang aus, als sie sich küssten. Er hatte die Arme um ihren Körper geschlungen, streichelte ihre Hüften und ihren Rücken, während er gierig seine Zunge in ihren Mund stieß. Sie erwiderte seine Umarmung, allerdings keineswegs in erotischer Absicht.
Ihr Kuss war hungrig.
Während Donato mit wachsendem Schrecken zusah, küsste sie den Hals seines Mannschaftskollegen, bis er blutete.
Das Deck war rot gefärbt von Benitos Lebenssaft. Nachdem sie ihn ausgesaugt hatte, hob sie seinen Leichnam hoch und warf ihn achtlos über Bord.
Bevor Ligeia ihm ins Meer folgte, hielt sie noch einmal inne.
Ein Bein hatte sie bereits über der Reling. Nun zog sie es wieder zurück, ging langsam quer über das Deck zu Donato und ließ ihre langen, sinnlichen Finger über das Tau gleiten, mit dem seine Handgelenke gefesselt waren. Sie wanderten weiter hinauf bis zu der Stelle, an der das Seil ihn mit dem Mast verband. Zunächst wirkte sie verwirrt. Doch dann huschte der Anflug eines Lächelns über ihr Gesicht.
Sie strich ihm über die Wange und drückte ihm die Lippen in einem sanften Kuss auf den Mund.
»Du nicht«, hörte Donato sie sagen, obwohl ihre Lippen sich gar nicht bewegten.
Sie beugte sich nach vorne und biss das Seil, das seine Hände fesselte, mit den Zähnen durch. Im nächsten Augenblick war er frei, und Donato verlor das Gleichgewicht. Er spürte seine Arme nicht mehr und sackte, so weit seine noch immer gefesselten Füße es zuließen, am Mast zusammen. Seine Arme kribbelten fürchterlich, als das Blut wieder durch seine Adern zirkulierte.
Ligeia strich ihm zärtlich mit der Hand übers Haar und schritt zurück an die Reling. Donato hatte nur Augen für das sanfte Wiegen ihres Hinterns und erlag auch ohne Gesang ihrem Zauber.
Als sie das Bein über die Reling hob, vernahm Donato von unten einen gellenden Schrei.
»Antonio?«, rief eine Stimme. »Was ist passiert? Oh Gott, Antonio, nein. Nein!!!«
Im ungewissen Licht des Mondes blickte Ligeia Donato ins Gesicht. Einen Moment lang funkelte grausamer Rachedurst in ihren Augen. Dann grinste sie und entblößte zwei Reihen spitzer, gefährlich scharfer Zähne.
Sie stieß einen tiefen, sonoren Ton aus, der Donatos Herz mit tiefer Trauer erfüllte.
Er hörte ein leises Plätschern. Dann war sie aus seinem Leben verschwunden.
John Everson
www.johneverson.com
JOHN EVERSON, geboren am 14. März 1966, ist ein amerikanischer Horrorschriftsteller und lebt mit Ehefrau und Sohn in Naperville, Illinois. Er hat bisher acht Romane und sechs Bände mit Kurzgeschichten veröffentlicht. Sein erster Roman Covenant erschien 2004 und gewann den Bram Stoker Award als bester Debütroman. Neben Siren (Ligeia) sind die Romane NightWhere und The Pumpkin Man bei Festa in Vorbereitung.
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