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LIGEIA - Ein erotischer Horrorthriller (German Edition)

LIGEIA - Ein erotischer Horrorthriller (German Edition)

Titel: LIGEIA - Ein erotischer Horrorthriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Everson
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fanden, weil es keine natürlichen Feinde gab. Aber Ratten summen nicht, überlegte Taffy. Und er wollte verdammt sein, wenn diese hohen, hellen Töne nicht von einer Frau stammten, die gedankenverloren vor sich hin sang.
    Aber auf diesem Schiff gab es keine Frauen, also war das unmöglich. Oder?
    Vielleicht hatten sie eine blinde Passagierin an Bord.
    Es knarrte erneut, genau auf der gegenüberliegenden Seite der quadratischen Kiste, hinter der Taffy sich anpirschte. Er nickte entschlossen und trat in Aktion. Die Arme zum Zupacken ausgestreckt, bereit, es mit jedem und allem aufzunehmen, machte er einen weiten Satz um die Kante herum.
    Er sah den Schatten, noch bevor er begriff, worum es sich handelte, und seine Hände schossen instinktiv nach vorne, um zuzugreifen. Gleichzeitig senkte sich allerdings ein schweres Tau über seinen Kopf und zog sich um seine Hüfte zu. Mit einem Ruck wurde er direkt auf die Gestalt zugezogen, die er eigentlich hatte packen wollen.
    »Du!«, brüllte der Schatten. Die Spannung des Seils ließ mit einem Mal nach und Taffy wankte zurück. Seine Hände kribbelten, weil sie unsanft über das Hemd des Käpt’ns gestreift waren.
    »Steh auf«, zischte Buckley, und Taffy gehorchte. Wie ein Soldat nahm er Habachtstellung an. »Was tust du hier?«
    Taffy kam sich ertappt vor, dabei hatte er doch gar nichts getan. Er unterdrückte den Drang, sich zu rechtfertigen, und erwiderte: »Dasselbe könnte ich Sie fragen, Käpt’n. Wen wollten Sie hier unten schnappen?«
    Buckley blickte ihn missmutig an, seine buschigen, grauen Augenbrauen stießen über der Nase zusammen. »Ich habe zuerst gefragt«, erklärte er. »Aber ich werde es dir trotzdem verraten. Ich versuche, den Halunken ausfindig zu machen, der sich an unserer Ladung vergreift. Ich glaubte, es sei Nelson, und vielleicht war er es ja auch … Aber jetzt ist er verschwunden, oder? Oder nicht? Vielleicht hält er sich bloß hier unten versteckt und säuft uns die Ladung unter dem Hintern weg, während der Rest von uns sich den Arsch aufreißt, um das, was noch übrig ist, an Land zu retten.«
    Taffy konnte nicht anders, er musste lachen. »So einen Blödsinn habe ich noch nie gehört. Nelson war – ist, hoffe ich – ein guter Mann. Er würde niemals etwas aus dem Laderaum stehlen. Keiner von uns behält seine Stelle auf diesem Schiff, wenn wir die Fracht nicht abliefern, für deren Transport man uns bezahlt.«
    »Ah, ich habe ihn doch bereits mit einer Flasche erwischt«, knurrte Buckley. »Wer sich den kleinen Finger nimmt, nimmt auch die ganze Hand, falls du verstehst, was ich meine. Und jetzt sag mir, weshalb ich dich Trunkenbold nicht auch auf die Liste der Verdächtigen setzen sollte. Was treibst du so kurz vor Einbruch der Dunkelheit im Laderaum? Du solltest dich besser darum kümmern, das Hauptsegel einzuholen?«
    »Ich habe etwas gehört«, erklärte Taffy. »Mir war, dass hier unten jemand ist.«
    Mit einem Mal wirkte der Käpt’n interessiert. »Soso, etwas gehört? Was hast du denn gehört, Bursche?«
    »Seit wir letztes Mal in Delilah anlegten, höre ich ständig komische Sachen. Die übrigen Männer sagen, es sind nur die alten Planken, die knarren, aber das nehme ich ihnen nicht ab. Wir fahren schon zu lange miteinander zur See, Käpt’n. Und dieses Schiff hier fängt nicht einfach so mitten auf dem Meer an, zu singen. Etwas hat sich verändert, seit wir in Delilah vor Anker lagen.«
    »Das Einzige, was sich verändert hat, ist das Interesse meiner Crew an der Ladung«, knurrte Buckley, indem er mit dem Daumen zur Treppe wies. »Scher dich an Deck!«
    Taffy erwachte in den frühen Morgenstunden. Die Mannschaftsunterkunft war erfüllt vom Schnarchen hart arbeitender Seeleute und von Jensens unverkennbarem, kurzatmigem Schnaufen. Jeder seiner Atemzüge klang irgendwie gequält. Taffy hatte keine Ahnung, wie der Mann es schaffte, auf einem Segelschiff zu arbeiten, wenn sein Atem schon bei der kleinsten Anstrengung rasselnd ging, doch der dicke Seemann schien sich irgendwie durchzumogeln. Taffy konnte nicht genau sagen, was ihn geweckt hatte. Aber er ließ seine Füße über den Rand der Koje baumeln und entschloss sich zu einem kleinen Spaziergang. Er musste sowieso pinkeln.
    Er tappte den dunklen Korridor entlang, der vom Mannschaftsquartier zur Schiffstoilette führte, und griff nach einer auf dem Gang hängenden Laterne, um Licht zu haben, bevor er die Tür zu der kleinen Kammer schloss und seine Blase in das Loch

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